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Liliths Hexenhöhle

Liliths Hexenhöhle

Titel: Liliths Hexenhöhle
Autoren: Jason Dark
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Beweis meiner großen Macht erhalten...«
    Sheila war unschlüssig. Sie bekam von zwei Seiten Druck. Sie fühlte sich plötzlich matt und abgeschlafft. In ihren Knien breitete sich das weiche Gefühl aus, und sie schaute ihrem Sohn entgegen, der auf sie zukam. Sie musste Johnny mit anderen Augen ansehen. Er war zwar immer noch ihr Kind, aber er war zugleich erwachsen geworden. In diesen schrecklichen Augenblicken wirkte er sogar erwachsener als je zuvor. Sie sah in seinem Gesicht die Anstrengung. Johnny musste Kraft aufwenden, um sich zu beherrschen, doch er wich von seinem Ziel nicht ab.
    »Bitte, Mutter...«
    Sheila öffnete den Mund. Sie wollte ein Gegenargument liefern, doch Johnny war schneller.
    »Nein, du sagst nichts. Ich muss es tun. Verstehst du?« Er bohrte seinen Blick in Sheila’s Augen, und sie konnte nur zu einem leichten Nicken ansetzen.
    Johnny ging noch einen Meter näher an seine Mutter heran und war dann nahe genug, um seine Hand auszustrecken. Es fehlte nicht viel, und er hätte die Mündung der Waffe berührt.
    »Du solltest dich beeilen, Sheila. Meine Geduld ist nicht unbegrenzt, wie du dir vorstellen kannst. Noch in dieser Nacht will ich alles hinter mich bringen.«
    »Bitte, Ma, es ist wichtig!«
    »Also gut.«
    Es tat Sheila weh, ihrem Sohn die Pistole zu geben. Sie dachte nicht nur an die Gefahr, sondern auch daran, dass es schon so weit gekommen war und die Mutter ihrem eigenen Sohn eine Pistole übergab, damit er damit schießen konnte.
    Aber was war bei ihnen in den Jahren schon alles normal gelaufen? Nicht viel. Sie konnten sich mit anderen Familien auf keinen Fall vergleichen.
    Johnny umfasste die Beretta. »Danke.«
    »Du weißt...«
    »Nicht jetzt, Ma!«
    Sheila stand noch zu sehr in Johnny Nähe. So war er gezwungen, mehr nach rechts zu gehen, um einen freien Blick auf Corinna Heller zu haben. Nichts hatte sich verändert. Auch der grün bis zum leichten Gelb schimmernde Strahl war geblieben und schien die Wand an der Seite einfach aufzulösen.
    »Worauf wartest du, Johnny?«
    »Ja, ich weiß.«
    Er machte es wie seine Mutter. Nahm die Waffe in beide Hände. Er wollte sich keinen Fehlschuss erlauben. Sein Inneres stand in glattem Gegensatz zu dem starren Äußeren. Da tobten die Gefühle, aber die durfte er nicht freilassen.
    Seine Hände schwitzten. Sie waren so glatt geworden. Johnny dachte daran, dass er noch nie in seinem Leben auf einen Menschen geschossen hatte. Jetzt stand tatsächlich eine Person vor ihm und erwartete mit lächelndem Gesicht, dass auf sie eine Kugel abgefeuert wurde.
    Johnny hob die Waffe noch ein wenig an. Auch auf seiner Oberlippe spürte er die Nässe der Schweißtropfen. Er konnte den Blick dieser Hexe nicht ertragen. Das waren keine Augen mehr, das waren schon Kugeln, die tief in die Höhlen zurückgefahren waren.
    »Nun mach schon!«
    Johnny atmete tief aus.
    »Hast du Angst?«, höhnte die Hexe.
    »Nein, das habe ich nicht.« Diesen Satz musste Johnny einfach sagen, um die letzte Hürde zu überwinden. Sein Finger lag schon am Abzug, er zog ihn zurück, und der Schuss löste sich...
    ***
    Johnny Conolly hatte einfach auf den Körper gezielt und sich von dem Gedanken gelöst, dass ein Mensch vor ihm stand.
    Die Kugel hatte getroffen, daran gab es keinen Zweifel. Aber sie hatte kein Loch in den Körper gestoßen, sie hatte ihn – da war er sich sicher – überhaupt nicht erwischt. Sie war mit rasender Geschwindigkeit in den Strahl hineingefahren, und dort war das passiert, was Sheila von den beiden am besten mitbekommen hatte.
    Die Macht des Strahls hatte die Kugel aufgelöst!
    Es war noch ein winziges Flimmern zu sehen gewesen, aber nicht mehr. Es gab sie nicht. Sie war durch die andere Kraft innerhalb einer kaum messbaren Zeitspanne zu silbrigem Staub geworden.
    Corinna Heller lachte. Es war das erste laute Geräusch nach dem Schuss. Dieses Lachen klang so meckernd wie das einer Ziege. Sie amüsierte sich wahrscheinlich über die Gesichter der beiden, die aus dem Staunen nicht mehr herauskamen.
    »Bravo, Johnny, bravo dafür, dass du geschossen hast. Du bist wirklich besser als deine Mutter, Junge. Du hast dich überwunden, aber wo steckt die Kugel?« Da niemand eine Antwort gab, sprach sie weiter. »Sie steckt nirgendwo, denn sie hat mich nicht getroffen. Meine Seele, mit der Kraft der Hölle versehen, löste sie auf. Und damit habe ich euch den Beweis gegeben, welch eine gewaltige Macht in mir steckt. Es ist alles anders geworden. Ihr müsst euch
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