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Lisa Kleypas

Lisa Kleypas

Titel: Lisa Kleypas
Autoren: Das Winterwunder von Friday Harbor
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städtische Kulturleben, die modern und stilvoll
ausgestatteten Restaurants, in denen dem Gaumenkitzel gefrönt wurde, und in das
alle Sinne beflügelnde Labyrinth des Pike Place Market, des größten Wochenmarktes
von Seattle.
    Auf Sams
Bemerkung, dass die Leute in der Stadt für seinen Geschmack zu viel redeten und
grübelten, hatte sie geantwortet, dass Seattle sie klüger mache.
    »Ich
brauche nicht klüger zu werden«, hatte Sam daraufhin gemeint. »Je klüger
man ist, desto mehr Gründe hat man, sich elend zu fühlen.«
    »Das
erklärt natürlich, warum wir Nolans immer so wahnsinnig gut drauf sind«,
hatte Mark daraufhin eingeworfen und ihre Schwester damit zum Lachen gebracht.
    Kurz darauf
war sie wieder ernst geworden. »Das gilt aber nicht für Alex. Ich glaube nicht,
dass er bisher auch nur einen Tag seines Lebens glücklich war.«
    »Alex will
gar nicht glücklich sein«, hatte Mark erwidert. »Er ist schon mit weitaus
weniger zufrieden.«
    Mark schob
die Erinnerungen beiseite und fragte sich, was Victoria wohl sagen würde, wenn
sie wüsste, dass Holly auf San Juan aufwachsen würde.
    Ihm wurde
erst bewusst, dass er laut gedacht hatte, als Sam ihm antwortete.
    »Glaubst du
ernsthaft, das hätte sie überrascht? Vick wusste, dass du die Insel nie
verlassen würdest. Du hast hier deine Kaffeerösterei, dein Zuhause und deine
Freunde. Ich bin sicher, dass sie wusste: Wenn ihr etwas zustoßen sollte, holst
du Holly nach Friday Harbor.«
    Mark
nickte. Er empfand eine innere Leere und Niedergeschlagenheit. Was der Verlust
der Mutter für das Kind bedeutete, darüber mochte er gar nicht nachdenken.
    »Hat sie
heute irgendwas gesagt?«, fragte Sam. »Ich habe keinen Piep von ihr
vernommen.«
    Seit Holly
vom Tod ihrer Mutter erfahren hatte, schwieg sie. Wenn man sie etwas fragte,
nickte sie nur oder schüttelte den Kopf. Ihr Gesichtsausdruck wirkte entrückt
und verstört. Sie hatte sich tief in sich selbst zurückgezogen, und niemand
konnte sie dort erreichen.
    In der
Nacht, in der Victoria ums Leben gekommen war, war Mark vom Krankenhaus direkt
zu ihrem Haus gefahren, in dem sich ein Babysitter um das kleine Mädchen
gekümmert hatte. Gleich am nächsten Morgen hatte Mark dem Kind gesagt, was
geschehen war. Und seitdem war er praktisch nicht von ihrer Seite gewichen.
    »Nichts«,
antwortete er. »Wenn sie bis morgen nicht anfängt zu reden, gehe ich mit Holly
zu ihrem Kinderarzt.« Er atmete flach und zittrig aus, bevor er
hinzufügte: »Ich weiß nicht mal, wer ihr Kinderarzt ist.«
    »Am
Kühlschrank hängt ein Zettel mit Namen und Telefonnummern«, meinte Sam.
»Hollys Arzt steht auch darauf. Ich schätze, Vick hatte den Zettel für den
Babysitter dort hängen. Damit er im Notfall weiß, an wen er sich zu wenden
hat.«
    Mark erhob
sich, ging hinüber zum Kühlschrank, nahm den Haftnotizzettel ab, der dort hing,
und steckte ihn in seine Brieftasche. »Großartig«, meinte er sarkastisch.
»Jetzt weiß ich wenigstens genauso viel wie der Babysitter.«
    »Es ist ein
Anfang.«
    Mark setzte
sich wieder an den Tisch und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Whiskey.
»Es gibt da etwas, was ich mit dir bereden muss. Meine Wohnung in Friday Harbor
ist zu klein für mich und Holly. Ich habe dort nur ein Schlafzimmer, und es
gibt keinen Hof, auf dem die Kleine spielen könnte.«
    »Willst du
die Wohnung verkaufen?«
    »Vielleicht
vermiete ich sie.«
    »Und wo
willst du dann hin?«
    Mark
schwieg lange und nachdrücklich, bevor er antwortete: »Du hast jede Menge
Platz bei dir.«
    Sams Augen
weiteten sich. »Nein, habe ich nicht.«
    Vor zwei
Jahren hatte Sam fünfzehn Morgen Land an der False Bay gekauft, um sich seinen
lang gehegten Traum von einem eigenen Weingut zu erfüllen. Das Ackerland
bestand aus gut durchlässigem Sand- und Schotterboden – ideal für den
Weinanbau im kühlen Klima der nordwestlichen Pazifikküste. Auf dem Grundstück
stand ein riesiges, baufälliges viktorianisches Farmhaus mit umlaufender
Veranda, vielen Erkerfenstern, einem großen Eckturm und bunten Dachschindeln.
    Das Haus
als renovierungsbedürftig zu bezeichnen wäre ausgesprochen schmeichlerisch
gewesen. Sämtliche Holzteile ächzten und knarzten, Wände und Dach waren
teilweise abgesackt, die Decken hingen durch. Und wenn es regnete, tropfte es
an allen Ecken und Enden, ohne dass festzustellen war, wo das Wasser eindrang.
Alle vorherigen Bewohner hatten im Haus Spuren hinterlassen: Sie hatten
Badezimmer errichtet, wo nie welche
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