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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller
Autoren: Ein suendiger Engel
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dazu. »Du bist sicher müde«, sagte sie,
schon an der Küchentür. »Ich lasse dich allein, damit du dich etwas hinlegen
kannst.«
    »Bonnie
...«
    Sie trat
hinaus und schloß die Tür hinter sich. Am Fuß der Treppe begegnete sie der Schneiderin,
die gekommen war, den Karton mit ihrem ersten Tanzkleid abzuliefern.
    Bonnie
dankte ihr und ging. Da sie nicht unbedingt an Genoas Haus vorbei wollte,
schlug sie die entgegengesetzte Richtung ein, was sie jedoch leider an Earline
Kalbs Pension vorbeiführte.
    Die Wirtin
stand auf der Veranda und beugte sich lächelnd vor. »Arbeiten Sie jetzt wieder
im Brass Eagle Saloon?« fragte sie gehässig.
    Bonnie
blieb stehen und umklammerte den Karton mit beiden Händen. »Ich wüßte nicht,
was Sie das angehen sollte, Earline«, entgegnete sie freundlich, ohne die Frau
jedoch dabei anzusehen.
    »Hoffentlich
haben Sie gestern nacht nicht wachgelegen und sich um Ihren Mann gesorgt«, fuhr
Earline fort. »Er war bei mir in guten Händen.«
    Der Karton
mit dem scharlachroten Tanzkleid entglitt Bonnies Händen, aber sie ließ ihn
einfach liegen. »Ich bin Ihnen so dankbar«, erwiderte sie gedehnt, »daß ich Sie
anspucken könnte.«
    Earline
lachte. Sie wirkte sehr kurvenreich und weiblich in ihrem geblümten
Sommerkleid, und Bonnie konnte sich nur zu gut vorstellen, daß jeder Mann bei
ihr > in guten Händen < war. »Ein Mann sollte ja wirklich nicht allein und
einsam sein in seiner Hochzeitsnacht, nicht wahr, Bonnie?«
    Nach einem
tiefen Atemzug zählte sie stumm bis zehn. »Sie scheinen zu glauben, ich sei
unglücklich«, sagte sie schließlich beherrscht. »Aber um ganz ehrlich zu sein,
bin ich froh, daß Sie mir Eli abgenommen haben. Denn wissen Sie, unsere Ehe
besteht nur auf dem Papier.«
    Earline
wirkte alles andere als überzeugt. »Aber sicher, Bonnie. Deshalb würden Sie
jetzt auch am liebsten über das Geländer klettern und mir die Haare
ausreißen.«
    Bonnie
hätte es nicht abstreiten können, ohne in den Augen Gottes als schamlose
Lügnerin dazustehen. Deshalb bückte sie sich nur und hob den Karton wieder auf.
»Sie haben Webb Hutcheson ein für allemal verloren. Earline – ich bin
überzeugt davon, daß er Susan Farley noch vor dem Herbst heiraten wird. Und
mich zu quälen, wird Sie gar nichts nützen und nicht das geringste an Ihrer
Lage ändern.«
    »Es macht
mir eben Spaß«, gab Earline offen zu. »Und im übrigen ist es gar nicht so
unangenehm, Eli McKutchen als Liebhaber zu benutzen. Er ist ein ganzer Mann,
das kann man nicht anders sagen.«
    Wenn man
bedenkt, dachte Bonnie, was ich alles durchgemacht und überwunden habe – nur
um jetzt als kaltblütige Mörderin gehängt zu werden...
    Sie ließ
den Karton fallen und begann die Stufen zu Earlines Veranda hinaufzusteigen.
Aber plötzlich fühlte sie sich von starken Armen umfaßt und zurückgezogen.
    »Aber mein
Engel«, vernahm sie Forbes Durrants vorwurfsvolle Stimme. »Du wirst doch nicht
mit Earline kämpfen wollen!« Er machte eine Pause, um dann nachdenklich
hinzuzufügen: »Sie ist mindestens vierzig Pfund schwerer als du.«
    Earlines
Gesicht wurde puterrot. In ihrer Entrüstung über Forbes' Bemerkung vergaß sie
Bonnie, stürmte in ihr Haus und knallte die Tür hinter sich zu.
    Bonnie
drehte sich langsam zu Forbes um. »Ich sage es nicht gern, Forbes – aber vielen
Dank! Ich hatte schon befürchtet, am Galgen zu enden.«
    Forbes hob
den Karton mit dem Tanzkleid auf. »Ich habe mich nur bemüht, mein
Betriebskapital zu schützen. Diese Raubkatze hätte dich in Stücke zerrissen,
und wozu wärst du dann noch zu gebrauchen gewesen?«
    Plötzlich
erwachte Bonnies Zorn von neuem. »Du erträgst es wohl einfach nicht, einer
guten Tat beschuldigt zu werden, was?«
    Forbes
lächelte, steckte den Karton unter den einen Arm und drängte mit dem anderen
Bonnie in Richtung Saloon. »Ist es das, wessen ich beschuldigt werde? Wie
erfrischend, Bonnie!«
    »Du bist
wirklich ein ausgemachter Schurke!« meinte Bonnie ärgerlich und stieß die
Absätze in den aufgeweichten Boden, was jedoch nur bewirkte, daß Forbes sie
noch unbarmherziger antrieb.
    »Das
gefällt mir schon viel besser!« entgegnete er lachend.

26

    Sie
hatten die
Eingangsstufen des Saloons schon erreicht, bevor Bonnie sich bei Forbes Gehör
verschaffen konnte. »Ich habe es mir anders überlegt«, sagte sie rasch. »Ich
will nicht mehr tanzen.«
    Forbes zog
die Augenbrauen hoch, öffnete eine der breiten Doppeltüren und schob Bonnie
durch die
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