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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller
Autoren: Der Preis des Verlangens
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überdrüssig. Ich möchte einen Ehemann und
Kinder.«
    »Kinder?« Er schien
überrascht, als könnte er sich nicht vorstellen, daß ein so altes,
vertrocknetes Geschöpf noch Kinder gebären könnte. Er richtete sich auf und
trat einen Schritt zurück. »Du willst Kinder?«
    Trotzig
schaute sie zu ihm auf. »Ja!« rief sie. »Ist das so schwer zu glauben? Ich bin
noch keine Greisin, Gabriel. Sehr viele Frauen in meinem Alter setzen Kinder
in die Welt.«
    Er wandte
sich ab, ging zum Getränkeschrank am anderen Ende des großen Raumes und
schenkte sich aus einer Kristallkaraffe Brandy ein, obwohl es noch so früh am
Tage war, daß er vermutlich nicht einmal gefrühstückt hatte.
    »Du hast
einen Ehemann, Annabel«, sagte er, bevor er einen Schluck trank und dann das
Glas zu einem Toast erhob. »Und ob es dir paßt oder nicht, du wirst dich damit
abfinden müssen.«
    Annabel
schloß die Augen in einem verzweifelten Versuch, sich zu beherrschen. »Willst
du mich zwingen, nach England zurückzukehren und in Schande zu leben?« fragte
sie entrüstet.
    Gabriel
betrachtete sie nachdenklich. »Ich wüßte nicht, warum es schlimmer wäre, dir
einen Liebhaber zu nehmen, als dich der Gesellschaft als geschiedene Frau zu
präsentieren – das wäre hier die Schande. Aber vielleicht ist so etwas
ja akzeptabel in deinen weltoffeneren Kreisen.«
    Die Worte
schmerzten, was ganz ohne Zweifel auch ihr Sinn gewesen war. Obwohl Scheidung
in manchen Kreisen durchaus üblich war, war Annabel im Grunde ihres Herzens
eher altmodisch. Für sie war es eine Frage der Ehre, ihre Ehe zu beenden, bevor
sie männlichen Besuch empfing und eine neue Bindung suchte.
    »Verdammt
Gabriel – warum mußt du es mir so schwermachen?«
    Er stellte
den Brandy, an dem er kaum genippt hatte, wieder fort. »Schwermachen? Ich
finde, daß ich ziemlich geduldig mit dir bin, Annabel. Du hast mich verlassen,
als ich unterwegs war, und unseren Sohn hast du gleich mitgenommen. Viele
Männer wären dir gefolgt, um dich an den Haaren heimzuzerren.«
    Sie wandte
für einen Moment den Blick ab, dachte an jene Zeit zurück und erinnerte sich,
wie sehnsüchtig sie während jener furchtbaren ersten Monate auf ihn gewartet,
wie sie gehofft und gebetet hatte, er möge nach Osten kommen, um sie und
Nicholas abzuholen. Aber nein, er hatte an nichts anderes als an seine
verdammte Ranch gedacht, an seine Rinder, seine Minen und seine Sägewerke.
    Und
natürlich auch an Julia Sermon. O ja, sie hatte er über all dem nicht
vergessen.
    »Bitte,
Gabriel, spiel nicht den gekränkten Ehemann, dem Unrecht zugefügt wurde. Du
warst vermutlich froh, mich los zu sein.«
    Gabriel
ging zur Tür und legte eine Hand auf den Bronzeknauf. »Es wird keine Scheidung
geben«, erklärte er. Und dann ging er, ließ sie allein, verwirrt und zutiefst
enttäuscht in diesem großen Raum zurück. Sie hatte sich nie die Mühe gemacht,
sich einen zweiten Plan zurechtzulegen für den Fall, daß Gabriel ihr ihre Bitte
abschlug, weil sie überzeugt gewesen war, daß Gabriel froh sein würde, frei zu
sein.
    Doch
offensichtlich hatte sie sich geirrt. Mehr noch als Freiheit wünschte er sich
Rache.
    Gabriel ging auf die Veranda hinaus und
lehnte sich mit dem Arm an eine Säule. In der Ferne hörte er das erste Feuerwerk
zum Tag der Unabhängigkeit, ein lautes Krachen, das die morgendliche Stille
störte. Annabels etwas dümmlich aussehende Hunde lagen in der Nähe im duftend
kühlen Schatten eines großen Hibiskusstrauchs, dicht beisammen und die langen
Schnauzen auf den Vorderpfoten. Mit vorwurfsvollen Blicken schauten sie zu
Gabriel auf.
    Der
schnittige kleine Wagen war nicht mehr zu sehen. Gabriel hatte selbst befohlen,
ihn fortzubringen, bevor er das Haus betrat, um mit Annabel zu sprechen. Die
Pferde waren bereits ausgespannt, getränkt, gefüttert und gestriegelt worden.
Im Augenblick jedoch wünschte er, er hätte diese Aufgabe für sich selbst
aufgehoben, denn er brauchte dringend eine Ablenkung.
    Annabel
wollte einen Ehemann, eine Familie, Kinder.
    Ihr Sohn
lebte, wenn auch leider nicht mehr ihre Tochter. Er hatte ihr ein schönes Haus
gebaut, ein Bankkonto
für sie eingerichtet und ihr mehr Kleider, Schmuck und Schnickschnack gekauft,
als eine Frau verlangen oder erwarten konnte. Er hatte sie mit jeder Faser
seines Seins geliebt, verdammt, und wenn sie sich bemüht hätte zu bleiben,
wären nach Nicholas und Susannah ganz gewiß noch andere Kinder auf die Welt
gekommen.
    Wenn
Annabel eine Familie haben
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