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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia
Autoren: Justina Robson
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Elfen klar?«
    »Kein Problem«, sagte Lila. Die Lüge ging ihr glatt von der Zunge. Sie fühlte zwar, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte und sie zu schwitzen begann, aber ihre Autosysteme schalteten sich ein und pufferten sämtliche Nerven mit künstlicher Kälte. Drogen und Hormone aus adaptierten Drüsen in ihrem Hals und ihrem Gehirn beruhigten sie, bis es wirklich stimmte: Sie hatte kein Problem damit.
    »Gut. Sie sind eingestellt. Sie können sofort anfangen. Holen Sie ihn ab und bringen Sie ihn ins Studio. Er …«
    »Ich habe alle Details«, sagte Lila in ihrem professionellsten Ton und tippte auf die Stelle an ihrem Handgelenk, wo normale Menschen ihren Organizer trugen. »Ihr Büro hat mir bereits alles geschickt.«
    »Ach?« Jelly schien jetzt erstmals verdutzt. Dann sagte er grinsend: »Ist es nicht toll, so viele Leute zu haben, die für einen arbeiten?« Und gleich darauf: »Worauf warten Sie noch?«
    Lila ging hinaus. Auf dem Weg zum Parkplatz nahm sie kurz Verbindung zu ihrer Chefin Cara Delaware auf, um ihr zu sagen, dass sie den Job hatte. Sie hörte Cara sagen: »Sehr gut. Alles okay mit Ihnen? Ihre Reflexe haben ziemliche Stresswerte gezeigt. Wir können Sie von der Sache abziehen, wenn es Sie überfordert.«
    »Nein«, sagte Lila rasch. Sie hatte sich bereits auf ihr Motorrad geschwungen. Die eleganten, kraftvollen Linien der Maschine und die prompte Reaktion des Motors auf den Kontakt ihrer Hände mit den Lenkergriffen hatten jetzt schon mehr zu ihrer Beruhigung beigetragen als die chemische Reaktion ihrer KI auf ihre Nervosität. Die ausgeschütteten Wirkstoffdosen waren so gering gewesen, dass nicht mehr viel davon zu spüren war, und hier draußen, wo es nicht auf angemessenes Verhalten ankam, machte die KI sich nicht mehr die Mühe, Lilas wahre Reaktionen zu kaschieren. Der Motor schnurrte wie eine Riesenkatze und ließ den Asphalt unter ihren Füßen vibrieren. »Alles bestens.«
    »Dann sind Sie hiermit aktiviert«, sagte Cara. »Ihr Unterstützungsteam ist online, wenn Sie es brauchen. Sie operieren jetzt in direktem Kontakt mit der Zentrale. Alles läuft über das Team. Über sonst niemanden. Nicht mal über mich.«
    »Danke. Passen Sie mir gut auf alle auf.« Lila dachte an ihren Hund Okie, den sie zu Hause hatte lassen müssen, wo sich ihre Kollegen um ihn kümmern würden, bis sie wieder zurückkam. Sie dachte an ihre Familie, die sie schon vor Jahren hinter sich gelassen hatte, als sie aufgehört hatte, ein normaler kleiner Attaché im diplomatischen Dienst zu sein, und etwas ganz anderes geworden war. Es war nicht abzusehen, wann sie von diesem Einsatz wieder zurück sein würde, aber auf eins hatte sie sich nun mal eingelassen, als sie eingewilligt hatte, als Cyborg der KI-Abteilung weiterzuleben, statt an ihren Verletzungen zu sterben: Zu ihrer Familie würde sie nie mehr zurückkehren.
    »Viel Glück, Lila.« Die Verbindung brach ab. Zum ersten Mal seit ihrer Rekonstruktion war sie ganz auf sich gestellt. Dort, wo Cara und das NSB-Büro eine ständige, kontrollierende Präsenz gewesen waren, taten sich jetzt in Lilas Kopf ganz neue Zonen der Stille auf. Sie lächelte, und die Maschine fädelte sich in einem rasanten Bogen in den Verkehrsstrom in Richtung City ein.

 
2
     
     
    Das Motorrad sprach nicht. Es gab zwar sprechende Versionen, aber Lila wollte nicht noch mehr Maschinen in ihrem Kopf hören. Außerdem hatte sie sämtliche Stadtpläne Otopias auf den Speicherchips in ihrem Schädel. Die Adresse, die ihr das Studio gegeben hatte, war droben in den Lightwater Hills, der exklusivsten Gegend von Bay City. Sie fuhr ohne Helm, und ihre roten Locken flogen, während sie, tief über den Tank gebeugt, durch die Straßen fegte.
    Ihre Route führte um die Bay, wo Wellen mit weißen Schaumkrönchen übers Wasser jagten, dann über die lange, pfeilerlose, von Elfen gebaute Brücke – Andalun- Brücke genannt – und durch den dichten Wald, der sich vom Ufer zu den Solomon Heights emporzog. Das Haus, das Zal gemietet hatte, lag hinter dem Hügelkamm, und der einzige Hinweis auf seine Existenz war ein massives Eisengittertor zwischen fast völlig von Bäumen verdeckten Steinpfosten. Es gab weder einen Briefkasten noch eine Sprechanlage. Lila hielt vor dem Tor und sah zu den spitzen Eisenstacheln empor. Hinter dem Tor wurde der Wald noch dichter, und tief hängende Äste verschatteten die Zufahrt. Diese machte nach zwanzig Metern eine Kurve und war nicht mehr einsehbar. In der
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