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Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)

Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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vernehmlich und kaute auf seiner Unterlippe. »Goethe lesen fällt mir leicht. Mir fällt alles leicht.«
    »Aber das ist doch toll!« Lilli klatschte begeistert in die Hände, aber Jesahja ließ sich von ihrer Freude nicht anstecken.
    »Du musst doch spitzenmäßige Noten haben«, sprach Lilli aufgeregt weiter.
    »Ich hab ziemlich viele Dreien und ein paar Zweien.«
    Lilli schaute irritiert drein und sagte: »Aber du könntest doch viel besser sein, wenn du hochgenial bist.«
    »Hoch begabt «, verbesserte er sie. »Ja, ich könnte besser sein. Will ich aber nicht. Dann wüssten ja alle Bescheid.«
    »Na und?«
    Jesahja seufzte und fuhr sich durch die dunklen Haare. Dann fragte er leise: »Kennst du irgendjemanden, der so ist wie ich?«
    »Nein, bestimmt nicht«, entgegnete Lilli, überlegte dann aber kurz und sagte: »Oder warte, doch! In meiner alten Schule hatten wir einen Streber. Einen richtigen Überflieger.«
    »Und warst du mit ihm befreundet?«
    »Nein, ich hab noch nie richtige Freunde gehabt.«
    »War denn sonst irgendjemand mit ihm befreundet?«
    Lilli kräuselte die Nase und dachte angestrengt nach. »Eigentlich nicht«, erwiderte sie dann. »Er saß in der Pause meistens allein herum, so wie ich. Ich glaube, die anderen fanden ihn merkwürdig.«
    »Warum? Weil er so viel wusste?«
    Lilli drehte nachdenklich eine ihrer Locken um den Finger und begann langsam zu verstehen, was Jesahja zu sagen versuchte. »Ja«, räumte sie ein. »Ich glaube, den anderen war es unangenehm, dass er ihnen so … überlegen war. Vielleicht fühlten sie sich in seiner Gegenwart dumm und hielten sich deswegen von ihm fern.«
    »Und genau das möchte ich vermeiden! Ich will kein einsamer Streber sein. Wenn die anderen wüssten, was ich … alles kann, dann würden sie denken, ich wäre anders als sie … eben nicht normal.«
    »Aber vielleicht würden dich die anderen dann nur noch mehr bewundern! Außerdem könntest du doch – gerade weil du so beliebt bist – alle dazu anspornen, auch so viel zu lernen wie du. Eigentlich ist schlau sein doch etwas Gutes, worauf man stolz sein sollte.«
    »Pflanzen zum Blühen bringen ist eigentlich auch etwas Gutes, worauf man stolz sein sollte.«
    Lillis Mund klappte zu, und sie zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Eine Weile saßen Lilli und Jesahja nun schweigend da und dachten über das nach, was sie einander gesagt hatten. Jesahja starrte grübelnd vor sich hin und schien plötzlich etwas auf dem Rasen vor dem Haus seiner Eltern zu entdecken. Im nächsten Moment rief er: »Frau von Schmidt!« Lilli drehte sich um und sah eine orange getigerte Katze über die Wiese stolzieren. Das hübsche Tier hatte die Nase hoch erhoben und wirkte sehr vornehm. Auf Jesahjas Ruf reagierte die kleine Katzendame jedoch nicht. Stattdessen schritt sie mit eleganten Bewegungen weiter ihres Weges. »Frau von Schmidt!«, rief Jesahja noch einmal, aber die Katze ignorierte ihn. »Ich glaube, sie kann mich nicht besonders gut leiden«, stellte er nüchtern fest.
    »Katzen kann man nicht dressieren wie Hunde. Sie kommen eigentlich nie, wenn man sie ruft«, bemerkte Lilli.
    Als die Katze Lillis Stimme hörte, fuhr ihr Kopf herum, und sie blieb wie angewurzelt stehen. Mit großen grünen Augen starrte sie Lilli an. »Hallo Frau von Schmidt!«, rief Lilli. Die Katze setzte sich sofort in Bewegung und kam zu ihnen herübergelaufen.
    »Wow!«, stellte Jesahja beeindruckt fest. »Dich scheint sie mehr zu mögen als mich!«
    Die Katze steuerte direkt auf Lilli zu, ohne auch nur einen Blick an Jesahja zu verschwenden. Sie strich an ihrem Arm entlang, schmiegte ihren zierlichen orangefarbenen Kopf in Lillis Hand und schnurrte dabei zufrieden.
    »Wo sind Sie denn letzte Nacht gewesen?«, fragte Jesahja die kleine Lady. »Wir haben uns schon Sorgen gemacht, weil Sie nicht nach Hause gekommen sind.«
    Lilli grinste. »Du siezt deine Katze?«
    »Ja, man hat bei ihr irgendwie das Gefühl, dass man das tun sollte. Anfangs hieß sie nur Frau Schmidt , aber das erschien uns irgendwann nicht mehr elegant genug. Weißt du, sie ist ziemlich etepetete!«
    Lilli gluckste in sich hinein, und hinter ihrem Rücken erblühten zwei weitere Blüten. Dann wurde sie plötzlich wieder ernst. »Jesahja?«, fragte sie. Geistesabwesend murmelte er »Mhm«, während er Frau von Schmidt den Rücken kraulte. »Ich hab dir noch nicht mein ganzes Geheimnis verraten.«
    »Nein?«
    »Vielleicht kann ich es dir zeigen, anstatt es zu
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