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Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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was ihnen hier angetan wurde, war grausamste Tierquälerei!

    King Olli, Bonsai und Captain Caruso standen wie erstarrt am Treppenabsatz. Frau von Schmidt machte ein paar Schritte in Richtung der Käfige, überlegte es sich dann aber wieder anders, miaute, die »Herrschaften in den Schaufenstern« erschienen ihr »wenig ansprechend«, und gesellte sich flugs wieder zu den anderen.
    Jesahja hingegen ging langsam und sichtlich erschüttert den Gang hinab. »Die meisten Tiere haben kaum noch Trinkwasser«, stellte er mit erstickter Stimme fest. Dann entdeckte er etwas. »Hier ist ein Vogel!«
    Lilli hastete zu ihm. In einem Käfig, der eher für Wellensittiche als für den stärksten Greifvogel der Welt gemacht zu sein schien, hockte die Harpyie. Der schöne Vogel stellte aufgeregt den silbernen Federschopf auf, als Lilli vor ihn trat. »Wer bist du?«, pfiff er.
    »Ich bin Lilli«, antwortete Lilli, und kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, erklang ein verzweifelter Ruf aus dem hinteren Teil des Kellers. »Lilli? Lilli???«
    Es war Armstrong.
    Lilli rannte los. An einem Käfig nach dem anderen lief sie vorbei, warf in jeden einen kurzen Blick und konnte sich keine Zeit für die verzweifelten Tiere darin nehmen. Sie musste zu Armstrong. »Armstrong?«, rief sie. »Wo bist du?«
    »Hier! Lilli!«, gellte er. »Du … gekommen!«
    Dann war sie bei ihm. Der Schimpanse hing am Gitter eines winzigen Käfigs, der kaum größer war als er selbst, und streckte seine kleine Hand nach draußen. »Armstrong!« Lilli griff nach seiner Hand und lehnte die Stirn gegen den Käfig. »Endlich habe ich dich gefunden.«
    Armstrong schob die andere Hand zwischen den Stäben hervor und streichelte vorsichtig Lillis Haar. »Hause?«, fragte er leise, aber Lilli konnte keinen Ton hervorbringen.
    Auf einmal stand King Olli neben ihr. »Hallo Kleiner«, schnaufte er heiser. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben, wie sehr es ihn erschreckte, seinen Artgenossen in einer derart schlimmen Lage zu sehen.
    »Panse!«, rief Armstrong und grinste ein Menschengrinsen. »Du … ich … Lilli … zusammen … Hause?«
    King Olli legte den Kopf schief und schien sich über die Ausdrucksweise und die Mimik des kleinen Affen zu wundern. Dennoch antwortete er: »Ja, gehen wir nach Hause.«
    Da hörte Lilli Bonsai am anderen Ende des Ganges bellen. »Alarm! Es kommt jemand.«
    Gleich darauf hörten sie Schritte auf der Treppe. Jemand kam in den Keller! Lilli stand stocksteif da. Angst legte sich wie eine eiserne Faust um ihren Hals.
    Jesahja war indessen alles andere als stocksteif. Fieberhaft kramte er in seiner Hosentasche, zog sein Handy hervor, tippte blitzschnell eine Nummer ein und sprach hastig in den Hörer. Was genau er sagte, konnte Lilli nicht verstehen, denn neben ihr begann Armstrong zu schreien. »Der Mann! Lilli, Achtung! Du … verstecken!«
    Aber dazu war es zu spät. Lilli blickte starr zur Treppe. Bonsai war der Erste, der sah, wer die Treppe herunterkam, denn plötzlich begann er, mit dem Schwanz zu wedeln. »Hallo!«, bellte er. »Na? Alles fit?«
    Frau von Schmidt, die vor Anspannung eine geduckte Jagdhaltung eingenommen hatte, entspannte sich schlagartig. »Oh, seien Sie gegrüßt«, miezte sie freundlich.
    Lilli beobachtete verwirrt, was geschah. Nun waren Beine auf der Treppe zu sehen …
    Bonsai tippelte schwanzwedelnd auf die Beine zu. Aber dann zuckte er zurück. »Das ist doch …« Er schnüffelte, stutzte und bellte aus vollem Halse: »Lilli! Schmidtis Herrchen riecht nach dem krassen Geruch! Er ist … der Mann!«
    Lilli schloss erschreckt die Augen. Das durfte nicht wahr sein! Kornelius war hier?
    Frau von Schmidt miaute empört: »Mein Hausmann müffelt!«, während Bonsai aufgeregt weiterkläffte: »Aufpassen! Er ist es! Er war im Zoo! Alarm!«
    Dann verstummte Bonsai, und Lilli machte die Augen wieder auf. Am Treppenabsatz stand Kornelius. Er sah sich staunend um. King Ollis Anblick schien ihn besonders zu irritieren. Mit großen Schritten kam er näher. »Was macht ihr hier?« Sein Gesicht war hochrot.
    »Das könnten wir dich auch fragen«, erwiderte Jesahja und trat seinem Onkel entgegen. »Ich nehme an, du bist hier, um den Tieren Wasser zu geben? Den Tieren, die du Obscura beschafft hast?«
    Lilli schnappte nach Luft. Wollte Jesahja seinen Onkel zur Rede stellen? Das war mehr als mutig von ihm!
    »Du hast mir nachspioniert, was?« Kornelius klang bestürzt. »Und dabei war ich so vorsichtig …«
    »Nicht vorsichtig
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