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Lippels Traum (German Edition)

Lippels Traum (German Edition)

Titel: Lippels Traum (German Edition)
Autoren: Paul Maar
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glauben soll!«
    »Du kannst mir glauben, ehrenwerte Frau«, sagte Hamide. »Es ist mein Armreif. Ich bin Prinzessin Hamide.«
    »Wie kommt ihr dann in meine Herberge? In diesen Kleidern! Was bedeutet das alles?« Sie war jetzt völlig verwirrt. »Weiß euer Vater, dass ihr hier seid?«
    »Wir müssen es ihr erklären«, sagte Lippel und die drei erzählten, was sie erlebt hatten.
    »Arme Kinder«, sagte die Wirtin mitleidig, als sie ihre Geschichte beendet hatten, und verbesserte sich schnell: »Arme königliche Hoheiten, wollte ich natürlich sagen. Was kann man nur tun? Soll ich in den Palast gehen und dem König einfach sagen, dass ihr hier seid?«
    »Das geht nicht«, sagte Asslam verlegen. »Leider würde man dich gar nicht bis zu meinem Vater vorlassen. Außerdem hat er sich eingeschlossen und will niemanden sehen.«
    »Man müsste den Wächter vor dem Palast ablenken, ihn von dort weglocken«, überlegte die Wirtin laut. »Dann könntet ihr schnell in den Palast schlüpfen. Wenn ihr drei erst einmal drinnen seid, kann euch ja nichts mehr geschehen.«
    »Das wissen wir«, sagte Asslam. »Aber wie soll man den Wächter ablenken?«
    »Dazu ist mir schon was eingefallen«, verkündete Lippel. » Ich lenke ihn ab. Es genügt, wenn ihr beide in den Palast gelangt.«
    »Und wie sollen wir durch die Stadt bis vor den Palast kommen? Die beiden anderen Wächter könnten uns doch entdecken«, sagte Hamide.
    »Mir ist auch etwas eingefallen«, sagte die Wirtin. »Wir haben einen kleinen Garten vor der äußeren Palastmauer. Wir fahren manchmal mit dem Karren hin und arbeiten dort, mein Mann und ich. Ich könnte euch auf dem Karren verstecken. Euch mit leeren Säcken zudecken. Das würde nicht auffallen. Und von der Palastmauer zum Palast ist es nicht weit!«
    Die drei schauten sich an: Das war wirklich ein Ausweg! Jetzt war nur die Frage zu lösen, wie Lippel den Wächter weglocken konnte, ohne dass er selbst in Gefahr geriet.
    Der dicken Wirtin fiel auch dazu etwas ein:
    »Er soll oben auf der Mauer entlanggehen und laut rufen«, sagte sie. »Ihr werdet sehen, wie schnell der Wächter gerannt kommt!«
    »Ist die Mauer sehr hoch?«, erkundigte sich Lippel ängstlich. »Ist sie oben auch breit genug? Stürzt man da nicht ab?«
    Asslam hatte andere Bedenken. »Und was ist, wenn der Wächter Lippel erwischt? Wenn er auch auf die Mauer klettert und ihn herunterholt?!«
    »Immer der Reihe nach, eins nach dem anderen!«, sagte die Wirtin. »Die Mauer ist nicht viel höher als ein Mann. Und sie ist so dick, dass man ein Fass darauf rollen könnte. Wenn Lippel so mutig ist, von dieser Mauer zu springen, dann weiß ich, was wir tun werden.«
    »Was denn?«, fragte Lippel.
    »Lippel lässt den Wächter ziemlich nahe herankommen und springt dann schnell hinunter. Natürlich auf der entgegengesetzten Seite. Der Wächter muss erst über die Mauer klettern. Bis er drüben ankommt, habe ich Lippel längst auf meinem Karren versteckt, unter den Säcken. Wenn der Wächter mich fragt, wo der Junge hingerannt ist, zeige ich in eine Gasse und sage, dort wäre er eben verschwunden. – Wie findet ihr meinen Plan?«
    »Sehr gut!«, meinten alle drei.
    Und genauso wurde alles ausgeführt:
    Asslam, Hamide und Lippel legten sich in den Karren. Die Wirtin deckte sie mit Säcken zu, spannte den Esel an und fuhr unbehelligt zu ihrem Garten vor der Palastmauer. Dort hielt sie an und blickte sich um.
    »Von den Reitern ist weit und breit nichts zu sehen!«, sagte sie laut. »Ihr könnt herauskommen!«
    Die drei stellten sich auf den Karren und spähten vorsichtig über die Mauer. Auf der anderen Seite war ein freier Platz, dahinter eine zweite, noch höhere Mauer mit einem großen Tor. Neben diesem Tor stand der Wächter, an einen Pfeiler gelehnt, und beobachtete die Hauptstraße.
    Asslam und Hamide gingen ein ganzes Stück außen an der Mauer entlang, bis sie eine Lücke fanden, durch die sie schlüpfen konnten. Schnell huschten sie von dort über den Platz und schlichen sich von der Seite an das Tor und den Wächter heran.
    Schließlich versteckten sie sich hinter einem Gebüsch, gar nicht weit vom Tor entfernt, und gaben Lippel ein Zeichen.
    Jetzt kam Lippels großer Auftritt!
    Er schwang sich auf die Mauer und spazierte oben entlang. Als ihm das Tor genau gegenüberlag, blieb er stehen. Auf der Fahrt, unter den Säcken, hatte er sich ein Lied ausgedacht. Er holte tief Luft und fing an laut zu singen:
    »Hier steht der Lippel auf der Mauer,
am
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