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Lockruf Des Mondes

Lockruf Des Mondes

Titel: Lockruf Des Mondes
Autoren: Lucy Monroe
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Abigail nach Schottland schicken. »Nein!«, schrie Emily entsetzt.
    Sir Reuben und Sybil schraken beide zusammen und blickten zu ihr auf wie Bussarde, die beim Streit über einen Kadaver gestört worden waren.
    Emily lief die Treppe hinunter, so schnell sie konnte. »Ihr dürft Abigail nicht einem so furchtbaren Schicksal überlassen!«
    Sybil verzog angewidert den Mund. »Hast du schon wieder gelauscht?«
    »Ja. Und ich bin froh, dass ich es getan habe.« Mit wild pochendem Herzen wandte Emily sich ihrem Vater zu. »Du darfst nicht einmal daran denken, Abigail so weit fort zu einem Mann zu schicken, der ihre Behinderung für ein Zeichen Gottes halten könnte, dass sie unrein ist.«
    »Vielleicht ist es ja ein solches Zeichen«, warf Sybil ein, doch Emily beachtete sie nicht.
    »Bitte, Vater. Bitte tu das nicht!«
    »Wie deine Stiefmutter schon sagte, könnte das Abigails einzige Chance auf eine Heirat sein. Würdest du ihr die verweigern wollen?«
    »Ja, wenn es bedeutet, sie zu einem barbarischen Schotten zu schicken, der furchtbar wütend sein wird, wenn er merkt, wie du ihn hintergangen hast.« Als Emily sah, wie sich das Gesicht ihres Vaters verhärtete, nahm sie sich zusammen. Sie wollte nicht den Kampf verlieren, bevor er begonnen hatte, weil ihr Verhalten ihren Vater kränkte. Deshalb zwang sie sich, ihren Blick zu senken, so schwer es ihr auch fiel. »Bitte, Vater. Nimm mir meine Einmischung nicht übel, doch ich bin mir sicher, Sybil irrt sich. Ich glaube nicht, dass ein stolzer schottischer Clan-Chef eine solche Täuschung einfach hinnehmen würde und sich damit zufriedengäbe, seine Wut an seiner unglücklichen Gattin auszulassen.«
    Die Tatsache, dass beide Elternteile das für eine annehmbare Alternative hielten, war mehr, als Emily ertragen konnte.
    »Du denkst also, dass der Clan-Chef mir den Krieg erklären würde?«
    »Ja.«
    »Was weiß sie denn schon?«, höhnte Sybil. »Sie hat doch keine Ahnung von der Welt.«
    »Ich habe die Geschichten über diesen wilden Menschenschlag gehört, Vater.«
    »Geschichten, die man dummen Kindern erzählt, um ihnen Angst zu machen«, sagte Sybil.
    »Dann ist also auch meine Tochter dumm?«, fragte Sir Reuben und bewies damit, dass er die Beleidigung seiner Frau noch nicht vergessen hatte.
    Sybil ballte die Fäuste, als sie merkte, dass es ein Fehler gewesen war, so unverblümt zu sprechen, vor allem weil nun beide wussten, dass ihr Gespräch mit angehört worden war. Der Stolz ihres Vaters könnte solch bissige Worte seiner Frau noch verkraften, wenn sie unter sich waren, aber er würde nicht dulden, dass andere - nicht einmal eine bescheidene Tochter - ihn in einem Licht sahen, das ihn schwach erscheinen lassen könnte.
    Emily war entschlossen, das zu ihrem Vorteil auszunutzen. »Du bist einer der klügsten Barone des Königs, Vater. Das weiß jeder.«
    »Zu klug, um Krieg mit einem barbarischen Volk zu riskieren, nur um eine zu umtriebige Gemahlin zu beschwichtigen?«
    Emily wusste es besser, als darauf zu antworten, und blieb still, während Sybil ärgerlich nach Luft schnappte.
    »Und wen sollte ich an ihrer Stelle hinschicken?«
    »Jolenta?«, fragte Emily.
    »Nein!«, rief Sybil und zupfte ihren Mann am Ärmel. »Bedenkt doch bitte, Sir, dass die Verlobte des Erben von Baron de Coucy vor einem knappen Monat am Fieber gestorben ist. Der Baron wird sich schon bald nach einer neuen Braut für seinen Erben umsehen. Seine Mutter hat bereits zum Ausdruck gebracht, dass sie unsere Jolenta ansprechend findet.«
    Das jüngere Mädchen hatte die letzten beiden Jahre bei Hof verbracht, eine Ehre, die Emily nie zuteilgeworden war.
    »Ich dachte, du seiest der Meinung, sie sei zu jung zum Heiraten?«
    »Für eine Hochzeit mit einem barbarischen Schotten, aber doch nicht für die mit dem Sohn eines mächtigen Barons.«
    »Und wen sollte ich dann deiner Meinung nach auf Befehl des Königs hinschicken?«
    »Abigail ...«
    »Nein, bitte nicht, Vater ...«
    »Ich habe keine Lust, über die Verheiratung einer meiner Töchter Krieg zu führen.«
    Emily zuckte zusammen bei der Bemerkung ihres Vaters. Zwischen ihren Eltern war Stille eingetreten, und sie fürchtete deren Ausgang, wenn sie jetzt schwieg. Aber sie hatte Angst vor ihren eigenen Überlegungen und dem, was sie für die Schwester, die sie zurücklassen musste, und auch für sie selbst bedeuten würden.
    Schließlich holte sie tief Luft und zwang sich dann zu sagen: »Schick mich hin, Vater.«
    »Sie?«, wandte sich
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