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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller
Autoren: Ein suendiger Engel
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»Ich habe Hunger, Tochter, also mach
mir bitte etwas zu essen ...«
    Widerwillig
nahm Bonnie eine Pfanne und stelle sie auf den Herd, schürte das Feuer und
schlug ein halbes Dutzend Eier in die Pfanne.
    »Braves
Mädchen«, lobte ihr Vater, und Bonnies Schultern versteiften sich noch mehr,
als sie Salz und Pfeffer auf die Eier gab. Als sie zu brutzeln begannen, drehte
sie sich zu Jack Fitzpatrick um.
    »Du bist
gekommen, um zu bleiben?«
    Wieder
lächelte Jack und nickte zustimmend. Er hätte dringend eine Rasur gebraucht
und seinem Geruch nach auch ein Bad. »Du scheinst nicht sehr erfreut darüber,
Tochter.«
    Bonnie
kochte innerlich vor Zorn. »Ich war auch nicht sehr erfreut, deine Schulden im
Brass Eagle begleichen zu müssen«, erwiderte sie, nahm einen Teller aus dem
Schrank und stellte ihn klirrend vor ihren Vater auf den Tisch. »Es waren
fünftausend Dollar!«
    »Fünftausend
Dollar, die du mit dem Verkauf meiner Waren aus diesem Laden verdient hast«,
stellte Jack Fitzpatrick trocken fest, und damit schien die Angelegenheit für
ihn erledigt. »Ich werde heiraten, Bonnie. Es wird Zeit, daß ich wieder seßhaft
werde.«
    Bonnie
legte Besteck auf den Tisch, stellte Brot und Butter dazu und rührte die Eier
um. Ihr Vater aß gern Rührei. »Weißt du schon, wen du heiraten wirst?«
    »Oh, es
gibt immer irgendeine Witwe, die froh ist, sich mit einem Geschäftsmann
zusammenzutun. Ich glaube nicht, daß es mir schwerfallen wird, eine Braut zu
finden.«
    Mit
brüsken, zornigen Bewegungen gab Bonnie Teeblätter in die gelbe Keramikkanne.
Für einen Moment war sie versucht, sie ihrem Vater auf den Kopf zu schlagen,
aber Gewalttätigkeit brachte sie jetzt auch nicht weiter. »Das wäre es dann
also, was? Nach all der Zeit spazierst du hier herein und nimmst mir diesen
Laden weg, ohne dir auch nur die geringsten Gedanken zu machen, wie es mir
gelungen ist, ihn dir zu erhalten?«
    Jack zog
überrascht die dichten Brauen hoch. »Du bist eine verheiratete Frau mit einem
Mann, der für dich sorgen kann. Einem sehr reichen Mann sogar. Was willst du
mit einem Kolonialwarengeschäft?«
    Bonnie
dachte nicht daran, ihrem Vater Einzelheiten anzuvertrauen. Dazu war alles
viel zu kompliziert und viel zu persönlich. »Es ist viel geschehen, wovon du
keine Ahnung hast.«
    »Kein
Wunder«, beschwerte Fitzpatrick sich. »Du hast mir ja nicht mehr geschrieben,
seit dein kleiner Junge starb.«
    Jegliche
Erwähnung Kileys, wie indirekt auch immer, reichte aus, um Bonnies Kraft zu
rauben. Sie nahm den Teller und füllte ihn mit Rührei. »Es wird wohl eher das
Geld gewesen sein, was du vermißt hast, als meine Briefe.«
    Ihr Vater
wirkte aufrichtig verletzt, als sie ihn ansah. So verletzt, daß Bonnie sich
hastig abwandte und mit mehr Kraftaufwand als nötig gewesen wäre, Wasser in
den Teekessel pumpte.
    »Tochter.«
    Bonnie
setzte den Kessel klappernd auf den Herd und drehte sich wütend zu ihrem Vater
um. »Rede nicht mit mir, als wäre ich noch immer ein kleines Mädchen mit
geflicktem Kleid und Zöpfen! Ich bin eine erwachsene Frau und habe diesen Laden
ganz allein und völlig ohne fremde Hilfe geführt! Du schuldest mir viel mehr
als ein Dankeschön, ist das klar?«
    Jack
beschäftigte sich mit seinem Rührei, aber seine Augen glitzerten verdächtig,
als er einen flüchtigen Blick in Bonnies Richtung warf. »Ich freue mich, daß
dein irisches Temperament noch nicht gelitten hat, mein Kind. Ich bin sehr froh
darüber. Denn wenn ich dich nicht in einem so guten Zustand angetroffen hätte,
wäre Eli McKutchen reif gewesen für eine Auseinandersetzung!«
    Tapfere
Worte, dachte Bonnie, enthielt sich jedoch einer Antwort. Ihr > Zustand < war längst nicht so gut, wie er Jack erscheinen mochte. Seufzend setzte sich
sich zu ihm an den Tisch.
    »Wo ist
McKutchen überhaupt?« erkundigte sich Jack mit vollem Mund. »Und wie kommt es,
daß er seiner Frau erlaubt, eine so niedrige Arbeit zu verrichten, wie einen
Laden zu führen?«
    »Ich habe
ihn verlassen, nachdem Kiley starb«, antwortete Bonnie leise. »Und dann wurden
wir geschieden.«
    Jack
Fitzpatrick erstickte fast an seinem Essen, vermutlich aus Angst, jetzt auch
noch für eine erwachsene Tochter sorgen zu müssen. »Geschieden?« krächzte er
fassungslos.
    »Ja, aber
mach dir keine Sorgen. Seit gestern abend sind wir wieder verheiratet. Und du
hast auch eine kleine Enkeltochter.«
    Jack
schluckte. »Schnelle Arbeit«, murmelte er.
    Bonnie
lächelte, gab jedoch keinen Kommentar
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