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Loch

Loch

Titel: Loch
Autoren: R Laymon
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gehen?«
    »Wo immer du willst. Nur nicht im Auto.«
    »Dann hältst du besser an.«
    »Warte, bis wir abgebogen sind.«
    »Ich kann nicht.«
    »Natürlich kannst du.«
    »Ich sag’s dir doch. Ich muss jetzt.« Sie sah, wie er einen Blick in den Rückspiegel warf. Offenbar war die Straße hinter ihnen genauso leer wie vor ihnen. Rodney trat auf die Bremse. Als der Wagen langsamer wurde, steuerte er nach rechts. Die Reifen rutschten vom Asphalt. Die Fahrt wurde holprig, und der raue Seitenstreifen knirschte unter den Rädern.
    Nach ein paar Sekunden hielt das Auto an.
    »Rühr dich nicht vom Fleck«, sagte Rodney. Er schaltete den Motor aus, zog den Schlüssel aus der Zündung und schwang die Tür auf. Heiße trockene Luft wehte in den Wagen. Er stieg aus. Seine Tür schlug zu. Pamela beobachtete, wie er nach vorn ging.
    Trotz der Hitze fühlte sie sich zittrig.
    Ich sollte besser nur pinkeln und es dabei belassen, sagte sie sich. Ich muss nichts Verrücktes versuchen.
    Wenn ich nichts Verrücktes versuche, hat er mich. Er wird mich zu seinem Haus bringen, und das war’s dann.
    Während er an der Motorhaube vorbeiging, sah er sie durch die Windschutzscheibe an. Seine winzigen Schweineaugen blickten erwartungsvoll. Schweiß glänzte auf seiner Nase.
    Er will zusehen.
    Rodney kam zu ihrer Tür. Er griff in die rechte vordere Hosentasche und zog eine kleine schwarze Pistole heraus. Die Sig Sauer. Er hatte sie mitgenommen. Er öffnete die Tür.
    »Was hast du vor, willst du mich erschießen?«
    »Hängt von dir ab.«
    »Ich mache nichts.«
    »Hoffentlich.«
    »Nimmst du mir die Handschellen ab?«
    »Was glaubst du?«
    »Bitte.«
    »Du hältst mich wohl für ziemlich dämlich.«
    »Wovor hast du denn Angst? Was kann ich dir schon tun? Mein Gott, du bist doppelt so schwer. Und du hast die Pistole. Also mach einfach die Handschellen ab, ja?«
    »Nein. Komm raus.«
    Pamela rutschte auf dem Sitz nach vorn. Rodney starrte ihre Beine an. Sie presste sie zusammen, drehte sich zur Seite und schwang sie aus der Tür. Mit ihren gefesselten Händen hielt sie den Rock unten, als sie sich bis zur Kante vorschob.
    Rodney lachte. »Vor wem willst du was verstecken?«
    Pamela ignorierte ihn und streckte die Beine aus. Sie konnte den Boden nicht ganz erreichen, deshalb rutschte sie vom Sitz und ließ sich hinunterfallen. Unter ihren nackten Füßen fühlte sich der Boden hart und heiß an. Sie richtete sich in dem V der offenen Tür auf.
    Die Wüstensonne brannte derart auf sie herab, dass sie das Gefühl hatte, mitten in einem Feuer zu stehen – die Flammen schienen kurz davor, ihr Haar und die Schultern ihres Pullovers zu entzünden. Schweißtröpfchen kitzelten sie plötzlich überall, als schmölze ihre Haut.
    »Mein Gott«, stöhnte sie.
    »Sobald du fertig bist«, sagte Rodney, »steigen wir wieder ins Auto und machen uns auf den Weg. Ganz bequem mit Klimaanlage.«
    »Besser als das hier.«
    »Du wolltest doch pinkeln.«
    Sie humpelte hinter der Tür hervor. Rodney warf sie zu. Pamela blinzelte in der Nachmittagssonne und sah sich nach einer Stelle neben der Straße um, wo sie sich etwas zurückziehen könnte.
    Keine der Kakteen in der Nähe war hoch genug. Es gab einen hochgewachsenen Orgelpfeifenkaktus, aber der war mindestens dreißig Meter entfernt. Sie würde sich die Füße aufreißen, wenn sie so weit liefe.
    Es geht nicht ums Pinkeln, erinnerte sie sich. Es geht darum, abzuhauen. Wenn ich zu dem Orgelpfeifenkaktus komme, habe ich schon mal einen Vorsprung.
    Es sei denn, er kommt mit.
    Sie spähte zu Rodney. Er grinste sie an, ergötzte sich an ihren Unannehmlichkeiten. »Kann ich mir deine Schuhe ausleihen?«, fragte sie.
    »Wofür willst du Schuhe?«
    »Damit ich mir nicht die Füße kaputt mache. Ich möchte da hinübergehen.« Sie zeigte auf den Kaktus. Er war groß und grün und sah aus wie ein Saguaro, hatte allerdings keine Arme.
    »Warum willst du da rübergehen?«
    »Um mich zu erleichtern.«
    »Vergiss es. Mach es hier.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Mach es.«
    »Nein. Es könnte jemand vorbeikommen.«
    »Glaubst du?«
    Sie blickte von links nach rechts. Kein Fahrzeug in Sicht. Doch der Highway hatte Senken und Kurven. »Was, wenn ich anfange, und dann kommt ein Auto?«
    »Das wird nicht passieren. Und wenn schon? Dann darf jemand umsonst einen Blick auf dich werfen, na und? Wenn er anhält und sich mit uns anlegt, blas ich ihm den Kopf weg.«
    Sie drehte sich zu ihm und versteifte sich. »Ich mache es nicht
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