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Lobgesang auf Leibowitz

Lobgesang auf Leibowitz

Titel: Lobgesang auf Leibowitz
Autoren: Walter M. jr. Miller
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andre Seite, Fal.«
    »Nein!«
    »Und nu’n ganz kleines bißchen den Knüppel unter die Achsel. So is gut! Und jetzt, zieh! Schön, meine Dame, hier is Ihr Kind. Nee, ich denke, Sie können nicht, nich mit den Krücken, wasse da ham. Cors? Wo issn Cors? Hallo, Doktor!«
    Abt Zerchi erkannte flüchtig ein vertrautes Gesicht, das durch die Menge näher kam.
    »Hebense das Kleine raus, während wir den Irren da festhalten, ja?«
    Der Arzt und der Priester tauschten einen schweigenden Blick, dann wurde das Kind aus dem Wagen gehoben. Die Polizisten ließen die Handgelenke des Abtes los. Einer davon drehte sich um und sah sich eingekreist von Novizen mit Protestschildern, die sie in die Höhe reckten. Er interpretierte dies als einen möglichen Angriff, seine Hand fiel zur Revolvertasche: »Zurück! Los!« schnappte er.
    Erschreckt zogen sich die Novizen zurück.
    »Los, raus mit Ihnen!«
    Abt Zerchi kletterte aus dem Wagen. Er fand sich dem fetten Gerichtsbeamten gegenüber. Dieser tupfte ihn mit einem zusammengefalteten Papier auf den Arm. »Es ist Ihnen soeben ein Gerichtsbeschluß auf Unterlassung zugestellt worden, den ich laut Gerichtsorder verpflichtet bin, Ihnen vorzulesen und zu erklären. Hier ist Ihr Durchschlag. Die Polizeioffiziere sind Zeugen, daß Sie den Befehl erhalten haben, folglich können Sie sich nicht weigern, ihm Folge…«
    »Ach, zum… Geben Sie schon her!«
    »Das ist die rechte Einstellung dazu. Nun, das Gericht erlegt Ihnen folgendes auf: ›Wohingegen der Kläger glaubhaft versichert, daß sich eine große Belästigung der Öffentlichkeit ergeben…‹«
    »Werft die Schilder da drüben in die Mülltonnen«, befahl Zerchi den Novizen, »es sei denn, jemand hat was dagegen. Dann steigt in den Wagen und wartet dort.« Zerchi schenkte der Verlesung des Gerichtsbeschlusses keine Aufmerksamkeit, sondern trat zu den Polizisten, während der Gerichtsbeamte hinter ihm hertrottete und monoton und hämmernd weiterlas.
    »Bin ich verhaftet?«
    »Wir überlegen es uns noch.«
    »›… und am obenerwähnten Tage vor diesem Gericht zu erscheinen und Gründe anzuführen, warum ein gerichtlicher Unterlassungsbefehl…‹«
    »Gibt es eine bestimmte Beschuldigung?«
    »Ach, wir könnten vier oder fünf finden, die auf Sie passen, wenn Sie’s so haben wollen.«
    Cors kam durch das Tor zurück. Die Frau und ihr Kind waren in den Lagerbereich geleitet worden. Der Doktor machte ein ernstes, fast schuldbewußtes Gesicht.
    »Hören Sie, Herr Abt«, sagte er, »ich weiß, wie Sie über das alles denken, aber…«
    Die Faust Abt Zerchis schoß dem Doktor in einer schnurgeraden linken Geraden ins Gesicht. Sie erwischte den Doktor außer Balance, und er setzte sich ziemlich hart auf den Zufahrtsweg. Er sah bestürzt aus. Er schnüffelte ein paarmal. Plötzlich kam aus seiner Nase Blut. Die Polizisten hielten die Arme des Priester auf seinem Rücken fest.
    »›… und darin nicht abzulassen‹«, plapperte der Gerichtsbeamte weiter, »›bis ein Beschluß pro confesso…‹«
    »Nimm ihn rüber zum Wagen«, sagte der eine der Polizisten.
    Der Wagen, zu dem der Abt gebracht wurde, war nicht sein eigener, sondern der Streifenwagen. »Der Richter wird ein bißchen unangenehm berührt sein von Ihnen, Mann«, sagte der Polizist unfreundlich. »Und jetzt bleiben Sie da mal ganz schön ruhig stehen und sind still. Eine Bewegung, und Sie kriegen Handschellen!«
    Der Abt und der eine Polizist warteten beim Streifenwagen, während der Gerichtsbeamte, der Arzt und der andere Polizist auf der Zufahrt sich berieten. Cors drückte ein Taschentuch gegen die Nase.
    Sie sprachen fünf Minuten lang. Tief beschämt drückte Zerchi seine Stirn gegen das Metall des Wagens und versuchte zu beten. Es war ihm im Augenblick ziemlich gleichgültig, was sie über ihn beschließen würden. Er konnte nur an eins denken: an die junge Frau und ihr Kind. Er war sicher, daß sie bereit gewesen war, ihre Meinung zu ändern, daß nur sein Befehl noch nötig war – Ich, Priester Gottes, beschwöre dich – und die Gnade, den Befehl zu verstehen. – Hätte man ihn doch nur nicht angehalten, wo sie den »Priester Gottes« so mir nichts dir nichts von »Caesars Verkehrsschutzleuten« überwältigt sehen konnte. Niemals zuvor war ihm das Königtum Christi ferner erschienen.
    »All right, Mister. Sie ham Schwein, das kann man wohl sagen.«
    Zerchi blickte auf. »Was?«
    »Doktor Cors weigert sich, Klage zu erheben. Sagt, er hätte das verdient. Warum
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