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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller
Autoren: Der Preis des Verlangens
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aus den Tagebüchern. Den Namen des Ortes, meine ich. Nicholas' Großmutter
pflegte sich dort mit Graue Wolke, ihrem Liebhaber, zu treffen, und sie hatten
schon immer vorgehabt, sich irgendwo dort in der Nähe niederzulassen, wenn sie
älter waren und nicht mehr mit seinem Stamm mitziehen wollten.«
    Annabels
Mund klappte auf, aber sie nahm sich zusammen und schloß ihn wieder.
    Olivia
drückte ihre Hand, als sie sah, daß Annabel viel zu konsterniert war, um zu
sprechen. »Als Nicholas sich in Ihrem Haus in der Stadt von seiner Verwundung
erholte, vertraute er mir eines Tages an, daß seine Großmutter noch lebte. Sie
war nicht wirklich entführt worden, wie alle glaubten, sondern aus freien
Stücken fortgegangen. Ihre Tagebücher gaben Aufschluß darüber, wie ihre
Liebesgeschichte sich im Laufe vieler Monate entwickelt hatte, und den Rest hat
Nicholas mir erzählt.«
    Annabel war
fassungslos. All diese Jahre hatten Gabriel und
Jessie geglaubt, ihre Mutter sei von den Indianern gefangengenommen worden und
inzwischen vielleicht schon lange tot. Sie hatten schrecklich gelitten, wenn
sie sich vorstellten, welche furchtbaren Qualen ihre Mutter erlitten haben
mochte, und nun auf einmal zu erfahren ...
    »Mein
Gott«, flüsterte sie und legte eine Hand an ihre Stirn.
    »Ich finde,
Sie sollten sich jetzt ein bißchen hinlegen«, schlug Olivia vor.
    »Nicht für
alles Gold auf dieser Welt!« erwiderte Annabel. »Kommen Sie – wir werden uns
Pferde satteln und den Soldaten in die Berge folgen!«
    Olivia
wollte widersprechen, sah aber, daß es sinnlos war, und so nickte sie nur.
    Jeffrey war
in der Scheune und striegelte ein Pferd, als sie den großen Raum betraten. Es
erschien Annabel ein bißchen merkwürdig, daß er nicht nach den Soldaten
fragte, die eben auf den Hof und gleich wieder hinausgeritten waren – er mußte
sie gesehen oder zumindest doch gehört haben –, aber in ihrer Eile verfolgte
sie den Gedanken nicht weiter. Während sie Jeffrey zurief, ein Pferd für Olivia
zu holen, lief sie in den Geräteraum, um ihren Sattel und ihr Zaumzeug zu
holen.
    Jeffrey
gehorchte mit bewundernswerter Schnelligkeit, und als die beiden Frauen
losritten, bestand er darauf, sie zu begleiten. Annabel hätte es vielleicht
abgelehnt, aber sie wußte, daß Jeffrey ein hervorragender Reiter war und sie
nicht aufhalten würde. Wie erwartet, folgten ihnen die drei Männer, die Gabriel
mit ihrem persönlichen Schutz beauftragt hatte, in respektvoller Entfernung.
    Die
Soldaten hatten eine leicht zu erkennende Spur hinterlassen, und da ihr
Vorsprung noch nicht so groß war, konnte man sie sogar noch hören.
    Aber sie
kamen erst auf Sichtweite an den Trupp heran, als sie nach zwei Stunden
angestrengten Reitens die Berge erreichten, und die Sonne mit jeder Meile, die
sie zurücklegten, immer tiefer sank. Am Rand des Walds zügelten Annabel, Olivia
und Jeffrey ihre Pferde, da sie die Lichtung erreicht hatten, die Nicholas
Olivia beschrieben hatte. Von der kleinen Eskorte hinter ihnen war nichts mehr
zu sehen.
    Vor ihnen
wütete eine blutige Schlacht, die es ihnen unmöglich machte, sich näher
heranzuwagen, wenn sie sich nicht der Gefahr aussetzen wollten, von einer
verirrten Kugel getroffen zu werden. Zu qualvollem Nichtstun verurteilt,
verfolgte Annabel den harten Kampf, den Soldaten und Banditen auf der Lichtung
ausfochten. Sie sah weder Gabriel noch Nicholas, aber die Tür der Hütte stand
offen, und keine Bewegung war im Inneren zu sehen. Es war durchaus möglich, daß
alle dort drin bereits tot waren.
    Tränen
rannen über Annabels Wangen. Sie war so weit gekommen und hatte so viele
Irrtümer begangen – um nun möglicherweise nicht nur ihren Sohn, sondern auch
noch ihren Mann zu verlieren. Ausgerechnet jetzt, wo sie fest entschlossen
war, einen neuen Beginn zu machen, die Vergangenheit ein für allemal hinter
sich zurückzulassen und ein neues Leben mit Gabriel und Nicholas zu beginnen,
sollte das Schicksal sie so grausam bestrafen?
    Wenn sie
tot waren, ihr Mann und Sohn, würde sie einen Weg finden müssen weiterzuleben,
sich selbst und ihrem ungeborenen Kind zuliebe, aber diese Aussicht erfüllte
sie mit Schrecken. Warum hatte sie Gabriel
nicht vertraut, wo sie doch gewußt hatte, daß er sie liebte und sie sein Leben
lang geliebt hatte? Er war schließlich Gabriel und nicht ihr Vater.
    Verstohlen
schaute sie zu Olivia hinüber und sah, daß auch ihr die Tränen über die Wangen
liefen.
    Annabel
hätte nicht sagen können, wie
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