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Lisa Kleypas

Lisa Kleypas

Titel: Lisa Kleypas
Autoren: Das Winterwunder von Friday Harbor
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liegenden Flügel besser sehen konnte.
    Maggie
spürte erneut ein kurzes Kribbeln im Bauch, als sie sah, wie sich seine
kräftigen Rückenmuskeln unter dem Stoff seines T-Shirts abzeichneten.
    Sie riss
den Blick von ihm los und konzentrierte sich darauf, die Schachtel mit der
Eisenbahn hübsch einzupacken. Währenddessen las die Kundin den Spruch, der
hinter dem Tresen auf die Wand gemalt war. »Was für ein schöner Spruch«,
bemerkte sie. »Ist das ein Zitat aus einem Gedicht?«
    »Pink
Floyd«, erklärte Nolan und stellte einen reich gefüllten Einkaufskorb auf
den Tresen. »Das stammt aus dem Stück ,Learning To Fly.«
    Maggie
begegnete seinem Blick und spürte, wie sie über und über rot wurde. »Sie mögen
Pink Floyd?«
    Er lächelte
schwach. »Ich mochte Pink Floyd, als ich noch zur Highschool ging. In einer
Phase, in der ich vorzugsweise Schwarz getragen und meine emotionale Isolation
beklagt habe.«
    »Ich
erinnere mich an diese Phase«, warf die ältere Frau ein. »Deine Eltern
wollten den Gouverneur bitten, dich in die Nationalgarde einberufen zu
lassen.«
    »Gott sei
Dank liebten sie ihr Land zu sehr, um das wirklich durchzuziehen.« Mark
Nolans Lächeln wurde breiter, und obwohl es gar nicht ihr galt, ja, er sie
nicht einmal anschaute, fühlte Maggie sich kurz davon geblendet.
    Ihre Finger
zitterten leicht, als sie das sorgsam verpackte Geschenk in eine Tragetasche
mit Henkeln aus gedrehten Kordeln legte. »Hier, bitte sehr«, sagte sie
fröhlich und schob der älteren Dame die Tasche hin.
    Mark griff
danach. »Das sieht schwer aus, Mrs Borowitz. Ich trage das für Sie zu Ihrem
Auto, einverstanden?«
    Die
zierliche Frau schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Danke, aber noch kann
ich das allein. Wie geht es deinen Brüdern?«
    »Sam geht
es großartig. Er verbringt die meiste Zeit auf seinem Weingut. Und Alex ...
Nun, ich habe ihn in letzter Zeit kaum gesehen.«
    »Er ist
dabei, das Bild von Roche Harbor sehr nachhaltig zu verändern.«
    »Oh
ja.« Mark lächelte schief. »Er wird nicht eher Ruhe geben, als bis er die
Insel weitestgehend mit Apartmenthäusern und Parkplätzen zugepflastert
hat.«
    Die Frau
schaute zu Holly hinunter. »Hallo, kleiner Schatz. Wie geht es dir?«
    Das Kind
nickte verlegen und sagte nichts.
    »Du bist
gerade eingeschult worden, nicht wahr? Magst du deine Lehrerin?«
    Wieder ein
schüchternes Nicken.
    Mrs
Borowitz schnalzte sanft mit der Zunge. »Du sprichst immer noch nicht? Nun, du
musst aber bald damit anfangen. Wie sollen wir denn sonst wissen, was du
denkst, wenn du es uns nicht sagst?«
    Holly
schaute nur zu Boden und rührte sich nicht.
    Die Frau meinte es nicht
unfreundlich, aber Maggie sah, wie Mark Nolan die Kiefer aufeinanderpresste.
    »Das wird
schon noch«, mischte er sich in beiläufigem Ton ein. »Mrs Borowitz, diese
Tasche ist größer als Sie. Lassen Sie mich das tragen, oder ich muss mein
Pfadfinderabzeichen zurückgeben.«
    Die ältere
Dame lachte in sich hinein. »Mark Nolan, ich weiß zufällig ganz genau, dass du
nie ein Pfadfinderabzeichen bekommen hast.«
    »Das liegt
nur daran, dass Sie mir nie gestatten, Ihnen zu helfen ...«
    Die beiden
stritten sich gutmütig weiter, während Mark ihr die Einkaufstüte abnahm und sie
zur Tür begleitete. Er warf einen Blick zurück über die Schulter. »Holly, warte
bitte hier auf mich. Ich bin gleich zurück.«
    »Sie ist
bei mir gut aufgehoben«, sagte Maggie. »Ich habe ein Auge auf sie.«
    Mark
musterte sie kurz. »Danke«, sagte er und verließ den Laden.
    Maggie
atmete erleichtert auf. Ihr war wie nach einer Achterbahnfahrt zumute, als
wären ihre Eingeweide ordentlich durchgeschüttelt worden und würden sich jetzt
allmählich wieder beruhigen.
    Sie lehnte
sich gegen den Tresen und betrachtete Holly nachdenklich. Das Gesicht der Kleinen
wirkte verschlossen, ihre Augen leuchteten, aber sie wirkten undurchsichtig,
wie aus Milchglas.
    Maggie
versuchte sich daran zu erinnern, wie es gewesen war, als ihr Neffe Aidan in
der Schule nicht hatte sprechen können. Selektiver Mutismus nannte man diese
Erkrankung. Die Leute dachten oft, es handele sich um ein mutwilliges
Verhalten, aber dem war nicht so. Aidans Zustand hatte sich im Laufe der Zeit
gebessert. Er hatte schließlich auf die geduldigen Bemühungen seiner Familie
und seiner Lehrer reagiert.
    »Weißt du,
an wen du mich erinnerst?«, fragte Maggie in leichtem Plauderton. »An
Arielle, die Meerjungfrau. Du hast den Film doch gesehen, oder?« Sie
drehte
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