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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller
Autoren: Der Preis des Verlangens
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herumwälzt. Es ist schon schlimm genug, in
diesem Augenblick daran zu denken, aber dieses Bild mit in die Ewigkeit zu
nehmen ... niemals!«
    »Du bist
wahnsinnig«, sagte Annabel. Sie war sich der Umstehenden und ihrer Umgebung mit
einer Eindringlichkeit bewußt, die sie selbst verblüffte. Es war fast, als
würden ihre Sinne durch die Gefahr verschärft. Gabriel machte einen weiteren
Schritt; Nicholas versuchte, sich von Charlie loszureißen. Die Soldaten standen
so reglos da wie Zinnsoldaten, und Olivia saß schweigend auf ihrem Pferd und
vermittelte ihr Kraft, auch wenn sie ihr nicht zu Hilfe kommen konnte.
    Olivia wäre
die ideale Frau für Nicholas, dachte Annabel, wenn sie den heutigen Tag
überlebte.
    Jeffrey hob
die Pistole wieder, zielte und betätigte den Abzug. Annabel hörte ein
pfeifendes Geräusch, während sie sich zu Boden warf, in der Hoffnung, dieser
ersten Kugel zu entgehen und Jeffrey gleichzeitig davon abzulenken, daß
Gabriel jetzt in ihre Richtung lief.
    Wieder
ertönte ein Schuß, Olivia schrie auf, und die Soldaten schienen endlich aus
ihrer Erstarrung zu erwachen.
    Annabel
richtete sich vorsichtig auf, unverletzt, und spähte zwischen den Beinen ihrer
verängstigt tänzelnden Stute zu Jeffrey hinüber, der jetzt auf dem Boden lag –
mit einem langen Pfeil in seiner Brust.
    Er lebte
noch und blutete; Annabel rutschte auf Händen und Knien zu ihm und nahm seinen
Kopf in ihre Arme.
    »Jeffrey,
du Narr!« rief sie bekümmert. »Du verdammter Narr. Warum hast du das getan,
wenn du doch wissen mußtest, wie es enden würde?« Sie erwartete im Grunde keine
Antwort; sie hatte eigentlich nur laut gedacht.
    Eine Frau,
die nur Gabriels Mutter sein konnte, stand in der offenen Tür der Hütte und
hielt einen Bogen in der rechten Hand.
    Jeffrey
schaute mit einem gütigen Lächeln auf zu Annabel, der Mann, der sie wenige
Minuten zuvor noch hatte töten wollen. Er litt ganz offensichtlich, aber zum
Glück für ihn schien er einer Ohnmacht schon sehr nahe. »Ein Spiel«, sagte er
mit schwacher Stimme. »Ich habe gespielt ... und verloren.«
    Und dann
schloß er die Augen.
    Gabriel,
der Annabel inzwischen erreicht hatte, zog sie auf die Beine und nahm sie in
die Arme. Hielt sie ganz fest an sich gepreßt und sagte nichts, wie auch sie
nichts sagte, weil Worte in diesem Augenblick vollkommen überflüssig waren.
    Olivia
glitt aus dem Sattel und lief zu Nicholas, dem sie sich schluchzend vor
Erleichterung in die Arme warf. Lächelnd beobachtete Annabel, wie sie einander
stützten.
    Nicholas erwachte in seinem eigenen Bett zu
Hause, einige Stunden nach der Schlacht von Wedding Bells Spring. Sie hatten
ihn betäubt, erinnerte er sich jetzt, mit einer dieser Kräutermischungen seiner
Großmutter, und seine Muskeln waren auch jetzt noch schwer wie Blei.
    Er starrte
eine Weile zu den Schatten an der Zimmerdecke auf, während er darauf wartete,
daß diese bleierne Schwere in seinen Gliedern nachließ, und als sie es nicht
tat, hob er den Kopf, um an sich herabzuschauen, und stellte fest, daß er mit
dicken Tauen an das Bett gebunden war.
    »Verdammt!«
sagte er.
    »Du bist
also wach«, bemerkte Olivia freundlich. Nicholas' Ausgabe von > Gullivers
Reisen < lag aufgeschlagen auf ihrem Schoß.
    Nicholas
war so entrüstet, daß er im ersten Moment keine Worte fand. »Wessen Idee war
das?« fragte er dann ärgerlich.
    Olivia
lächelte und machte keine Anstalten, ihn zu befreien. »Jonathan Swifts, glaube
ich«, erwiderte sie.
    »Annabels,
willst du wohl sagen«, knurrte Nicholas, und dann nahm er die ganze Kraft
seiner gerechtfertigten Wut zusammen und schrie: »Mutter!«
    »Sie wird
dich nicht hören«, sagte Olivia. »Und selbst wenn sie es täte, würde sie dich
nicht losbinden. Noch nicht zumindest. Allen außer dir ist klar, Nicholas, daß
du Ruhe brauchst, um wieder gesund zu werden, und dies schien der einzige Weg
zu sein, dich davon abzuhalten, in der Gegend herumzureiten.«
    Er zerrte
noch einen Moment an seinen Fesseln, aber sie gaben nicht nach. Die Idee mochte
zwar von Annabel stammen, die Ausführung hatte jedoch sein Vater übernommen,
oder Charlie. Er würde dieses Bett nicht eher verlassen können, bis sich jemand
seiner erbarmte und die Fesseln löste.
    Er
versuchte es mit Charme.
    »Nein«,
sagte Olivia entschieden.
    Mit
Versprechungen.
    »Kommt
nicht in Frage«, erwiderte sie.
    Mit einem
dringenden Bedürfnis. »Ich muß mal.«
    »Moment
mal«, sagte die Frau, die er zu seiner Braut erkoren
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