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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten
Autoren: George R. R. Martin
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verwirrt war sie zu den anderen gegangen, um mit ihnen zu reden.
    Aber wenn die gottlosen Jaenshi mehr nachdachten als ihre Brüder in den Clans, so waren sie auch schwieriger, und mit jedem Tag begriff neKrol die Nutzlosigkeit ihres Bestrebens deutlicher. Er hatte jetzt acht der Verbannten bei sich – sie hatten im Hochwinter noch zwei gefunden, die vor Erschöpfung und Hunger halb tot waren – und sie wechselten sich alle dabei ab, mit zwei Lasergewehren zu üben und die Engel zu beobachten. Aber selbst wenn Ryther mit den Waffen zurückkam, war ihr Trupp ein Witz gegen die Streitmacht, die der Proktor aufzubieten vermochte. Die ›Lights of Jolostar‹ würde in der Erwartung, daß alle Clans im Umkreis von hundert Kilometern jetzt aufgestachelt und zornig sein würden, eine große Waffenlieferung bringen; man würde glauben, daß die Jaenshi bereit wären, den Stahlengeln Widerstand zu leisten und sie allein durch ihre große Zahl zu überwältigen. Jannis mußte fassungslos sein, wenn nur neKrol und sein kleines Häufchen erscheinen würden.
    Wenn es überhaupt dazu kam. Selbst das war problematisch. Er hatte große Schwierigkeiten, seine Guerrilla-Kämpfer zusammenzuhalten. Ihr Haß auf die Stahlengel grenzte immer noch an Wahnsinn, aber sie waren durchaus kein zusammenhängender Verband. Keiner von ihnen gehorchte gern Befehlen, und sie kämpften ständig miteinander, gingen mit bloßen Krallen aufeinander los, um sich in der gesellschaftlichen Rangordnung zu behaupten. Hätte neKrol sie nicht davor gewarnt, er hätte damit rechnen müssen, daß sie sich sogar mit den Lasergewehren duelliert hätten. Was die Aufgabe betraf, sich in guter Kampfkondition zu erhalten, so wurde auch sie gröblichst vernachlässigt. Von den drei Frauen im Trupp war die Bittere die einzige, die nicht zugelassen hatte, daß sie befruchtet wurde. Da die Jaenshi gewöhnlich zwischen vier und acht Kinder auf einmal zur Welt brachten, vermutete neKrol, daß der Spätsommer ihnen eine Exil-Bevölkerungsexplosion bescheren würde. Und danach würden noch mehr kommen, das wußte er; die Gottlosen schienen fast stündlich zur Paarung zusammenzukommen, und eine Jaenshi-Geburtenkontrolle gab es nicht. Er fragte sich, wie die Clans ihre Zahl so stabil hielten, aber seine Schützlinge wußten auch das nicht.
    »Ich nehme an, wir hatten weniger Sex«, sagte die Bittere, als er sie danach fragte, »aber ich war ein Kind und kann es also nicht wirklich wissen. Bevor ich hierherkam, gab es den Trieb nicht. Ich war noch jung, ich wollte nur nachdenken.« Aber während sie das sagte, kratzte sie sich und schien ihrer Sache durchaus nicht sicher zu sein.
    neKrol ließ sich seufzend zurücksinken und versuchte, den Lärm vom Wandschirm fernzuhalten. Es würde alles sehr schwierig werden. Die Stahlengel waren schon hinter ihren Mauern hervorgekommen, und die Energiewagen rollten das Schwert-Tal hinauf und hinab und verwandelten den Wald in Ackerland. Er war selbst in die Berge hinaufgestiegen, und es war mühelos zu erkennen, daß die Frühlingssaat bald beendet sein würde.
    Dann würden, so vermutete er, die Kinder von Bakkalon versuchen, sich auszudehnen. Erst letzte Woche war einer von ihnen – ein Riese ›ohne Kopfpelz‹, wie sein Späher ihn beschrieben hatte – oben am Ring-aus-Stein gesehen worden, wie er Splitter von der zerstörten Pyramide eingesammelt hatte. Was immer das auch bedeuten mochte, etwas Gutes konnte es nicht sein.
    Manchmal wurde ihm übel angesichts der Kräfte, die er in Bewegung gesetzt hatte, und er wünschte sich beinahe, Ryther möge die Laser vergessen. Die Bittere war entschlossen, zuzuschlagen, sobald sie bewaffnet waren, ohne Rücksicht auf die Aussichten. Erschrocken erinnerte neKrol sie an die harte Lektion der Engel, als ein Jaenshi das letztemal einen Menschen getötet hatte; in seinen Träumen sah er noch immer Kinder an den Mauern hängen.
    Aber sie sah ihn nur mit dem Bronzeton des Wahnsinns in ihren Augen an und sagte: »Ja, Arik. Ich erinnere mich.«
     
    Stumm und fleißig räumten die weißgekleideten Küchenjungen das letzte Geschirr von der Abendmahlzeit ab und verschwanden.
    »Rührt euch«, sagte Wyatt zu seinen Offizieren. »Die Zeit der Wunder ist gekommen, wie das bleiche Kind es vorhersagte.
    Heute morgen habe ich drei Abteilungen in die Berge im Südosten des Schwert-Tales geschickt, um die Jaenshi-Clans von dem Land zu vertreiben, das wir brauchen. Sie haben mir am frühen Nachmittag Meldung
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