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Liliths Hexentanz

Liliths Hexentanz

Titel: Liliths Hexentanz
Autoren: Jason Dark
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nennen?«
    »Nein, John, das brauchst du nicht. Du meinst damit Lilith – oder irre ich mich?«
    »Keineswegs. Ich meine Lilith.« Jane schwieg. »Sie und der Teufel«, murmelte sie dann. »Verflixt noch mal, wie paßt das zusammen?«
    »Im Moment überhaupt nicht und…«
    Ich hörte auf zu sprechen, weil Gilbert Dawson an uns herantrat. Obwohl das Boot schaukelte, hielt er sich aufrecht und gerade. Er war eben der perfekte Seemann. Er sprach uns an. »Sie werden sicherlich noch eine Weile brauchen, um den Schock zu verdauen, was ja verständlich ist. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, lassen Sie es mich wissen. Ansonsten möchte ich zurück in mein Haus gehen. Das Büro sollte besetzt bleiben und…« Ich nickte ihm zu. »Gehen Sie nur, Mr. Dawson. Sie werden dort gebraucht. Aber wir kommen noch mal bei Ihnen vorbei.«
    »Sicher, bis später dann.« Er versuchte noch zu lächeln, bevor er ging, aber das fiel ihm schwer.
    Jane und ich blieben zurück. »Jeder von uns beiden scheint ratlos zu sein – oder?«
    »Im Moment schon«, gab ich zu.
    »Fest steht, daß der Hexenfresser brutal zugeschlagen hat. Ich möchte nur wissen, wer sich dahinter verbirgt. Ich glaube nicht daran, daß es ein Mensch ist.«
    »Dann sind wir einer Meinung.«
    Jane drehte sich um, so daß ich jetzt ihr Gesicht sah. Dann lehnte sie sich gegen meine Schulter und stöhnte leise auf. »Es wird ein fürchterlicher Fall werden, John, das weiß ich jetzt schon. Wir sind hier auf Mächte gestoßen, die wir kaum kontrollieren können. Auf irgendeine Art und Weise werden wir wohl gegen zwei Seiten zu kämpfen haben. Aber frag mich nicht, wer diese beiden Seiten sind, ich kann es dir noch nicht sagen.«
    »Der Hexenfresser.«
    »Klar, aber die andere.«
    »Ist die im Moment wichtig? – Denk daran, was dort unten geschehen ist. Wir müssen ihn packen.«
    »Es waren Menschen«, sagte Jane leise. »Völlig normale Menschen und keine Dämonen. Das mußt du dir mal vorstellen. Diese Bestie ist so mit Menschen umgegangen. Ich habe ja schon viel erlebt, aber das will mir nicht in den Kopf. Dann frage ich mich auch, wie er es geschafft hat. Die Frauen wurden auf dem offenen Meer getötet. Hat er sich ein Boot gechartert und ist zu ihnen gefahren?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wo sollen wir den Hebel ansetzen?«
    »Überhaupt noch nicht. Wir müssen sehen, daß die Toten identifiziert werden. Das werden die Leute vom Yard übernehmen, die ich gleich anrufe. Mir ist aber auch nach einer Kanne Kaffee zumute. Ich habe da vorn Lokale gesehen. Willst du dort einen Kaffee trinken?«
    »Du nicht?«
    »Ich komme nach.«
    Jane war einverstanden. »Dann treffen wir uns in Fisherman’s Lodge.«
    Sie ging von Bord, und ich unterstützte sie dabei. Mein Weg führte mich zum Auto, während Jane nach rechts ging. Nachdenklich und mit gesenktem Kopf.
    ***
    Im Sommer konnten die Gäste auch draußen sitzen, aber zu dieser Jahreszeit waren die Korbstühle und Tische hereingeholt worden, denn die wenigen Gäste fanden auch im Innern des Lokals Platz, das mit hellblauen Tischen und weißen Stühlen eingerichtet war, wo die Fensterkreuze hell glänzten und man den Blick aufs Meer genießen wollte.
    An den Wänden hingen Fotografien von Schiffen und deren Mannschaften. Einige waren schon stark vergilbt. Auf der Theke stand ein Hai aus Porzellan. Auf seiner Schwanzflosse! Sein Maul war weit aufgerissen. Er bat um Spenden für das Seemanns-Hilfswerk und den Rettungsdienst, so diente der gefährliche Hai hier eben als eine große Spardose.
    Jane hatte das Lokal betreten, sich kurz umgesehen und sich für einen Tisch nahe eines Fensters entschieden. Von dort konnte sie über den Kai hinwegschauen und das Meer sehen, das im Osten in der Unendlichkeit verschwand.
    Die Detektivin zog die Jacke aus und legte sie auf den freien Stuhl neben sich. Auf dem Tisch lag eine Speisekarte, die sie allerdings zur Seite schob, ebenso wie den Aschenbecher, denn sie brauchte Platz, um ihre Arme auf die Platte legen zu können.
    Außer ihr befand sich noch ein weiterer Gast im Lokal. Es war eine Frau, die zwei Tische weiter saß, ihr den Rücken zudrehte und den braunen Mantel nicht ausgezogen, nur aufgeknöpft hatte, so daß die beiden Schöße rechts und links des Stuhls nach unten hingen und sogar den Boden berührten.
    Die Frau las in einer Illustrierten. Hin und wieder hörte Jane, wie sie umblätterte.
    Jane hörte die schnellen Schritte, die sich ihrem Tisch näherten. Sie schaute nach rechts und
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