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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller
Autoren: Der Preis des Verlangens
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wahrscheinlich nur Gerede.«
    Annabel
verschränkte die Hände und wandte ihre Gedanken entschlossen von der armen,
verlorenen Louise McKeige ab. Was sie nach ihrer Entführung durchgemacht haben
mußte, war schlicht unvorstellbar. »Nicholas ...«
    Er nahm
ihren Arm, als wäre sie eine alte Frau, führte sie zu einem Sessel und nahm das
Laken ab. »Setz dich, Annabel. Du siehst aus, als würdest du gleich umfallen.«
    Annabel
setzte sich dankbar und schaute aus feuchten Augen zu ihm auf. »Kannst du mich
nicht Mutter nennen?« fragte sie, in einem Ton, der kaum mehr als ein Wispern
war.
    Nicholas
wandte den Blick ab. »Nein«, erwiderte er ruhig. »Nein, das kann ich nicht. Es
tut mir leid.«
    Sie preßte
die Lippen zusammen, atmete tief durch und gab keine Antwort. Nicholas
entfernte in der Zwischenzeit den Schutzbezug von einem anderen Sessel und zog
ihn heran, um sich zu ihr zu setzen.
    »So«, sagte
er. »Was bringt dich also an diesen Ort, den du mehr als alle anderen haßt?«
    Annabel
schluckte ihren Protest, daß sie weder die Ranch noch das Haus haßte. Dazu
bargen sie zu viele kostbare Erinnerungen; und außerdem war ihre Tochter hier
begraben.
    »Ich bin
gekommen, um deinen Vater um die Scheidung zu bitten.«
    Nicholas,
der sich vorgebeugt hatte, lehnte sich nun seufzend zurück und verschränkte
seine Arme. »Und was hat er gesagt?«
    Annabel
dachte an die Auseinandersetzung in Gabriels Arbeitszimmer. »Er hat sie mir
verweigert. Ich kann mir nicht vorstellen, warum – höchstens, daß er
grundsätzlich nicht bereit ist, auf irgendeinen meiner Wünsche einzugehen. Denn
schließlich wäre er frei und könnte endlich Julia Sermon heiraten, wenn wir uns
scheiden ließen.«
    Nicholas
runzelte die Stirn. »Julia? Sie würde ihn nie nehmen – nicht als Ehemann
zumindest.«
    »Sie haben
schon seit Jahren ein Verhältnis – schon bevor ich aus Nevada fortging«,
erwiderte Annabel verblüfft. Gabriel war attraktiv und männlich, stark und
intelligent.
    Und er war
reich – seine Silberminen spuckten einen ständigen Strom von Geld aus, und er
besaß mehr Rinder, als es Engel im Himmel gab. Warum sollte irgendeine Frau –
vor allem eine wie Julia – einen solchen
Mann abweisen?
    Nicholas
lächelte versonnen. »Vielleicht«, meinte er. »Aber ich glaube, es steckt viel
mehr – und zugleich viel weniger – hinter dieser Beziehung, als die meisten
Leute glauben würden.«
    Annabel
hätte ihn jetzt vielleicht offenen Mundes angestarrt, wenn ihre gute Erziehung
es ihr nicht verboten hätte. Mit einer nervösen Geste strich sie ihren Rock glatt
und atmete tief durch. »Du irrst dich, Nicholas, aber der Anstand verbietet es
mir, das Thema weiter zu verfolgen, und ich möchte dich auch nicht gegen deinen
Vater aufhetzen.«
    »Warum hast
du diese weite Reise unternommen? Du hättest doch auch ein Telegramm schicken
oder dich durch deine Bostoner Anwälte mit Pa in Verbindung setzen können.«
    Annabel
befeuchtete ihre Lippen und wandte für einen Moment den Blick ab. Dann schaute
sie ihn wieder an. »Weil ich dich sehen wollte, Nicholas. Und weil ich wußte,
daß du nicht nach England kommen würdest.«
    Er schien
nicht ganz überzeugt. »Da hast du recht«, erwiderte er. »Mein Platz ist hier,
genau wie der von Pa. Hast du dir eigentlich nie gewünscht, nach Susie noch ein
weiteres Kind zu haben? Jemanden, der besser zu dir paßte als ich?«
    Sie
lächelte, obwohl sie den Tränen nahe war. »Ich hätte gern Töchter und noch
weitere Söhne, Nicholas«, gestand sie. »Und ich bin fest entschlossen, sie
auch zu bekommen. Aber ich hätte mir nie gewünscht, du wärst anders, als du
bist.«
    Es schien
ihn zu verblüffen, daß Annabel noch Kinder wollte, wenn er auch nicht ganz so
beleidigend reagierte wie sein Vater. Er schob seinen Sessel zurück und erhob
sich, ohne auf Annabels Bemerkung einzugehen.
    »Gibt es
jemanden, den du heiraten möchtest?« fragte er nach kurzem Schweigen.
    Annabel
spürte, wie sie errötete, und fragte sich, wieso dieser junge Mann und sein
Vater sie so leicht in Verlegenheit bringen konnten, wenn niemand sonst es
konnte. »Nein«, sagte sie. »Aber ich würde gern
jemanden finden, und das kann ich nicht, solange ich verheiratet bin.«
    »Wenn du Kinder
willst«, wandte Nicholas nüchtern ein, »warum dann nicht mit Pa? Wäre das
nicht einfacher?«
    Eine
unziemliche Hitze erwachte bei diesem Gedanken in Annabel, und vor lauter
Verlegenheit rutschte sie nervös hin und her.
    »Eher würde
ich
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