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Liliane Susewind – Rückt dem Wolf nicht auf den Pelz! (German Edition)

Liliane Susewind – Rückt dem Wolf nicht auf den Pelz! (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Rückt dem Wolf nicht auf den Pelz! (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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einfach aus dem Auto, nahm sie auf den Arm und trug sie ein paar Schritte. Dann öffnete er eine weitere Tür und setzte Lilli auf einem Fußboden ab. Es rumpelte und knarrte um sie herum. Dann war alles still.
    Lilli hörte ihren Puls in ihrem Kopf dröhnen. War der Mann fort? Konnte sie es wagen, sich zu bewegen?
    Da hörte sie ein Geräusch. Gleich darauf wurde ihr das dunkle Ding vom Kopf gezogen. Lilli blinzelte gegen die plötzliche Helligkeit an. Langsam formten sich Umrisse vor ihren Augen. Jesahja kniete vor ihr! In der Hand hielt er einen Sack, von dem er sie offenbar gerade befreit hatte.
    Lilli war derartig froh, Jesahja zu sehen, dass sie ihm vor Erleichterung um den Hals fiel. Jesahja drückte sie ganz fest, als wolle er ihr ohne Worte sagen, dass alles wieder gut werden würde.
    »Danke«, brachte Lilli erstickt hervor. Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. »Wo sind wir?« Ängstlich sah sie sich um. Sie befanden sich in einer Art Zimmer. Hinter ihr war ein alter Schrank mit einer Küchenzeile, neben ihr ein Tisch mit einer hufeisenförmigen Eckbank. Die Bank hatte ein hässliches, kariertes Polster, das einen moderig-staubigen Geruch verströmte.
    »Ich glaube, wir sind in einem Wohnwagen«, sagte Jesahja, und da fiel es Lilli auch auf. Natürlich! Das hier war ein Wohnwagen! Die Fenster waren allerdings von außen mit großen Pappflächen verhangen, so dass sie nicht nach draußen sehen konnten. Die einzige Lichtquelle war eine nackte Glühbirne, die an der Decke hing.
    »Hast du dein Handy dabei?«, fragte Jesahja. In seiner Stimme schwang Hoffnung mit.
    Lilli rang nach Luft. »Ja!« Sie griff in die Tasche ihres Anoraks. Aber ihr Handy war nicht da. Jemand musste es ihr abgenommen haben. »Es ist weg …«
    Jesahja stöhnte leise und lehnte sich gegen den Schrank. »Meins ist auch weg.«
    Da erklang ein leises Jaulen. »Lilli …«
    »Bonsai!« Lilli sprang auf und entdeckte Bonsai auf dem hinteren Teil der Eckbank. Er lag flach auf dem Bauch und blickte sie mit trüben Augen an. »Bonsai!«, rief sie noch einmal, drängte sich am Tisch vorbei zu dem kleinen Hund auf die Bank und strich ihm über das zottelige Fell. »Bist du in Ordnung?« Lilli war unendlich froh, dass Bonsai ebenfalls bei ihr war.
    »Mir ist komisch im Kopf«, röchelte der Winzling. »Die haben mich müde gemacht!«
    »Wer? Wer hat dich müde gemacht?«
    »Die mit den Säcken! Die … Sackgesichter!«
    »Sackge…« Lilli stockte. »Wie sahen sie genau aus?«
    »Wie normale Menschen-Männchen«, wuffte Bonsai mit glasigem Blick. »Mit Nasen … und Ohren!«
    Das half Lilli nicht viel weiter.
    »Was sagt er?«, fragte Jesahja, der gerade erfolglos versucht hatte, die Wohnwagentür zu öffnen. Lilli übersetzte für ihn. »Also waren es mehrere«, fasste Jesahja zusammen.
    Er hatte recht. Das war eine wichtige Information.
    Da hörten sie plötzlich ein lautes Schnarchen. »Was ist das?«, ächzte Lilli und riss erschrocken die Augen auf.
    Jesahja schaute sich hastig um und hob einen weiteren Sack hoch, der am anderen Ende der Eckbank lag. Darunter kam eine orange getigerte, schnarchende Katze zum Vorschein.
    »Schmidti!«, stieß Lilli erleichtert hervor.
    »Die Sackgesichter haben Schmidti auch müde gemacht«, murmelte Bonsai.
    »Wie haben sie das angestellt?«
    Bonsai schnaufte. »Sie haben uns was vor die Schnauzen gehalten, und dann war ich ganz plötzlich total platt.«
    Lilli übersetzte wieder für Jesahja.
    Der kratzte sich mit düsterer Miene am Hinterkopf. »Das klingt, als seien diese Leute sehr gut vorbereitet gewesen.« Er blickte sie tief besorgt an. »Das war kein spontaner Überfall, Lilli. Wir sind von jemandem entführt worden, der das alles genau geplant hat.«
    Lillis Finger gruben sich erschrocken in Bonsais weißes Zottelfell.
    »Autsch!«, beschwerte der Winzling sich.
    »Tut mir leid, Bonsai, ich hab ein bisschen Angst«, untertrieb Lilli und ließ ihn los.
    »Keine Panik!«, beruhigte der Hund sie und wedelte mit dem Schwanz. »Falls die Sackgesichter noch mal auftauchen, belle ich die alle kurz und klein!«
    Lilli wollte widersprechen, doch dann überlegte sie es sich anders und sagte: »Das wäre super.«

Midas
    Die ganze Nacht über war niemand im Wohnwagen aufgetaucht. Lilli hatte sich auf der alten Eckbank zusammengerollt und war schließlich in einen unruhigen Schlaf voller schlechter Träume gefallen. Jesahja hatte offenbar die ganze Nacht lang auf dem Fußboden gesessen und
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