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Lockruf Des Mondes

Lockruf Des Mondes

Titel: Lockruf Des Mondes
Autoren: Lucy Monroe
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Sybil aufgebracht an ihren Mann. »Glaubst du, der Schotte würde dir nicht den Krieg erklären, wenn du ihm ein so undiszipliniertes Mädchen schickst? Sie würde ihn mit Sicherheit schon in ihrer ersten Woche als seine Frau verärgern.«
    »Du hast selbst gesagt, dass diese Leute Barbaren sind. Da würde er eine wahre englische Dame ja wohl kaum zu schätzen wissen.«
    Der alte Schmerz durchzuckte Emilys Herz. Ihr Vater hatte keine höhere Meinung von ihr als ihre Stiefmutter. Das war ihr schon seit dem Tod ihrer leiblichen Mutter klar gewesen, als er einem kleinen, am Grabe seiner Mutter weinenden Mädchen vorgeworfen hatte, dass es nicht der Sohn war, den er sich ersehnt hatte. Denn wäre Emily ein Junge, wäre ihre Mutter nicht gestorben, nur weil sie versucht hatte, ihm einen Erben zu gebären.
    Emily wusste, dass diese grausamen Worte eine Lüge waren ... heute. Doch bis sie Sybils zweite und dritte Schwangerschaft gesehen hatte, nachdem sie ihrem Vater den erwünschten Erben schon geschenkt hatte, hatte Emily sie für bare Münze genommen. Und sich ihretwegen schrecklich nichtswürdig gefühlt.
    Aber sie glaubte schon lange nicht mehr, dass es sie wertlos machte, als Frau zur Welt gekommen zu sein. Sechs Jahre Korrespondenz mit einer mächtigen Äbtissin hatten sie von dieser falschen Vorstellung geheilt. Und das rief sie sich jetzt in Erinnerung, als sie ihren Blick erhob, um ihren Vater anzusehen.
    »Glaubst du, dass du in der schottischen Wildnis besser zurechtkommen wirst als Abigail?«, fragte er, als hätte er nur darauf gewartet.
    »Ja.«
    »Ich denke, da hast du vielleicht sogar recht.« Er wandte sich an seine Frau. »Mein Entschluss ist gefasst, Sybil. Ich werde Emily auf Verlangen meines Oberherrn nach Schottland schicken.«
    »Und Abigail?«, hakte Emily mit leiser Stimme nach.
    »Sie bleibt hier unter meinem Schutz.«
    Der große schwarze Wolf hob witternd den Kopf und spannte seinen mächtigen Körper an, um, falls nötig, augenblicklich aufzuspringen.
    Außerhalb seines eigenen Territoriums, selbst in Begleitung seiner Gefährten, lauerten überall Gefahren. Er hatte keinen Angriffstrupp mitgebracht, und der Clan, den auszuspionieren er hergekommen war, hatte ein volles Kontingent von Wolfskriegern. Einige waren sogar so mächtig wie seine eigenen.
    Was bedeutete, dass sie auf der Hut sein mussten.
    Lautlos schlich er durch den Wald, wohl wissend, dass seine beiden Gefährten dicht hinter ihm waren, auch wenn er sie nicht hören konnte. Die Gegenwart aller drei blieb unbemerkt von Mensch und Tier, und so sollte es auch sein.
    Von der Nacht seiner ersten Verwandlung an hatte sein Vater ihn gelehrt, seinen Geruch zu verbergen, und mit den Jahren hatte er die Kunst vervollkommnet. Andere Werwölfe und sogar wilde Tiere konnten im Dunkeln nahe genug herankommen, um ihn zu berühren, und bemerkten trotzdem niemals seine Gegenwart. Als Begleiter hatte er zwei ebenso erfahrene und geschickte Krieger ausgewählt.
    Obwohl er oft innehielt, um Witterung aufzunehmen, war es nicht seine hochempfindliche Nase, die das erste Anzeichen wahrnahm, dass sein Bruder Ulf recht gehabt hatte. Es waren seine Ohren, die ein Geräusch vernahmen, das kein menschliches Wesen über eine solche Entfernung hätte hören können. Von der Burg des Clans hinter den Bäumen und über die mit Gras und Heidekraut bestandene Ebene hinweg hörte er das unverkennbare Lachen des Mädchens.
    Susannah, die Wölfin, war hier.
    Es war ihre sanfte menschliche Stimme, die dort sprach, auch wenn nicht einmal sein scharfes Gehör die einzelnen Worte erfassen konnte. Sie klang nicht so, als wäre sie in Schwierigkeiten, aber das änderte nichts an den Fakten oder wie er darauf reagieren musste.
    Ein Clan-Gesetz - ein uraltes Clan-Gesetz, das den meisten Kelten und jedem Chrechte-Krieger bekannt war, der sich ihnen vor zweihundert Jahren angeschlossen hatte, war gebrochen worden. Eine Frau aus Balmoral war ohne Zustimmung des Clan-Oberhaupts zur Paarung verschleppt worden.
    Lachlan, Laird der Bewohner von Balmoral und Leitwolf des Kontingents der Chrechten unter ihnen, würde den Affront nicht dulden.
    Ulf hatte sich nicht geirrt hinsichtlich dessen, was der Wölfin widerfahren war, die während der letzten Vollmondjagd verschwunden war. Und er hatte auch recht gehabt, als er meinte, die Sinclairs müssten dafür bestraft werden. Kein Highland-Chief würde eine solche Unverfrorenheit seinem Clan und seiner eigenen Person gegenüber dulden.
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