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Lisa Kleypas

Lisa Kleypas

Titel: Lisa Kleypas
Autoren: Das Winterwunder von Friday Harbor
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Kristall-Ohrhänger ausstreckte, die
Maggie trug, ihn anstieß und zum Schwingen brachte.
    Irgendwas
an diesem Kind mit seinem schief gebundenen Pferdeschwanz und der Sehnsucht in
den Augen durchbrach den dicken Panzer, den Maggie sich zum Selbstschutz
zugelegt hatte. Ein beinah süßer Schmerz griff nach ihrem Herzen und ließ ihr
die Brust eng werden, während sie und Holly einander in die Augen sahen.
    Ich
verstehe. Zu gern
hätte Maggie der Kleinen das gesagt. Ich verstehe, denn auch ich habe
jemanden verloren.
    Leider gab
es keine Regeln, wie man mit dem Tod eines Menschen umgehen sollte, den man
liebte. Man konnte nur akzeptieren, auf immer mit diesem Verlust leben zu
müssen. Nie würde man den geliebten Menschen vergessen können. Aber dennoch
gab es Chancen, Freude zu empfinden, ja, glücklich zu sein. Maggie konnte sich
selbst keine Zweifel daran gestatten.
    »Möchtest
du ein Buch über Feen sehen?«, fragte sie, und das Gesicht der Kleinen
schien begeistert aufzuleuchten.
    Maggie
erhob sich und fühlte, wie Hollys Hand leicht die ihre streifte. Sie schloss
vorsichtig ihre Hand um die kleinen kalten Finger.
    Als sie
Mark Nolan einen kurzen Blick zuwarf, entdeckte sie, dass sein
Gesichtsausdruck sich verschlossen hatte. Beinah feindselig starrte er auf ihre
ineinander verschränkten Hände. Maggie spürte seine Überraschung darüber,
dass Holly sich so bereitwillig von einer Fremden an die Hand nehmen ließ. Da
er aber keine Einwände erhob, führte sie das Mädchen in den hinteren Teil des
Ladens.
    »Und hier
haben wir die Bücherecke«, sagte sie und blieb vor einem kleinen Tisch mit
ein paar Kinderstühlen stehen.
    Holly
setzte sich, und Maggie zog ein dickes, reich bebildertes Buch aus dem Regal.
    »Und hier
drin«, fuhr sie fröhlich fort, »findest du alles, was du jemals über Feen
wissen wolltest.« Es war ein wunderschön illustriertes Buch mit etlichen
Seiten, die sich zu dreidimensionalen Bildern auffalteten. Maggie setzte sich
neben Holly auf einen der winzigen Stühle und schlug das Buch für sie auf.
    Nolan war
in der Nähe stehen geblieben. Er tat so, als lese er eine SMS auf seinem Handy,
aber Maggie spürte, dass er sie verstohlen beobachtete. Er hatte wohl nichts
dagegen, dass sie sich mit seiner Nichte befasste, würde sie aber dabei nicht
aus den Augen lassen.
    Gemeinsam
betrachteten Maggie und Holly das Kapitel »Was Feen tagsüber tun«. Darin
wurde gezeigt, wie sie aus bunten Bändern Regenbogen zusammennähten, ihre
Gärten pflegten und mit Schmetterlingen und Marienkäfern Kaffeeklatsch
hielten.
    Aus dem
Augenwinkel beobachtete Maggie, wie Mark Nolan ein eingeschweißtes Exemplar des
Buchs, das sie vor sich liegen hatten, aus dem Regal nahm und in seinen
Einkaufskorb legte. Ihr entging nicht, wie kräftig und durchtrainiert er
aussah. Seine Muskeln waren unter dem verwaschenen Stoff seiner Jeans und dem
ausgeleierten grauen T-Shirt gut zu erkennen.
    Womit auch
immer Nolan seinen Lebensunterhalt verdiente, er kleidete sich wie ein
Arbeiter, mit abgetragenen Schuhen und Jeans. Am Handgelenk trug er eine gute,
aber unauffällige
Uhr. Das war eines der Dinge, die Maggie an den Inselbewohnern, den Sanjuaneros, wie sie sich selbst nannten, besonders gut gefielen. Man sah niemandem an,
ob er ein Millionär oder ein Gärtner war.
    Eine ältere
Frau trat an die Kasse, und Maggie schob das Buch zu Holly hinüber. »Ich muss
mich kurz mal um eine Kundin kümmern«, sagte sie. »Du kannst dir das Buch
anschauen, so lange du magst.« Holly nickte und fuhr mit der Fingerspitze
an der Kante eines aufgefalteten Regenbogens entlang.
    Die Frau an
der Kasse hatte kunstvoll frisiertes graues Haar und trug dicke Brillengläser.
    »Wickeln
Sie mir das bitte als Geschenk ein«, bat sie und schob einen Karton mit
einer hölzernen Eisenbahn über den Tresen.
    »Das ist
ein großartiges Einsteiger-Set«, erklärte Maggie ihr. »Man kann die
Schienen auf viererlei Weise verlegen. Und später kann man das Set mit einer
Schwenkbrücke ergänzen. Sie hat kleine Schranken, die sich automatisch öffnen
und schließen.«
    »Ach,
wirklich? Vielleicht sollte ich die Brücke auch gleich kaufen.«
    »Ich zeige
sie Ihnen gern. Wir haben weiter vorn eine aufgebaut ...« Während Maggie
die Frau zu dem Tisch mit der Eisenbahn führte, entdeckte sie, dass Holly und
ihr Onkel die Bücherecke verlassen hatten und in einem Regal stöberten, in dem
Feenflügel auslagen. Nolan hob die Kleine hoch, damit sie die weiter
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