Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Titel: Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?
Autoren: Ursula Essling
Vom Netzwerk:
Bob ein Küchenmesser. Das fanden sie lustig, aber ich fand das nicht. Im Gegenteil, es hat mir Angst eingejagt, obwohl sie lachten.
    Ich bin jetzt nicht mehr so verzweifelt, wenn Papa mich verhaut. Ich brülle dann immer viel stärker, als es wehtut. Dann holt mich nämlich Tante Ruth in ihr Zimmer, tröstet mich und gibt mir Mounts und andere Candys, manchmal auch Eiscreme. Mama ist natürlich dahintergekommen, aber sie hat Papa nichts verraten.
    Wenn Onkel Bob am Sonntag dienstfrei hat, nimmt er Tante Ruth und mich oft zur Osterwiese im Wald mit. Das ist eine wunderschöne Wiese mit vielen wilden Blumen, Bienengesumm und viel Sonne, wenn sie scheint. Dort machen wir Picknick. Es gibt herrliche Sachen aus der eisernen Ration. Dann legen wir uns in die Sonne. Das heißt, die Großen legen sich in die Sonne, ich spiele herum und bin ganz glücklich und zufrieden. Ich bin ganz dunkelbraun, obwohl ich das nicht so schön finde. Aber Tante Ruth sagt, sie beneide mich darum. Sie bleibt nämlich ganz weiß und Onkel Bob hat sowieso eine Haut wie Milch. Das stimmt, obwohl er aus Texas ist und was „Indianisches“ haben soll.
    Die Indianer haben eine rotbraune Haut, so habe ich es jedenfalls in einem Buch von Edgar Mohr gesehen. Er hat mir das mit den Indianern und Cowboys auch genau erklärt. Die wohnen auch in Amerika und kämpfen dauernd gegeneinander. Mich wundert es da nur immer, warum noch so viele Amerikaner in Deutschland sind, wo sie doch zum Kämpfen in Texas gebraucht werden.
    Edgar ist immer Cowboy, wenn wir spielen, und ich und sein kleiner Bruder Dieter müssen Indianer sein. Wir verstecken uns dann und fallen Edgar aus dem Hinterhalt an. Der Hinterhalt sind die Bäume beim Haus. Manchmal gehen wir auch in den Wald. Der ist ganz nah, aber wir dürfen nicht hin ohne Wilfried, den Großen von Mohrs oder Inge, die Große von uns. Die haben aber keine Lust auf uns aufzupassen. Also müssen wir doch alleine gehen. Hinterhalt spielen ist im Wald viel, viel schöner; denn bei unserem Haus weiß Edgar immer, hinter oder auf welchem Baum wir sind. Außerdem kann man im Wald in viel lauteres Kriegsgeschrei ausbrechen, da uns niemand hört.
    In unserem Wald fließt auch ein Bach. Der hat ganz braunes Wasser, deshalb heißt er auch Biergraben. Ganz weit weg gibt es sogar einen Fluss. Dort wachsen uralte Eichen und Weiden lassen ihre Zweige bis ins Wasser hängen. Da kann man herrlich baden, soll aber nicht, weil da Strudel sind. Wir sind jedoch ganz vorsichtig.
    Einmal war Edgar auf mich böse, aber er tat so, als wäre er es nicht. Wir gingen zusammen zum Fluss. Ich war damals noch nie dort gewesen und er gefiel mir gleich sehr gut. Da versteckte sich Edgar. Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht mehr. Bis mir klar wurde, dass er mich absichtlich hierher gebracht hatte und längst auf und davon war.
    Ich bekam es mit der Angst, denn ich war ganz fremd hier. Natürlich fand ich nicht heim. Es verging furchtbar viel Zeit, bis auf einmal Mama erschien. Ich war so froh, so froh wie nie und weinte trotzdem. Mama war furchtbar lieb und wir gingen heim. Ich bekam rote Grütze mit Rhabarber, das esse ich nämlich für mein Leben gern. Und dann hörte ich Edgar wie am Spieß schreien, er wurde nämlich von seinem Vater ganz schlimm versohlt. Danach sind Edgar und ich gute Freunde geworden. Wir können uns auch aufeinander verlassen und er hat sich nie wieder so an mir gerächt.
    Bei uns gibt es zwei Geschäfte, wo man Lebensmittel kaufen kann. Außerdem einen Bäcker und einen Metzger.
    In das eine Geschäft geht meine Mutter nicht mehr einkaufen, nur Inge und ich. Sie wollte nämlich mal Zucker auf Marken kaufen. Herr Braun, der auch im Kirchenchor ist, sagte, er habe keinen. Später fand sie jedoch heraus, dass er anderen Leuten Zucker verkaufte, von unter der Ladentheke. Da war sie ganz wütend. Beim anderen Laden holen wir immer Milch. Da sitzt die dicke Frau Pfeffer und verkauft stöhnend Käse und was es gerade so gibt. Sie erinnert mich an die Stolle-Minna, nur ist sie noch dicker. Mama sagt, in diesen Zeiten gäbe es keine dicken Leute, sie hätte wohl die Wassersucht, weil sie sich auch kaum bewegen kann. Aber sie ist eine gute Frau und ich habe sie gern. Sie ist freundlich zu Kindern und behandelt sie nicht so süßlich, wie andere Erwachsene das tun. Wenn sie was hat, schenkt sie uns auch ab und zu eine Süßigkeit.
    Ihr Mann ist dünn und ich habe gehört, dass keine Frau vor ihm sicher sei. Deshalb bedauern die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher