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Lilith - Wunschlos gluecklich

Lilith - Wunschlos gluecklich

Titel: Lilith - Wunschlos gluecklich
Autoren: Tine Armbruster
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wie sein Gesicht wahrscheinlich vor Wut zu kochen begann.
    »Oh«, prustete er, sprang wie ein HB-Männchen in die Höhe und landete direkt vor ihrem Bett. Sie zuckte fürchterlich zusammen, doch dass er sie erschreckt hatte, störte ihn wohl nicht. Er stand wild gestikulierend vor ihr. »So läuft das nicht! Nie! Jeder Mensch hat Wünsche. Das liegt in seiner Natur. Sieh mal, es ist ganz einfach … denken, aussprechen, fertig! Das Ganze mal drei und ich kann wieder gehen. Und nun, denke und sprich!«
    Lilith war wie gebannt von seinem umwerfend schönen Gesicht. Die Worte sprudelten nur so von seinen sanft anmutenden Lippen. Wie sie sich wohl auf ihren anfühlen würden? Himmel … was dachte sie da nur? Aber es war gut, dass er mit ihr sprach, so hatte sie wenigstens weiterhin einen Grund, ihn anzustarren. »Abgesehen davon, dass ich momentan nicht den Hauch eines Wunsches verspüre, könntest du bitte etwas leiser reden? Du weckst noch das ganze Haus auf.«
    »Wenn es dein Wunsch ist«, entgegnete er und ein verschlagenes Lächeln huschte über sein Gesicht.
    Lilith lag das Ja schon auf der Zunge, als sie seine kleine Manipulation bemerkte und mit dem gleichen triumphierenden Lächeln wie er ablehnte.
    »Das darf doch nicht wahr sein!«, meuterte er. »Irgendetwas musst du doch wollen? Willst du Reichtum?«
    Sie schüttelte nur den Kopf.
    »Willst du berühmt sein?«
    Erneut lehnte Lilith kopfschüttelnd ab.
    »Willst du einen neuen fahrbaren Untersatz?« Bevor sie ablehnen konnte, fragte er: »Penthouse, Schmuck, einen Freund, gute Noten? Irgendwas …?«
    »Scht«, machte sie. Sie glaubte nicht daran, dass er lediglich für sie hörbar sein sollte. Außer er war wirklich … ach Quatsch.
    »Niemand außer dir sieht oder hört mich, also mach dir deswegen keinen Kopf. Sorge dich lieber um deine abartige Wunschlosigkeit … das ist echt nicht normal!«
    Er hatte recht, es gab tatsächlich etwas … Etwas, das sie sich mehr wünschte als jemals etwas zuvor. Sollte er doch beweisen, wie groß seine Macht war. Wenn er ihr ihre Großmutter zurückgab, konnte er von ihr aus sein, was er wollte. Selbst ein Dschinn.
    »Das kann ich dir nicht erfüllen«, flüsterte er nun.
    »Kannst du meine Gedanken lesen?«
    »Nur, wenn du dir etwas wünschst. Alles andere bleibt mir verborgen.«
    Lilith atmete auf. »Und?«
    »Was, und?«
    »Wirst du mir meinen Wunsch erfüllen?«
    »Ich sagte doch schon, dass ich das nicht kann.«
    Sie sah ihn enttäuscht an und hoffte innigst, dass er seine Meinung doch noch änderte.
    »Sieh mal, auch wir Dschinn müssen uns an ein paar winzig kleine Regeln in unserem Job halten. Es gibt nun mal gewisse Dinge, die nicht in unserer Macht liegen. Ich habe wahrscheinlich nicht einmal die Kraft, um einen Toten zum Leben zu erwecken. Ich bin ein Dschinn – nicht Gott.«
    »Ist das dein letztes Wort?«
    »Wenn du keinen anderen Wunsch hast, leider ja«, flüsterte er. Ungeniert sah er zu, wie ihr aus lauter Wut und Verzweiflung bittere Tränen in die Augen stiegen.
    »Dann pack deine doofe Kanne, Flasche oder was auch immer und mach dich damit vom Acker … Ich brauche keinen überkandidelten Dschinn, der nicht einmal in der Lage ist, mir meinen einzigen Wunsch zu erfüllen. Hau ab«, knurrte sie so laut, wie sie es sich ihrer Eltern wegen gestattete.
    Er bewegte sich nicht. »Tut mir leid. Nicht, dass ich nicht wollte … Ich meine, hey, ich würde liebend gern sofort verschwinden, aber ich darf nicht. Nicht richtig, nicht für immer, nicht solange …«
    »Ach, mach doch, was du willst«, fuhr Lilith ihn an, löschte das Licht und kroch wütend unter ihre Decke.
    »Wie heißt du eigentlich?«, fragte er nach einiger Zeit in die dunkle Stille, die nur von ihrem gelegentlichen Schluchzen durchbrochen wurde.
    »Lilith«, antwortete sie mechanisch.
    »Gute Nacht, Lilith.« Dann ertönte ein dumpfes Plong, und sie war wieder allein.
     
    *
     
    Luc schloss innerlich fluchend die Augen und dachte an seine Lampe, die immer noch auf der Seite vor Liliths Bett lag. Für heute würde er keinen einzigen Wunsch mehr aus ihr herauskitzeln können, so viel war klar. Die Zeit hier war also die reinste Verschwendung seiner selbst. Irgendwie war er nur leider nicht ganz bei der Sache. Dieses eigenwillige Mädchen hatte es tatsächlich geschafft, ihn aus der Fassung zu bringen …
    Nur langsam, fast wie in Zeitlupe, begann Liliths Zimmer sich aufzulösen. Zähflüssig zerflossen die Ränder in seinem
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