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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Ahnung. Es war einfach nicht, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wie gesagt hatte ich ja die ganze Zeit irgendwie gewusst, dass espassieren würde, und war mir auch ziemlich sicher gewesen, dass ich es wollte. Ich mochte Curtis wirklich, ich bewunderte ihn, ich sah zu ihm auf … ehrlich gesagt, ich hatte Ehrfurcht vor ihm. Er war etwas Besonderes. Und ich fühlte mich zweifellos von ihm körperlich angezogen. Als er also an dem Nachmittag ins Zimmer zurückkam, nachdem er sich vorher entschuldigt hatte, er müsse mal eben ins Bad … als er die Tür schloss, zu mir kam, sich neben mich aufs Bett setzte, den Arm um meine Taille legte und mich zärtlich auf den Mund küsste … war es wirklich genau das, was ich wollte. Ich war mir zwar noch nicht vollkommen sicher, ob es darüber hinausgehen sollte, doch irgendwie wusste ich, dass es so kommen würde … und wir landeten zusammen im Bett und Curtis flüsterte atemlos: »Bist du sicher, dass es okay ist?«, und ich sagte: »Ja … ja, es ist okay …«
    Und es war okay.
    Mehr oder weniger …
    Zum einen war es mein erstes Mal und ich wusste nicht recht, wie es eigentlich sein musste, was ich tun sollte. Ich wusste nicht, ob es normal war, ein bisschen Angst zu haben vor dem, was passieren würde, und – um ganz ehrlich zu sein – auch ein bisschen abgetörnt zu sein. Es muss an der schieren Körperlichkeit gelegen haben. An der Realität des sexuellen Akts, die so gar nichts zu tun hat mit der Traumwelt des Sich-Verliebens. Ich glaube, die Realität des Ganzen war einfach ein bisschen zu viel für mich. Die nackte Wirklichkeit von Curtis’ Körper, sein tierisches Ächzen und Stöhnen, sein beängstigend forderndes Verlangen … so war das in meinen Träumen nie gewesen.
    Ich erinnere mich ziemlich deutlich daran, wie ich nach dem ersten Mal im Bett lag und Curtis zusah, als er die Jeansanzog und sich eine Zigarette anzündete … und ich weiß noch, wie ich dachte: War es das? War es das, worum es immer geht?
    Aber wie gesagt, es war okay.
    Es war sowohl meine als auch Curtis’ Entscheidung gewesen und ich hätte Nein sagen können, wenn ich gewollt hätte. Es war nicht so, dass ich zu irgendetwas gezwungen worden wäre. Und Curtis war auf seine Art ziemlich zärtlich und lieb. Es war nur einfach …
    Keine Ahnung.
    Es veränderte alles so sehr. Es veränderte, wie ich Curtis sah. Es machte mir bewusst, dass er – in einer Hinsicht zumindest – nicht anders war als die übrigen Jungs. Und es veränderte auch mich, indem es mir das Kind raubte, das ich im Innern noch war, indem es mich zu schnell erwachsen werden ließ.
    Es veränderte uns .
    Es veränderte alles.
    Und von da an sehnte sich ein Teil von mir ständig zurück nach der Zeit vor diesem Sonntagnachmittag, nach der Zeit, als ich abends ins Bett gehen und in völliger Unschuld davon träumen konnte, wie Curtis mich angesehen oder gelächelt hatte, oder auch nur von dem Gefühl seiner Hand, als er meine Finger über das Griffbrett der Bassgitarre führte …
    Bevor ich Curtis traf, gehörte ich nicht zu denen, die abends ständig weggingen. Nicht dass ich ein Stubenhocker war oder so, ich ging auf Partys, in Clubs und zu Konzerten, aber ich musste nicht jede Nacht durch die Stadt ziehen. Doch mit Curtis … na ja, er gehörte eben zu denen, die jede Nacht unterwegs sein müssen. Jetzt, wo wir ein Paar waren, gingich plötzlich auch ständig weg. Manchmal waren wir zu zweit, manchmal kamen auch Kenny und Stan mit und manchmal überraschte mich Curtis, indem er Leute mitbrachte, die ich noch nie getroffen hatte. Er kannte jede Menge Leute und bis heute weiß ich nicht, wie und wo er sie traf. Er schien sie eben einfach zu kennen . Die meisten hatten mit Kunst zu tun – es waren Schriftsteller, Musiker, Lyriker, Maler –, und wenn auch manche okay waren und man niemanden als langweilig bezeichnen konnte, waren es doch keine besonders angenehmen Menschen. Das schien Curtis nicht weiter zu stören. Sie konnten laut, derb, abstoßend, schmutzig … unheimlich, verrückt, gemein oder sogar gefährlich sein – Curtis kümmerte das nicht. Solange sie anders waren, zählte für ihn nur das. Er liebte alles Abnormale. Er fand es interessant. Es war fast so, als ob er das Leben als Zirkus sähe und sich selbst als Zirkusdirektor, der sich mit dressierten Tieren und Clowns und Freaks umgab. Deshalb fragte ich mich manchmal, ob er mich auch so sah – als eine Unterhaltungsnummer im Zirkus seines Lebens.
    Ich muss

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