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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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»Ich möchte Ihnen nicht zur Last fallen«, wisperte sie, weil sie es
gewohnt war, im Weg zu sein, ein Problem, das allen lästig war. Sie erinnerte
sich, wie ihre Mommy und ihr Daddy sich angeschrien und sie jeweils als %dein Kind < bezeichnet hatten, als wolle keiner zugeben, daß sie zu ihnen
gemeinsam gehörte.
    Elaina
umarmte sie ganz unvermittelt, so fest, daß sie fast die Puppe zwischen ihnen
zerquetschte, und als sie sich wieder von Gloriana löste, schimmerten Tränen in
ihren Augen. »Natürlich wirst du mir nicht zur Last fallen«, versicherte sie
mit bewegter Stimme. »Im Gegenteil – du bist die Antwort auf meine Gebete,
Kind. Und nun komm. Wir haben viel zu tun ...«

Kapitel
1
    Dane St.
Gregory, fünfter
Baron von Kenbrook, hob müde die Hand zu einem Befehl, worauf hinter ihm der
Rest seiner kleinen Privatarmee zu einem klappernden, schlurfenden und
entschieden ungraziösen Halt kam. Danes Pferd, ein flinker, muskulöser Hengst
mit rabenschwarzem Fell, der auf den Namen Peleus hörte, blieb am Rand der
Klippen stehen und warf wiehernd den massiven Kopf zurück. Dane hatte das Tier
erst vierzehn Tage zuvor erworben, auf einem Pferdemarkt in Flandern, und der
prächtige Hengst hatte ihn so viele Silberpfennige gekostet, daß nun gähnende
Leere in seiner Börse herrschte.
    Der hohe
Kaufpreis war Danes Ansicht nach jedoch gerechtfertigt, weil solch stämmige,
widerstandsfähige Streitrösser in England äußerst selten waren. Er brauchte
seinen Hengst nur mit den besten Stuten in Hadleigh zu paaren, um mit der Zeit
über eine ganze Herde kostbarer Streitrösser zu verfügen. Die Gewinne aus einer
solchen Zucht würden sehr beträchtlich sein.
    Dane holte
tief Atem und stieß ihn langsam wieder aus, als er seinen Blick über die
Landschaft schweifen ließ. Unter ihnen glitzerte der See, blaßgrün wie ein
formloses Juwel, als er die letzten Strahlen der späten Sommersonne einfing.
Hadleigh Castle, die grimmige, uralte Burg mit ihren drei Zwingern und doppelt
so vielen Türmen, ragte über dem südlichen Ufer des Sees auf. Am Fuß der Zugbrücke,
die den leeren Graben überspannte, jedoch noch innerhalb der Außenmauern,
kauerte das kleine Dorf, das wie die Festung Hadleigh hieß. Es war im Grunde
nicht viel mehr als eine armselige Ansammlung von Hütten, zwischen denen sich
Schafe, Schweine und Hühner tummelten, aber es verfügte über eine Taverne und
eine bescheidene kleine Kirche, die sich mit einem richtigen Buntglasfenster
großtat – einer schlichten Darstellung des heiligen Georg, wie er den Drachen
tötete.
    Das
stattliche Haus von Cyrus, dem Wollhändler, stand ein wenig abseits von den
anderen, ein solider Bau aus roten Backsteinen, mit einem Ziegeldach, Garten
und einem kleinen Innenhof. Meine kindliche Braut Gloriana wird bestimmt
begierig sein, in dieses schöne Haus zurückzukehren, dachte Dane. Weder
Hadleigh Castle noch Kenbrook Manor waren auch nur halb so komfortabel wie das
Haus des Wollhändlers, trotz ihrer erhabenen Geschichte und ihrer unzähligen
Säle und Kammern.
    Ein leises
Unbehagen erfaßte Dane. Der reiche Kaufmann Cyrus würde sehr empört sein, wenn
er die Neuigkeiten erfuhr, und er hatte auch allen Grund dazu.
    Dane preßte
die Lippen zusammen, beugte sich vor und stützte einen Arm auf den Sattelknauf.
Die mit Gloriana eingegangene Ehe war belanglos – das Kind war schließlich
erst sieben Jahre alt gewesen, als sie ihre Gelübde geleistet hatte, und er
selbst ein unerfahrener Jüngling von knapp sechzehn Jahren. Sie hatten nicht
einmal selbst an der Zeremonie teilgenommen – während das kleine Mädchen in
London geblieben war, umsorgt von seiner liebenden Mutter, hatte Dane ein
Schiff zum Kontinent bestiegen, um dort das lukrative Handwerk eines Soldaten
zu erlernen. Es war keine Liebesheirat, dachte Dane, und deswegen völlig anders
als die Ehe, die er mit Mariette einzugehen gedachte. Gloriana hatte keinen
Grund zu leiden. Im Gegenteil – es war anzunehmen, daß sie sogar überglücklich
sein würde, ihre Freiheit zurückzugewinnen.
    Der Gedanke
war, trotz seiner unangreifbaren Vorteile, auf seltsame Art beunruhigend.
    Dane ließ
den Blick über die Stadttore hinweggleiten, und dort lag die verwitterte Abtei,
nur eine Viertelmeile weiter an der kurvigen Straße, die sich um den See
schlang wie die Arme eines Geliebten. Die Straße verschwand in einem dichten
Eichenwald, um dann irgendwann vor den Toren von Kenbrook Manor wieder
aufzutauchen.
    Dane
lächelte.
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