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Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)
Autoren: Tanya Stewner
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sie mit müden, aber glücklichen Gesichtern zur Berghütte zurück. Dort kochte Lillis Vater Milchreis und heißen Kakao für alle, und sie setzten sich plaudernd vor das prasselnde Kaminfeuer und ließen den Tag ausklingen.
    Lillis Oma, die nicht mit ihnen Ski gefahren war, berichtete eifrig, dass sie den ganzen Tag an dem alten Pferdeschlitten gearbeitet und ihn schon zu einem großen Teil vom Rost befreit hatte. Bonsai trippelte unterdessen von einem zum anderen und hechelte jedem, der ihn kraulte, dankbar ins Gesicht. Frau von Schmidt lag eingerollt in ihrem Pupsi -Strampler auf dem Kaminsims und bemühte sich offenbar sehr, in einen tiefen Winterschlaf zu fallen. Akeele erzählte lachend, wie er sich heute mehrmals auf die Nase gelegt hatte, und Lillis Mutter versicherte ihm, dass er dabei aber sehr sportlich ausgesehen hätte. Lilli lächelte still in sich hinein und fand, dass Milchreis und Kakao noch nie so gut geschmeckt hatten wie heute.

    Am nächsten Morgen sprangen sie energiegeladen aus den Betten und fuhren erneut zum Skiberg. Den ganzen Tag über fegten Lilli und Jesahja ein ums andere Mal über die Pisten, und Lilli dachte bei sich, dass sie am liebsten ihr ganzes Leben lang nichts anderes tun würde.
    Als sie am Nachmittag nach Hause kamen, erwartete Lillis Oma sie bereits. Sie hatte abermals den ganzen Tag an dem Pferdeschlitten herumgebastelt, doch nun hatte sie anscheinend etwas anderes vor. »Lasst uns eine Tanne fällen!«, begrüßte sie die Skifahrer mit einer Axt in der Hand.
    »Was? Warum das denn?«, fragte Lillis Mutter überrascht.
    »Brauchen wir Brennholz für den Kamin?«, wollte Isabell wissen.
    Lillis Oma schüttelte den Kopf. »Nein, was wir brauchen, ist ein Weihnachtsbaum.« Ein feines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel und schien sich, kaum dass sie dies ausgesprochen hatte, auf die anderen zu übertragen.
    »Oh, das wäre schön!«, sagte Lillis Vater.
    »Keine schlechte Idee«, gab auch Akeele zu.
    Lillis Mutter runzelte jedoch die Stirn. »Ist es denn überhaupt erlaubt, einfach so einen Baum zu fällen? Ich glaube, das ist verboten!«
    Lillis Oma beruhigte sie. »Ich war heute Mittag zum Einkaufen im Dorf. Da habe ich mit einem Herrn vom Forstamt gesprochen. Er hat es mir genehmigt.«
    »Wir fällen einen Weihnachtsbaum!«, rief Lilli begeistert und lief hinaus, um die Tannen hinter der Hütte genauer anzusehen. Jesahja und die Erwachsenen folgten ihr. »Die da?«, fragte Lilli und wies auf eine riesengroße Tanne, die schöne dunkelgrüne Nadeln hatte.
    »Die passt nicht ins Wohnzimmer!«, entgegnete ihre Oma lachend. Die Tanne war mindestens vier Meter hoch. »Nein, lasst uns ein bisschen tiefer in den Wald hineingehen und nach einem kleineren Baum suchen – unserem Baum. Ich bin sicher, er wartet irgendwo auf uns.«
    Und so machten sie sich auf den Weg in den Wald. Es war noch mindestens eine Stunde lang hell, und für einen Waldspaziergang war Lilli immer zu haben. Die Aussicht auf einen Weihnachtsbaum vergrößerte den Spaß natürlich noch – das war auch den anderen anzusehen. Alle schienen ein bisschen wie verzaubert zu sein. Der knöcheltiefe Schnee knirschte und knisterte geheimnisvoll, wenn sie darauftraten. Und die kleinen und großen Tierspuren, auf die sie immer wieder stießen, erzählten davon, wie viel Leben es auch im Winter hier gab. Frau Susewind nahm Lilli bei der Hand und blieb an ihrer Seite.
    An einem Abhang sah Lilli ein Schild mit der Aufschrift Ski fahren verboten und wunderte sich darüber. Wieso sollte man hier, so weit abseits der Pisten, Ski fahren wollen? War das nicht gefährlich? Ihre Mutter sagte kopfschüttelnd: »Manche Leute finden es spannend, sich in Gefahr zu begeben. Das ist ziemlich bescheuert, wenn du mich fragst«, fügte sie hinzu und schielte grinsend, um Lilli zum Lachen zu bringen. Lilli kicherte und drückte die Hand ihrer Mutter.
    Es war ein wunderschöner Spaziergang. Jesahja unterhielt sich angeregt mit Lillis Vater, Bonsai trabte mit wippenden Ohren zwischen ihnen her, Akeele legte beim Gehen den Arm um Isabell, und Lillis Oma ging lächelnd mit der Axt über der Schulter voran.
    »Der da! Der ist es!«, rief Oma nach einer Weile und blieb unvermittelt stehen. Vor ihnen stand eine kleine, hübsche Tanne, die geradezu perfekt in das Wohnzimmer der Hütte zu passen schien. Sie war kaum größer als Lillis Vater.
    Alle blieben nun stehen und bestaunten den prächtigen kleinen Baum. »Ja, der ist es!«, stimmte Lillis
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