Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loch

Loch

Titel: Loch
Autoren: R Laymon
Vom Netzwerk:
gebraucht habe. Das Bild erschien vor sechs Monaten, oder? Und der Familienname deines Mannes und die Adresse des frisch vermählten Paars wurden preisgegeben. Warum also habe ich sechs Monate gebraucht, um zu kommen und dich einzufordern? Fragst du dich das?«
    »Ich frage mich, was du mit diesen Frauen gemacht hast.«
    »Ach, im Großen und Ganzen das Gleiche, was ich mit dir vorhabe. Mit dem Unterschied, dass ich dich behalten werde. Ich habe uns ein Haus gekauft. Ein hübscher kleiner Ort, an dem uns niemals jemand stören wird. Es wird unser Zuhause sein. Wir werden eine herrliche Zeit haben.«
    »Hast du sie umgebracht?«, fragte Pamela.
    Er grinste. »Ich habe sie von ihrem Elend erlöst.«
    »O Gott.«
    »Ich glaube, man könnte sagen, es ist deine Schuld. Diese ganzen Frauen und dein Mann, sie alle sind gestorben, weil du fröhlich deines Weges gegangen bist, als wäre der alte Fettsack Rodney Pinkham ein Nichts. Vielleicht hättest du mir mehr Aufmerksamkeit schenken sollen. Dich mit mir verabreden sollen.«
    »Mich mit dir verabreden? Du hast mich nicht mal gefragt!«
    »Du hättest mir ins Gesicht gelacht.«
    »Ich habe noch nie jemandem ins Gesicht gelacht!«
    »Bestimmt hast du mich hinter meinem Rücken Schwei nchen genannt.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Das haben alle getan.«
    »Ich habe nie gehört, dass dich irgendjemand hinter deinem Rücken Schweinchen genannt hat.«
    »Lügnerin.«
    »Wenn du unbedingt mit mir ausgehen wolltest, warum hast du mich dann nicht gefragt? «
    »Ich hab dir gesagt, warum.«
    »Vielleicht wäre ich ja mit dir ausgegangen. Du hättest deswegen niemanden ermorden müssen. Mein Gott … wie viele waren es?«
    »Einschließlich deines Mannes? Ach, sechzehn.«
    Es lähmte ihren Verstand. Fünfzehn Frauen waren gestorben, weil dieser Mann von ihr besessen war?
    Nicht nur Jim.
    Sie hatte geglaubt, es könnte nicht schlimmer werden als letzte Nacht. Es kann immer schlimmer werden, stellte sie fest.
    »Fünfzehn sind gar nicht so viel«, erklärte Rodney. »Ich meine, es klingt wie eine ganze Menge, wenn man einfach so damit herausplatzt. Aber man muss bedenken, dass es über fünf Jahre ging. Das sind im Durchschnitt drei pro Jahr. Das ist nicht so viel. Es wären viel mehr geworden, wenn du nicht geheiratet hättest und dein Bild in der Zeitung erschienen wäre. Jetzt, da ich dich habe, hört das mit den anderen auf. Ich meine, warum sollte ich die wollen, wenn ich dich habe? Du bist alles, was ich jemals wollte.«
    Er wandte den Kopf und lächelte Pamela an. Seit sie ihn kannte, hatte er immer auf diese Art gelächelt: ein seltsames schnelles Hochziehen der Oberlippe, bei dem nicht nur die Schneidezähne sichtbar wurden, sondern auch das Zahnfleisch darüber. Zwischen den Zähnen hingen immer Reste vergangener Mahlzeiten oder der vielen Snacks zwischendurch.
    Das war einer der Gründe, warum ihn jeder Schweinchen genannt hatte. Es lag nicht nur an seiner Fettleibigkeit, sondern auch an den winzigen Augen und dem Schmutz und dem Körpergeruch und den Essensresten, die seine Kleider und seine Zähne schmückten.
    Pamela hatte den Spitznamen immer als Beleidigung für alle Schweine empfunden. Sie nannte diesen widerlichen Typen lieber Rottney , weil alles an ihm verrottet war, abstoßend. Ekelhaft. Unter ihren Freunden hatte sie schreckliche Dinge über ihn gesagt. Doch zu ihm selbst war sie immer nett gewesen.
    Vielleicht war das ein Fehler gewesen. Nicht wegzurennen, wann immer er sich näherte, so wie es die meisten Kinder getan hatten. Ihn anzulächeln. Mit ihm zu reden. Ihn wie ein menschliches Wesen zu behandeln, obwohl sein widerliches Äußeres und der saure Geruch ihr die Tränen in die Augen trieben. Ein paarmal hatte sie mitten im Gespräch mit ihm buchstäblich würgen müssen. Um seine Gefühle nicht zu verletzen, hatte sie vorgegeben, sich den Magen verdorben zu haben.
    Vielleicht hätte sie ihn meiden, ihn auslachen, ihn ganz offen Schweinchen oder Rottney nennen sollen. Wenn sie richtig gemein zu ihm gewesen wäre, wäre möglicherweise nichts von alldem geschehen.
    Die ganzen Frauen … Jim.
    Jim ging weg, zurück kam Rodney.
    So war es ihr zumindest vorgekommen.
    Nur das Flimmern des Fernsehers hatte gestern Abend das Zimmer beleuchtet. Pamela lag auf ein paar Kissen gestützt im Bett, sah das Ende der Elf-Uhr-Nachrichten und wartete darauf, dass David Letterman anfing. Jim war ins Bad gegangen. Er schien länger als gewöhnlich zu brauchen. Pamela hoffte, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher