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Lisa Kleypas

Lisa Kleypas

Titel: Lisa Kleypas
Autoren: Das Winterwunder von Friday Harbor
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andere als ein geschickter
Handwerker. Ich habe zwar grundlegende Kenntnisse, aber ...«
    »Du bist
geschickt genug. Und es wird Balsam für meine Seele sein, dir zuzusehen, wie du
meine Fußböden abschleifst und neu lackierst.« Jetzt, da Sam die
Zusicherung hatte, sowohl Geld als auch eine billige Arbeitskraft zu bekommen,
ließ seine Abwehrhaltung nach. »Wir probieren das ein paar Monate aus. Aber
wenn ich feststelle, dass ich mit dem Arrangement nicht zurechtkomme, musst du
das Kind woanders unterbringen.«
    »Sechs
Monate.«
    »Vier.«
    »Sechs!«
    »Okay,
okay, verdammt! Sechs Monate.« Sam goss sich noch einen Whiskey ein. »Mein
Gott«, murmelte er. »Drei Nolans unter einem Dach. Das gibt garantiert
eine Katastrophe.«
    »Die
Katastrophe hat es bereits gegeben«, entgegnete Mark kurz angebunden. Er
hätte noch mehr dazu gesagt, aber er hörte schlurfende Schritte im Flur.
    Holly trat
in die Küche ein. Sie war aus dem Bett aufgestanden und stand jetzt mit
verwirrtem, verschlafenem Gesichtsausdruck da. Ein kleiner Flüchtling in einem
rosa Schlafanzug, mit nackten Füßen, die auf dem dunklen Schieferboden blass
und verletzlich wirkten.
    »Was ist
los, mein Schatz?«, fragte Mark sanft und trat zu ihr. Er nahm Holly auf
die Arme – sie wog bestimmt nicht mehr als zwanzig Kilo –, und sie klammerte
sich an ihn wie ein Äffchen. »Kannst du nicht schlafen?«
    Das Gewicht
ihres Köpfchens an seiner Schulter, die weichen verstrubbelten Haare, der
Kindergeruch nach Buntstiften und Erdbeershampoo – das alles erfüllte ihn mit
einer Zärtlichkeit, die ihn nervös machte.
    Sie hatte
nur ihn, niemanden sonst.
    Hab sie
einfach lieb ...
    Das würde
der einfachste Teil seiner Aufgabe werden. Was ihm Sorgen bereitete, war der
große komplizierte Rest.
    »Ich bring
dich wieder ins Bett und deck dich schön warm zu, Schatz«, sagte Mark. »Du
musst schlafen. Wir haben morgen eine Menge vor.«
    Sam folgte
ihm, als Mark das Mädchen zurück ins Schlafzimmer trug. Über ihrem Bett hatte
Victoria ein Mobile aus Stoffschmetterlingen mit Flügeln aus dünner,
durchscheinender Gaze aufgehängt. Mark legte Holly auf die Matratze, breitete
die Decke über sie, zog sie ihr bis ans Kinn und setzte sich auf die Bettkante.
    Die Kleine
lag ruhig da, ohne auch nur zu blinzeln, und schaute ihn an. Mark erwiderte den
gequälten Blick ihrer blauen Augen und strich ihr sanft die Haare aus der
Stirn. Er war bereit, alles für sie zu tun. Die Intensität seiner Gefühle
überraschte ihn. Er konnte Hollys Verlust nicht wettmachen. Er konnte ihr die
Mutter nicht ersetzen, ihr nicht das Leben geben, das sie gehabt hätte. Aber
er konnte sich um sie kümmern und für sie sorgen. Er würde sie nicht im Stich
lassen.
    All das und
noch viel mehr ging ihm durch den Kopf. Aber er sprach es nicht aus.
Stattdessen fragte er: »Soll ich dir eine Gutenachtgeschichte erzählen?«
    Holly
nickte. Ihr Blick huschte kurz zu Sam hinüber, der sich an den Türrahmen
gelehnt hatte.
    »Es waren
einmal«, begann Mark, »drei Bären.«
    »Zwei
Bärenonkel«, warf Sam von der Tür aus ein. Er klang ein wenig
schicksalsergeben. »Und ein Bärenkind.«
    Mark
lächelte schwach und streichelte weiter Hollys Haar. »Und sie lebten alle
zusammen in einem großen Haus am Meer ...«

Kapitel 2
    Maggie blickte auf, als die Ladenglocke anschlug und
der Mann ihrer Träume durch die Tür trat.
Leider gehörte er offensichtlich in die Wirklichkeit einer anderen Frau, denn
er hielt ein kleines Mädchen an der Hand, das seine Tochter sein musste. Die
Kleine sauste sofort los, um sich das große Karussell anzuschauen, das sich in
einer Ecke des Spielzeugladens gemächlich drehte. Ihr Vater folgte ihr deutlich
langsamer.
    Das Licht
der niedrig stehenden Septembersonne spielte in seinen dunklen Haaren. Sie
mussten von Natur aus gelockt sein, denn trotz des praktischen kurzen Stufenschnitts
ringelten sie sich leicht in seinem Nacken.
    Als er
unter einem Mobile hindurchging, das von der Decke hing, duckte er sich ein
wenig, um nicht mit dem Kopf dagegenzustoßen. Er bewegte sich mit der lässigen
Körperhaltung eines Athleten. Maggie war sicher: Wenn man ihm unerwartet etwas
zuwarf, würde er es fangen, ohne zu zögern.
    Offenbar
spürte er, dass Maggie ihn fasziniert beobachtete, denn er schaute kurz zu ihr
hinüber. Sein Körper wirkte kraftvoll, seine Gesichtszüge kantig und ansprechend.
Seine Augen leuchteten blau, so blau, dass Maggie die Farbe erkennen konnte,
obwohl sie am
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