Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lilith - Wunschlos gluecklich

Lilith - Wunschlos gluecklich

Titel: Lilith - Wunschlos gluecklich
Autoren: Tine Armbruster
Vom Netzwerk:
einzigen Piep über die Lippen.
    Das Leuchten breitete sich mehr und mehr in ihrem gesamten Zimmer aus, während der immer noch aufsteigende Rauch genau das Gegenteil tat. Dieser zog sich langsam zusammen und formte die Umrisse einer menschlichen Silhouette.
    Lilith zog die Beine an ihren Körper, löschte das Nachttischlicht und zerrte sich die Zudecke bis über die Nasenspitze. So, von der mondbeleuchteten Dunkelheit und ihrer Decke beschützt, beobachtete sie die sich ständig verändernden Rauchschwaden. Anfangs konnte sie noch hindurchsehen, doch dies wurde nun immer schwieriger. So sehr sie sich auch konzentrierte, nach einigen weiteren Sekunden, die ihr wie Jahre vorkamen, wurde das blaue Rauchgebilde fast undurchsichtig.
    O Gott, was hatte Großmutter ihr da nur hinterlassen?
    Mit einem leisen Klirren verschwanden Rauch und Licht und hinterließen eine große, breitschultrige, gut riechende Gestalt inmitten ihres Zimmers. Den Umrissen nach zu urteilen, stand da ein Junge … oder ein Mann … Lilith hatte keine Ahnung.
    Während sie überlegte, wie sie aus dieser Geschichte wieder herauskommen würde, musterten sie einander still. Er bewegte sich nicht, und er sprach auch nicht. Das Einzige, das Lilith in der erdrückenden Stille vernahm, war ihr immer noch viel zu sehr polternder Herzschlag und seine ruhige, gleichmäßige Atmung.
    Sie holte noch einmal tief Luft, um sich Mut zu verschaffen. »Wer bist du?«, fragte sie leise, fast zaghaft.
    »Ich bin Luc. Dein Dschinn.«
    »Mein was?«, fragte sie und betätigte wie von unsichtbaren Zügeln geführt den Lichtschalter neben ihrem Bett. Wow … Vor ihr stand ein wirklich atemberaubend gut aussehender Junge. Er musste schätzungsweise einen Kopf größer sein als sie und hatte einen ultraheißen Körper, der in einer ausgewaschenen Jeans, einem Shirt, einer Lederjacke und schwarzen Converse Chucks steckte. Seine ebenso schwarzen Haare standen wild in alle Richtungen, wobei sein etwas längerer Pony leicht sein rechtes Auge - Waren das wirklich grüne Augen? - verdeckte.
    Langsam senkte sie die Decke und schämte sich fast für ihren Schlabberpyjama, den sie ausgerechnet heute als Nachtgewand erwählt hatte.
    »Dein Dschinn«, wiederholte er. »Und nun mach schon, ich hab nicht die ganze Nacht Zeit … Wünsche!«
    »Ich habe aber keinen Wunsch«, erklärte sie mit belegter Stimme und war immer noch ganz geblendet von seiner schillernden Ausstrahlung. Doch sie berappelte sich schnell. »Du willst mich verarschen, oder? Ein Dschinn? Im Ernst, wer hat dich engagiert?«
    Luc schien etwas überrumpelt angesichts ihrer Antwort und ließ sich aufstöhnend und sichtlich genervt rücklings in Liliths Schreibtischstuhl plumpsen. »Na, das kann ja heiter werden …«
    »Was heißt da, das kann ja heiter werden?«, fragte sie leicht angesäuert. Der Pluspunkt, den ihm sein äußeres Erscheinungsbild verschafft hatte, wurde von seinem missmutigen Gehabe sofort ratzeputz aufgefressen.
    Eine Weile saßen sie sich still gegenüber und sahen einander nur stumm und unverhohlen an.
    »Hast du jetzt einen Wunsch?«, drängte er plötzlich erneut und schielte dabei scheinbar gelangweilt an ihr vorbei.
    Aber sie hatte immer noch keinen Wunsch. Und selbst wenn, hätte sie ihn, nur, um ihr Gegenüber zu ärgern, nie laut ausgesprochen. Er konnte doch nicht im Ernst denken, dass sie ein bisschen Rauch und Funkellicht davon überzeugten, dass er tatsächlich ein Dschinn war. »Nein.«
    Langsam rutschte Lilith an das Kopfteil ihres Bettes, klopfte das Kissen zurecht und machte es sich gemütlich. Sie hätte total verängstigt sein sollen, immerhin stand da ein fremder, wenn auch gut aussehender Junge mitten in ihrem Zimmer. Dennoch war sie die Ruhe in Person. Sie wusste zwar nicht, wie ihr geschah, aber da Großmutter immer genau wusste, was sie tat, gab es auch jetzt keinen Grund für sie, an ihrem Handeln zu zweifeln. Wenigstens ergab ihr letztes Geschenk an sie nun einen Sinn. Zumindest, wenn sie dem fremden jungen Mann Glauben schenkte. Aber konnte das wirklich wahr sein?
    Luc schien derweil jede von ihren Bewegungen zu beobachten, und als sie sich entspannt zurückgelehnt hatte, fragte er erneut: »Und jetzt?«
    Sie schüttelte nur den Kopf.
    Luc atmete einmal tief ein und ganz langsam wieder aus. Lilith schien seine Nerven  – h atte ein Dschinn überhaupt Nerven?  – wohl etwas überstrapaziert zu haben, denn selbst in dem fahlen Dämmerlicht der Nachttischlampe sah sie,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher