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Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
Autoren: Janine Wilk
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tadelnd. »Gerade du hast im Selbstverteidigungsunterricht einiges aufzuholen.«
    »Äh, ja, natürlich. Ich hatte heute nur zu tun …« Peinlich berührt wich sie seinem Blick aus und machte eine vage Handbewegung zum Wasser. »Ich musste zum Beispiel das Ansteigen des Meeresspiegels verhindern. Aber ich konnte in diesem Punkt sehr gute Fortschritte erzielen.«
    »Das kann ich bestätigen«, murmelte Mildred schnaubend.
    Louis stammte aus einer adligen Vampirfamilie und hatte eine umfangreiche Ausbildung genossen, zu der auch Schwert- und Nahkampftechniken gehörten, weshalb er sich als ihr Lehrer angeboten hatte. Wie sich jedoch schnell herausstellte, war Lilith mit einem Schwert in der Hand in etwa so geschickt wie ihr tollpatschiger Dämon Strychnin beim Töpfern. Während sie sich beim letzten Training permanent darum gesorgt hatte, dass sie Matt ernsthaft verletzen könnte, hatte dieser ihr mit seinem Holzschwert einen Klaps nach dem anderen versetzt und dabei begeistert ausgerufen: »Schwer verletzt. Tot. Arm verloren. Schon wieder tot.« Irgendwann hatte sie das Schwert entnervt auf den Boden geschmissen und verkündet, dass sie ihre Gegner in Zukunft lieber mit Spocks Würgegriff außer Gefecht setzen würde, was Louis mit einem verständnislosen Stirnrunzeln quittiert hatte. Aber vielleicht war sie die Sache einfach falsch angegangen, überlegte Lilith. Sie hätte sich wohl besser vorstellen sollen, anstatt Matt stünde der Erzdämon Belial vor ihr. Oder Rebekka, ihre neu hinzugewonnene und äußerst nervtötende Tante.
    »Ich soll dich von Melinda bitten, so bald wie möglich heimzukommen«, riss Louis sie aus ihren Gedanken. »Damit sie dich für die heutige Zeremonie fertig machen kann.«
    »Jetzt schon?« Lilith zog überrascht eine Augenbraue hoch. »Emmas Prüfung wird doch erst um Mitternacht stattfinden, bis dahin kann ich mich noch zehnmal duschen und das Kleid anziehen.«
    »Melinda möchte noch einmal den Sitz deines Bansheekleides überprüfen, und abgesehen davon hat sie die Küche in eine Art Schönheitssalon verwandelt«, erklärte Louis zu Liliths wachsendem Unbehagen. »Auf dem Tisch stapeln sich allerhand Tuben, Farbtiegel, Pinzetten und Klammern – frag mich bitte nicht, was sie mit all dem Zeug vorhat!«
    »Ich mag mir mein Gesicht aber nicht bunt anpinseln lassen.« Lilith schmiss unwillig ihr Handtuch in ihre Tasche und zog sich T-Shirt und Shorts über. »Am Ende sehe ich noch aus wie Rebekka! Außerdem hat Melinda in den vergangenen Tagen schon mindestens ein Dutzend letzte Anproben wegen des Kleides angesetzt, doch immer wieder ist ihr etwas eingefallen, das man verbessern könnte. Als ob es nicht reichen würde, dass ich diese flatternde schwarze Scheußlichkeit heute Abend in aller Öffentlichkeit tragen muss.«
    »Melinda möchte nur, dass du schön aussiehst«, tröstete Mildred sie. »Immerhin ist es dein erster offizieller Termin, den du als Trägerin des Bernstein-Amuletts wahrnimmst. Melinda hat unheimlich viel Arbeit in dein Bansheekleid gesteckt und außerdem lenkt sie das Projekt ab, ansonsten steigert sie sich nur wieder in ihre Sorgen um Isadoras Gesundheitszustand hinein. Bitte tu ihr den Gefallen und geh gleich zu ihr!«
    Großzügig überhörte Lilith, dass ihr Leben gerade als Projekt bezeichnet worden war.
    »Na schön«, ergab sie sich seufzend. Sie schlüpfte in ihre Flipflops und schnappte sich ihre Tasche. »Dann marschiere ich jetzt gleich zurück zur Burg.«
    Louis und Mildred hatten sich im Schatten des Sonnenschirms niedergelassen und beachteten Lilith überhaupt nicht mehr.
    »Tschüs«, sagte sie etwas lauter.
    Keine Reaktion.
    »Ich dachte mir, auf dem Heimweg öffne ich noch schnell den magischen Zaun im Schattenwald, damit Weromir und die anderen Werwölfe ein paar Tagestouristen anfallen können. Ist das okay?«
    »Ja, ist gut, bis später dann!«, flötete Mildred, ohne ihren Blick von Louis abzuwenden. Sie warf ihre blonden Haare nach hinten, klimperte mit den Wimpern und zog einen Schmollmund.
    Eine Wassernixe würde bei so einer gekonnt eingesetzten Flirttechnik wahrscheinlich vor Neid erblassen, dachte Lilith.
    Sie schüttelte grinsend den Kopf und schaute nach oben, wo über ihr auf der Klippe die schwarzen Mauern von Nightfallcastle aufragten. Es war der Stammsitz der Nephelius-Familie, ihrer Vorfahren, und seit einigen Wochen ihr neues Zuhause. Der Vorschlag, in die Burg zu ziehen, kam zu Liliths Überraschung sogar von ihrer Tante.
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