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Lippels Traum (German Edition)

Lippels Traum (German Edition)

Titel: Lippels Traum (German Edition)
Autoren: Paul Maar
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herein.
    Als sie Lippel vor dem König sitzen sah, stutzte sie und erbleichte. Schließlich hatte sie angenommen, er sei tot wie die beiden anderen! Aber sie fasste sich schnell und ließ sich nichts anmerken, als sie vor den König trat.
    »Ihr habt mich gerufen, lieber Schwager und mächtiger König«, sagte sie mit einer Verbeugung. »Was kann ich Unwürdige für Euch tun?«
    Der König deutete auf Lippel und sagte: »Dieser Junge hier, der sich Lippel nennt, erzählt, Ihr hättet den Tod von Prinz Asslam und Prinzessin Hamide geplant. Ihr hättet den drei Wächtern einen Beutel mit Goldstücken gegeben, damit sie die beiden umbringen!«
    »Dieser Lippel ist ein unverschämter Lügner«, behauptete die Tante frech. »Schaut ihn doch nur an: Er ist ein Fremder, ein Ausländer. Er stammt gar nicht aus unserem Land! Man soll ihn köpfen, denn er hat dem König ins Gesicht gelogen!«
    »Wollt Ihr alles leugnen?«, rief der König zornig.
    »Ich muss nichts leugnen, lieber Schwager! Nicht einmal in Gedanken könnte ich Euren Kindern ein Haar krümmen«, log die Tante. »Die Nachricht von ihrem Tod hat mein Herz mit tiefer Trauer und unendlichem Weh erfüllt. Was gäbe ich, wenn sie noch am Leben wären!«
    »So, was würdest du denn geben«, fragte der König drohend. »Auch deinen Kopf?!«
    »Wie meint Ihr das, lieber Schwager?«, fragte die Tante.
    Der König antwortete nicht. Er erhob sich und zog einen Vorhang beiseite. Dahinter standen Prinz Asslam und Prinzessin Hamide! Neben ihnen saß Muck. Er sah übel aus: Sein linkes Vorderbein war verbunden und es fehlte ihm ein Ohr. Aber immerhin war er am Leben!
    »Elende! Du wolltest den Tod meiner Kinder!«, schrie der König. »Dafür sollst du die Strafe erleiden, die du Lippel zugedacht hast!«
    »Gnade, Gnade!«, rief die Tante und fiel auf die Knie.
    »Man köpfe sie!«, befahl der König. »Für Lippel hat sie auch nicht um Gnade gebeten.«
    Asslam trat vor. Jetzt zeigte sich, dass er nicht umsonst von Sindbad dem Weisen erzogen worden war.
    »Mein Vater«, sagte er. »Schon einmal habt Ihr ein hartes Urteil zu schnell gefällt: Als Ihr mich verbannt habt. Später hat es Euch leidgetan. Wenn Ihr später auch dieses Urteil einmal bereut, wird es zu spät sein. Dann kann man es nicht mehr ungeschehen machen. Darum mildert Eure Strafe!«
    »Was soll ich also tun? Was schlägt mein Sohn vor?«, fragte der König.
    »Sie soll die gleiche Strafe erhalten, die Ihr uns zugedacht hattet. Sie soll für immer aus dem Land verbannt werden.«

    Und so geschah es. Die dicke Wirtin aber, die den Kindern so selbstlos geholfen hatte, wurde zum Dank dafür zur königlichen Ober-Obstverwalterin ernannt.
    Sie durfte die Feigen aus den königlichen Hofgärten einkochen und sie und ihr Mann bekamen fortan ein Jahresgehalt von zwölftausend Dinar netto. Ohne jeden Steuerabzug!

Der Schluss
    Mutter schaute die drei Zuhörer erwartungsvoll an.
»Nun, hat euch meine Geschichte gefallen?«, fragte sie.
»Du meinst: Der Schluss von meiner Geschichte!«, sagte
Lippel. »Sehr schön! Jetzt weiß ich, dass alles gut
ausgegangen ist.«
»Wirklich sehr schön!«, sagte auch Vater
und Frau Jeschke nickte.
Lippel lehnte sich zufrieden im Sessel zurück und blätterte
in seinem Buch. Was für ein herrlicher Sonntag!, dachte
er, während er die farbigen Bilder betrachtete:
Seine Eltern waren wieder da, er hatte alle hundert
Sammelpunkte beieinander, morgen Nachmittag
würde er mit seinen neuen Freunden spie-
len. Und die morgenländische Ge-
schichte hatte, endlich, ein
schönes, rundes
ENDE.

Paul Maar , 1937 in Schweinfurt geboren, studierte Malerei und Kunstgeschichte und war einige Jahre als Lehrer und Kunsterzieher an einem Gymnasium tätig, bevor er sich als freier Autor etablierte. Seit Jahren gehört er zu den erfolgreichsten und vielseitigsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren, er illustriert, übersetzt, schreibt Theater-stücke und Drehbücher. Paul Maar erhielt zahlreiche bedeutende Auszeichnungen, u.a. den Deutschen Jugendliteraturpreis für sein Gesamtwerk, den Friedrich-Rückert-Preis und den E.T.A.-Hoffmann-Preis. Für seine Verdienste um Kunst und Bildung wurde er vom Bayerischen Staatsministerium geehrt.

    Zu seinen beliebtesten Figuren gehören das Wünsche erfüllende SAMS , der zwischen Tier- und Menschenwelt wandelnde Herr Bello und der von orientalischen Abenteuern träumende Lippel , die in Buch und Film Erfolge feiern. In vielen seiner Bücher zeigt sich Paul Maar als
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