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Lieblingslied: Roman (German Edition)

Lieblingslied: Roman (German Edition)

Titel: Lieblingslied: Roman (German Edition)
Autoren: K.A. Milne
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gekommen. Ich hatte den Traum, Musik zu machen, Songs zu schreiben. Er ist ebenfalls geplatzt. Aber letztendlich war das nicht wirklich wichtig. Wichtig waren nur die Momente, die wir gemeinsam hatten, und die Erinnerungen, die wir teilten. Vielleicht ist es daher so wichtig für mich, unsere Geschichte zu erzählen, gleichgültig, wie schmerzhaft es ist, vergangene Fehler aufzudecken. Wir hatten einmal etwas Wunderbares besessen, und das möchte ich niemals vergessen. Ebenso wenig will ich aus den Augen verlieren, wo ich Fehler gemacht habe, um dieselben Fehler nicht noch einmal zu begehen und damit die wenigen kostbaren Dinge zu verlieren, die mir geblieben sind.
    Es ist noch nicht lange her, da hat mich mein Großvater – der mir schon als Kind die Liebe zur Musik einimpfte – ermutigt, meine Geschichte nicht nur zu erzählen, sondern sie aufzuschreiben, solange die Erinnerungen noch wach sind. »Die eigene Geschichte aufzuschreiben, ist wie ein Lied zu komponieren«, erklärte er. »Fang mit der ersten Strophe an und füge einfach Note für Note hinzu.«
    Wenn Großvaters Rat richtig ist, dann habe ich schon alles vermasselt. Anstatt mit der ersten Strophe meines Songs anzufangen, bin ich bereits mit einem riesigen Satz am bitteren Ende gelandet. Aber ich schätze, dass selbst eine so düstere Melodie wie die meine, problemlos auch von hinten aufgerollt werden kann …

Erste Strophe
    ?
    Solo, Allegretto Scherzando

1
    »LET’S START AT THE VERY BEGINNING – a very good place to start.« Julie Andrews sang diese Zeile, während sie ihre Gitarre in dem Film The Sound of Music oder Meine Lieder – meine Träume stimmte, kurz bevor sie und die Kinder in ihren berühmten Song Do-Re-Mi einfallen. Danach haben alle zusammen getanzt und gesungen, haben sich im Takt gedreht und sind schließlich auf und ab über die hügelige Voralpenlandschaft Österreichs geradelt. Wenn mich besorgte Freunde (und einige neugierige Bekannte) gefragt haben, wie ich im Leben zu dem Punkt gelangen konnte, an dem ich mich jetzt befinde, wollte ich die quälenden Einzelheiten nicht preisgeben. Stattdessen erzählte ich einfach, alles habe wie bei Kapitän von Trapp und seiner musikalischen Frau ganz wunderbar in Österreich mit einem Song und einer Gitarre begonnen und irgendwie in San Francisco … mit nichts … geendet.
    Okay nichts ist etwas übertrieben, aber so erscheint es jedenfalls manchmal, wenn die Welt vor deinen Augen implodiert.
    Eine Menge ist passiert seit Österreich – zum Beispiel eine der größten Enttäuschungen meines Lebens. Aber wenn wir der Aufforderung meines Großvaters (und der von Fräulein Maria aus Sound of Music ) folgen, dann sind die schneebedeckten Alpengipfel im kulturellen Herzen Europas ein guter Ort für den Anfang, denn dort hat sich alles zusammengefügt. Das war der Anfang , jener Ort, an dem ich mein allererstes Briefchen erhielt.
    Ich hatte gerade meinen Abschluss an der Eastman School of Music der Universität von Rochester gemacht und stand vor der Abreise nach Europa, wo ich in Wien an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst meinen Master machen wollte, als Großvater Bright mir Karl als Leihgabe übergab.
    Das klingt zwar seltsam, ist jedoch alles andere als komisch. Karl war der Name von Großvaters Gitarre. Weshalb er sie so genannt hatte, war allerdings reine Spekulation. Wichtiger noch, Karl war das Instrument, das ich liebte, seit ich als Kind Großvater zum ersten Mal darauf spielen gehört hatte. Karl besaß nicht nur einen großartigen Klang. Diese Gitarre genoss in der Familie Bright eine nahezu mystische Verehrung, da Großvater aus der Geschichte, wie er in ihren Besitz gelangt war und weshalb er sie »Karl« getauft hatte, ein großes Geheimnis machte. Er verriet stets nur so viel, dass er Karl sein Leben verdanke und wie seinen Augapfel hüten würde, »bis der große Dirigent des Universums mich zu sich ruft, um dort oben bei seinen Symphonien mitzuwirken«.
    Angesichts all dessen war ich mehr als überrascht und fühlte mich sehr geehrt, dass er mir die Gitarre ausleihen wollte. Und doch war es irgendwie logisch, dass mich Großvaters sechssaitige Gitarre auf meiner Reise nach Österreich begleiten sollte, wenn auch nur aus nostalgischen Gründen. Wir wussten alle, dass er dort als Soldat während des Krieges in ihren Besitz gelangt war. Wir hatten nur keine Ahnung wie .
    Ich hatte Wien vor allem deshalb für den Masterstudiengang gewählt, weil ich die Orte
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