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Loch

Loch

Titel: Loch
Autoren: R Laymon
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er sich rasierte. Vor dem Zubettgehen rasierte er sich normalerweise nur, wenn er vorhatte, mit ihr rumzumachen. Der Videorekorder war bereits programmiert, damit sie die Show vom Band ansehen konnten, falls sie etwas verpassten.
    Als sie vor der Tür Jims Schritte hörte, zog sie das Laken hoch, um ihre nackten Schultern zu bedecken. Es sollte eine Überraschung sein, dass sie ihr Nachthemd abgestreift hatte. Jim kam ins Schlafzimmer. Er trug seinen Bademantel mit Paisleymuster, denselben, den er vor zehn Minuten angehabt hatte, doch er war gewachsen . Es kam ihr vor, als wäre er irgendwie aufgequollen – größer und dicker geworden, sodass sich der Bademantel nicht mehr schließen ließ. Sein Bauch, der aus dem Schlitz quoll, sah wie roher Brotteig aus. Einen Augenblick war Pamela wegen der plötzlichen Veränderung ihres Mannes verwirrt.
    Dann begriff sie, dass der Mann in Jims Bademantel nicht Jim war. Er streckte die Hand nach dem Lichtschalter aus.
    Die Nachttischlampen erhellten das Zimmer. Pamela erkannte den Mann in Jims Bademantel. Sie hatte ihn seit fünf Jahren, seit ihrem Highschool-Abschluss, nicht gesehen, doch er hatte sich nicht sehr verändert. Sein Lächeln war genau dasselbe geblieben – ein Hochziehen der Oberlippe. Die gleichen Schweinsäuglein. Er hob die Arme und breitete sie aus. »Mein Schatz! Hast du mich vermisst?«
    Pamela bekam kaum Luft. Ihr Herz klopfte wie ein Holzhammer gegen die Brust. Sie wollte nach Jim rufen.
    Aber Jim musste tot sein, oder? Tot.
    Rodney kam einen Schritt auf sie zu.
    Pamela riss das Laken weg, warf sich herum und kroch über Jims Seite des Betts, um die Nachttischschublade zu erreichen. Sie bekam den Griff zu fassen. Riss die Schublade auf. Schob die Hand hinein und tastete nach der Sig Sauer .380, die Jim dort für den Notfall aufbewahrte.
    Ehe sie die Pistole in die Finger bekam, trat Rodney gegen die Schublade. Sie knallte gegen Pamelas Unterarm. Als sie aufschrie, packte er ihren Arm und riss ihn aus der Schublade. Er verdrehte ihn hinter ihrem Rücken und drückte ihr Gesicht in Jims Kissen. Dann warf er sich auf sie.
    Sein Gewicht presste sie in die Matratze. Der Bademantel musste ganz aufgegangen sein. Sie konnte seine fettige Haut überall an ihrem Rücken, dem Hintern und den Beinen spüren. Mit dem Gesicht im Kissen und seiner Masse auf dem Rücken konnte sie nicht atmen. Sie konnte nicht schreien. Sie konnte sich kaum rühren. Sie versuchte verzweifelt, Luft in ihre Lungen zu saugen, jedoch vergeblich. Das war’s, dachte sie. O Gott, ich werde sterben.
    Als sie aufwachte, war sie überrascht, noch zu leben. Und wünschte sich in den nächsten Stunden, sie wäre tot. Schließlich schleppte Rodney sie aus dem Schlafzimmer. Im Bad zeigte er ihr Jims Leiche. Dann sah sie zu, wie er das Haus anzündete. Sie erinnerte sich, dass Rodney sie herausgetragen hatte, aber danach an nichts mehr.
    Erst auf dem Beifahrersitz seines Wagens kam sie wieder zu sich. Die Sonne stand tief und blendete sie. Ihre Hände lagen mit Handschellen gefesselt in ihrem Schoß, als wäre sie von der Polizei verhaftet worden. Ihr tat so gut wie alles weh. An einigen Stellen spürte sie rasenden Schmerz. Rodney musste sie angezogen haben. Doch sie konnte sich nicht daran erinnern. Auf dem Weg aus dem Haus schien sie noch nackt gewesen zu sein.
    Sie trug einen grünen Faltenrock. Er war sehr kurz. Der Stoff bedeckte ihre Oberschenkel nur zur Hälfte, und sie spürte das Sitzpolster unter ihrem nackten Hintern. Außerdem trug sie einen goldfarbenen Pullover. Er hatte einen runden Ausschnitt und lange Ärmel. Die Wolle fühlte sich schwer und heiß an. Sie kratzte auf ihrer Haut. Es fehlte nur ein großes grünes J aus Filz auf der Brust ihres Pullovers, dann wäre das Outfit eine ziemlich gute Imitation des Cheerleader-Kostüms gewesen, das sie an der Jackson High getragen hatte. Rodney schien nicht bemerkt zu haben, dass sie aufgewacht war, deshalb schloss sie die Augen wieder und gab vor zu schlafen. Sie dachte darüber nach, was letzte Nacht geschehen war.
    Jim war tot.
    Seit dreiundzwanzig Uhr war Pamela Witwe. Sie war geschlagen und beinahe erstickt worden. Mit seiner grunzenden Schweinestimme versprach Rodney, eine Menge Dinge mit ihr anzustellen. Er listete ein paar davon auf. Mit hämischer Freude. Verdammter dreckiger Perverser!
    Warum springe ich nicht einfach aus dem Auto? Wahrscheinlich schlage ich mir dabei den Schädel auf, aber das ist vielleicht besser, als wenn es
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