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Loch

Loch

Titel: Loch
Autoren: R Laymon
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so weitergeht. Dann ist es wenigstens vorbei mit mir. Einerseits gefiel ihr die Vorstellung. Doch andererseits wusste sie, dass sie nicht aus dem Wagen springen würde – nicht solange er mit hundert durch die Gegend raste. Ich werde mich nicht umbringen. Auf keinen Fall. Ich werde es überleben.
    Klar. Das glauben sie alle.
    Sie war nicht davon überzeugt, dass sie es überleben würde, doch sie würde es versuchen. Sie würde geduldig sein und auf den richtigen Moment warten, um sich in Sicherheit zu bringen. Also saß sie reglos da, den Kopf gesenkt, die Augen geschlossen und die gefesselten Hände im Schoß. Rodney fuhr lange schweigend weiter. Viel leicht glaubte er, sie schliefe. Vielleicht war er damit beschäf tigt, Pläne zu schmieden oder seinen Fantasien nachzuhängen.
    Als er schließlich zu sprechen begann, strömten die Worte in einem schier endlosen Schwall aus ihm heraus.
    »Du warst die Richtige. Verstehst du, was ich meine? Es gab nie eine andere, nicht für mich.«
    Danach verfiel er in Schweigen, und sie fragte sich: Was wird er mit mir anstellen, wenn er anhält?

2
    »Jetzt, da ich dich habe, hört das mit den anderen auf. Ich meine, warum sollte ich die wollen, wenn ich dich habe? Du bist alles, was ich jemals wollte.« Er wandte den Kopf und lächelte Pamela an.
    Sie drehte ihr Gesicht zur Seite und sah aus dem Fenster. Jenseits der Straße sah sie nur Wüste. Keine Sandwüste, doch harten grauen Boden, der aus trockenem Lehm und Schotter zu bestehen schien. Sie erkannte Mesquite-Büsche und niedrige Yuccapalmen. An Kakteen gab es Kaktusfeigen, Cylindropuntia und Saguaro. Die Saguaros wirkten wie Riesen, die ihre Arme zum Zeichen der Kapitulation erhoben hatten. Doch sie sah keine Menschen dort draußen. Die einzigen Tiere in Sichtweite waren ein paar Falken oder Bussarde, die mit weit ausgebreiteten Flügeln über den Himmel schwebten. Nur die Straße durchbrach die Einöde. Doch irgendwo vor ihnen musste es Zivilisation geben. Zumindest eine Tankstelle. Rodney hatte noch nicht zum Tanken angehalten; er würde bald Benzin brauchen.
    Ich haue ab, wenn er zum Tanken anhält, dachte sie. Sie fragte sich, ob er eine Pistole hatte. Er könnte Jims Waffe aus der Schublade genommen haben. Er könnte seine eigene Pistole mitgebracht haben, als er ins Haus einbrach.
    Pamela hatte keine Ahnung, ob er nicht bis an die Zähne bewaffnet war.
    Sie hatte keine Pistole bei ihm gesehen, aber das bedeutete nicht viel. Die kleine Kaliber .380 passte in seine Hosentasche.
    Ich will nicht, dass jemand getötet wird. Aber ich darf auch nicht zulassen, dass er mich zu seinem Versteck bringt, sagte sie sich. Ich muss vorher flüchten. Was, wenn der nächste Halt schon sein Versteck ist? Vielleicht hat er einen Ort gefunden, den er mit einer Tankfüllung erreichen kann. Oder er hat ein paar Benzinkanister im Kofferraum.
    Pamela blickte unwillkürlich an Rodney vorbei auf die Tankanzeige. Die rote Nadel stand auf null. Sie spürte einen Stich der Angst. Beruhige dich, sagte sie sich. Aus diesem Winkel sieht es schlimmer aus, als es ist. Der Tank ist nicht wirklich leer. Wahrscheinlich kommen wir damit noch vierzig oder fünfzig Kilometer weit. Bis dahin können wir in einem Ort sein. Und falls wir hier mitten im Nirgendwo stehen bleiben, ergibt sich vielleicht eine Chance, abzuhauen.
    »Fahre ich dir zu schnell?«, fragte Rodney.
    Offenbar dachte er, sie hätte auf den Tacho geblickt. »Ich mache mir Sorgen wegen des Benzins«, sagte sie.
    »Kein Problem.«
    »Kommt bald eine Tankstelle?«
    »Nein. Nichts zwischen hier und zu Hause.«
    Zu Hause. Als er das Wort aussprach, wurde ihr übel. »Reicht das Benzin bis dahin?«, fragte sie. »Bis zu unserem Zuhause?«
    »Klar. In fünfundzwanzig Kilometern kommt die Abzweigung, und dann sind es nur noch zwanzig.«
    »Das sind fast fünfzig Kilometer.«
    »Fünfundvierzig.« Er sah sie an und zog die Oberlippe hoch. »Vielleicht schaffen wir es mit dem letzten Tropfen. Oder wir müssen ein Stück zu Fuß gehen. Das macht nichts, solange wir es bis zur Abzweigung schaffen. Es wird uns niemand über den Weg laufen. Es ist bloß eine alte unbefestigte Straße, die nirgendwohin führt. Nur zu unserem Haus.«
    »Wie sieht’s mit einer Tankstelle aus?«, fragte Pamela.
    »Wir brauchen keine.«
    »Ich schon. Ich muss zur Toilette.«
    Rodney sah sie äußerst interessiert an. »Klein oder groß?«
    »Klein.«
    »Ah. Dafür brauchst du keine Toilette.«
    »Wo soll ich denn
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