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Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
Autoren: Janine Wilk
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Mildred meinte, es wäre ein Zeichen an alle, dass Lilith gedenke, ihr Erbe als Führerin der Nocturi anzutreten, und abgesehen davon könne die Trägerin des Bernstein-Amuletts nicht in einer zugigen Villa mit undichtem Dach wohnen. Dem letzteren Argument musste Lilith wohl oder übel zustimmen, auch wenn ihr die Symbolik ihres Wohnorts relativ egal war – sie fand es einfach nur cool, in einer alten Burg zu leben. Da Nightfallcastle seit seiner Öffnung dank der tatkräftigen Mithilfe der Einwohner Bonesdales schon bald wieder instand gesetzt worden war, versprach es im nächsten Winter sicherlich ein angenehmeres Heim zu sein als die Parker-Villa, der größere und vor allen Dingen kostenintensive Renovierungsarbeiten bevorstanden. Nach ihrem Umzug hatte Lilith jedoch festgestellt, dass das Leben in Nightfallcastle nicht nur positive Seiten zu bieten hatte. Der lange und vor allen Dingen beschwerliche Heimweg hinauf zur Klippe zählte eindeutig zu den Nachteilen.
    Als sie verschwitzt und atemlos den Burghof erreichte, stand vor dem Eingangsportal gerade eine Touristengruppe und bewunderte die schwarze, mit menschlichen Knochen verzierte Fassade von Nightfallcastle und die Gargoyles, die auf die Besucher mit gebleckten Zähnen herunterstarrten. Dafür, dass die Renovierung aus der Gemeindekasse bezahlt worden war, hatte Zachary Scrope verlangt, dass ein Teil der Burg für Besichtigungen zur Verfügung stand. Zu diesem Zweck war sogar die Angstschranke, die man auf dem Weg zur Burg passieren musste und die eigentlich jeden unerwünschten Besucher zuverlässig fernhielt, abgedämmt worden – nun bekamen die Touristen lediglich eine Gänsehaut und ein beklemmendes Angstgefühl, wenn sie diesen Teil des Parks passierten. Laut Jonas, dem Fremdenführer, zählte dies zu den Highlights einer jeden Tour.
    »Entschuldigung, darf ich bitte mal durch?« Lilith versuchte sich einen Weg zur Tür zu bahnen, was gar nicht so einfach war, da alle fasziniert nach oben glotzten und keinen Millimeter zur Seite rückten. Als sie endlich in der ersten Reihe bei Jonas ankam, rollte sie entnervt mit den Augen, woraufhin der junge Mann ihr aufmunternd zuzwinkerte.
    »… und nun werden Sie gleich dem Schrecken Ihrer nächtlichen Albträume begegnen«, fuhr er mit Unheil verkündender Stimme fort, »dem berühmten Todeskerker von Nightfallcastle! Dort wurden zur Zeit der Inquisition mindestens ein Dutzend Hexen grausam zu Tode gequält. Vielleicht begegnet Ihnen sogar der Geist einer dieser bedauernswerten Seelen …«
    Lilith musste sich ein Grinsen verkneifen. Das war natürlich erstunken und erlogen, doch den Touristen gefielen solche Horrorstorys. Zum Glück gab es bis auf den Burghof keine weiteren Berührungspunkte, da die Touristen durch einen Seiteneingang direkt in den Kerker geführt wurden. Trotzdem mussten die Burgbewohner, insbesondere Sir Elliot und Strychnin, immer auf der Hut vor neugierigen Blicken sein. Ansonsten würde es nicht einfach werden, den Touristen zu erklären, warum gerade ein quietschlebendiges Skelett mit Seidenkrawatte und goldenem Monokel an ihnen vorüberlief.
    Lilith sauste in das ehemalige Zimmer ihrer Mutter hinauf. Sie hatte das Turmzimmer zu ihrem neuen Reich erkoren, da es nicht nur sehr gemütlich war und einen herrlichen Blick auf das Meer bot, sondern sie sich ihrer Mutter hier näher fühlen konnte als je an einem anderen Ort zuvor. Lilith suchte sich im Chaos ihres Schrankes einige frische Kleider zusammen, duschte und machte sich auf den Weg in die Küche, wo sie bereits ungeduldig von Melinda erwartet wurde.
    »Na endlich, Kind!«, rief sie vorwurfsvoll. »Wenn wir noch rechtzeitig fertig werden wollen, müssen wir uns jetzt sputen! Dabei ist bei diesem schrecklichen Wetter jede Hektik Gift für mich.«
    Die alte Vampirlady tupfte sich mit einem Spitzentaschentuch die Stirn ab und fächelte sich mit einem schwarzen Fächer Luft zu. Arthur saß auf einem bequemen Sessel in der hinteren Sitzecke, paffte an seiner Pfeife und las Zeitung, während Strychnin neugierig Melindas Schminkutensilien durchwühlte. Genau wie in der Parker-Villa bildete die Küche das Zentrum für die Bewohner der Burg, hier trafen sich alle, aßen gemeinsam, tranken Tee und plauderten. Im Gegensatz zum Rest der Burg war dieser Raum mit seinen unvertäfelten Steinwänden, den blank polierten Holzmöbeln, dem Flickenteppich und dem kleinen offenen Kamin eher einfach gehalten, doch genau dies gefiel Lilith.
    »Seid
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