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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller
Autoren: Der Preis des Verlangens
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eingesetzt, als sie – hochschwanger – das Verlegen der
Fußböden in ihrem Hotel beaufsichtigte ...
    Der
Schmerz erfaßte
Annabel zuerst im Rücken; sie umklammerte den Rand der langen Rezeptionstheke,
die dort stand, wo einst die Bar gestanden hatte, und stieß einen leisen Schrei
aus.
    Jessie, die
an einem nahen Tisch saß und Papiere durchsah, war sofort bei ihr. »Annabel?«
fragte sie und erblaßte ein wenig. »Ist es das Kind?«
    Es hatte
schon falschen Alarm gegeben – Annabel hatte Gabriel schon mehrfach mitten in
der Nacht aufgeweckt und ihn losgeschickt, um Charlie zu holen –, aber diesmal
war es wirklich eine Wehe.
    »Gabriel«,
sagte Annabel stöhnend. »Hol Gabriel.« Jessie schickte einen der Arbeiter los,
der durch die Schwingtür auf die Straße stürzte und dort schrie, so laut er
konnte: »Es kommt! Mrs. McKeiges Baby ist unterwegs!«
    Annabel
schloß die Augen und ließ sich müde in einen Sessel sinken. »Ich muß nach Hause
auf die Ranch«, murmelte sie, während sie bittend Jessies Hand umklammerte.
»Nicholas ist dort geboren – Charlie hat ihn auf die Welt geholt –, und ich
möchte, daß auch dieses Kind dort geboren wird.«
    »Ich weiß
nicht, ob dazu noch Zeit bleibt«, meinte Jessie.
    Gabriel
erschien wenige Minuten später, in einem Wagen, der noch halb mit Holz für
seinen Saloon beladen war. Er stürzte in den großen Raum, mit wildem Blick
und wirrem Haar und von oben bis unten mit Sägemehl bedeckt.
    »Annabel?«
fragte er.
    »Ja«,
antwortete sie. »Ich möchte nach Hause.«
    Gabriel
widersprach ausnahmsweise einmal nicht. Er war sogar rührend besorgt um sie,
als er Annabel beim Aufstehen half und sie dann vorsichtig hinausführte, um
sie, was nicht ganz so einfach war, auf den hohen Wagensitz zu heben. Zuschauer
klatschten beifällig, als er die schwierige Aufgabe bewältigt hatte.
    Annabel
merkte sich ihre Namen und schwor sich, es ihnen zu vergelten.
    Die Fahrt
zur Ranch kam Annabel sehr kurz vor, denn sie war überglücklich und begrüßte
jede einzelne der Wehen. Endlich kam das Baby, dieses teure Kind, das ihr und
Gabriel gehörte.
    Charlie mußte
den Wagen über die Straße jagen gesehen haben, denn er wartete schon, als sie
das Haus erreichten, und Louisa, die seit jenem schicksalhaften Tag in Wedding
Bells Spring sehr häufig zu Besuch kam, stand neben ihm. Sie halfen Gabriel,
Annabel vom Wagen zu heben, und zusammen trugen sie sie die Treppe hinauf ins
Schlafzimmer, wo das Baby gezeugt worden war.
    Als die
Geburt begann, schrie Annabel, nicht einmal, sondern unzählige Male. Doch
selbst im schlimmsten Schmerz, der ja nur ihren Körper und nicht ihr Herz
betraf, war sie in freudiger Ekstase. Zwischen lauten Schmerzensschreien und
harter Arbeit weinte sie vor Entzücken.
    Gabriel
ging unruhig am Fußende des Bettes auf und ab und sah richtig ängstlich aus,
während Charlie sich um Annabel bemühte, ihr sanfte Anweisun gen gab und sie
tröstete, wenn der Schmerz fast unerträglich wurde. Louisa war auf ihrer
anderen Seite und wischte ihr hin und wieder das Gesicht mit einem kühlen,
feuchten Tuch ab.
    Mehrere
Stunden vergingen, bis endlich das Baby schreiend das Licht der Welt erblickte
– ein kräftiger kleiner
Junge, mit breiten Schultern und festen kleinen
Fäustchen, die er vor Empörung schwenkte. Er hatte feines, blondes Haar und sah
Gabriel selbst in diesen
ersten Momenten schon so ungeheuer ähnlich, daß Annabel lachte und weinte, als
sie ihn sah.
    Charlie
band die Nabelschnur ab und durchtrennte sie, dann wusch er den Säugling,
wickelte ihn in eine
warme Decke und übergab ihn seinem staunenden Vater. Mit Tränen der Freude in
den Augen schaute Louisa zu.
    »Bring
deinen Sohn hinunter, Gabe«, sagte Charlie lächelnd. »Sein großer Bruder wartet
sicher schon darauf, ihn kennenzulernen.«
    Als Gabriel
und das Baby fort waren, wusch Louisa ihre Schwiegertochter, während Charlie
ihr Bett bezog.
Dann, nachdem Louisa sie noch einmal zärtlich auf die Stirn geküßt hatte,
gingen auch sie hinaus.
    Als Gabriel
mit seinem jüngsten Sohn in seinen Armen zurückkehrte, erwartete Annabel ihn
schon. Obwohl sie müde war, war sie gleichzeitig auch so aufgekratzt vor lauter
Glück, daß sie keinen Schlaf gefunden hatte.
    »Wie sollen
wir ihn nennen?« fragte Gabriel, als er sich aufs Bett setzte und sich zu ihr
vorbeugte, um ihre Stirn zu küssen.
    Annabel
glättete Gabriels Haar, wo es sich in seinem Kragen
verfangen hatte. »Er braucht einen starken Namen, finde
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