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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht
Autoren: Maeve Haran
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sich die Menschen. In den kleinen Vorgärten waren ältere Paare noch mit Rasenmähen und Gartenarbeit beschäftigt. Dieser Blick auf das gewöhnliche Leben erfüllte Matt mit dem Gefühl, etwas verpasst zu haben, etwas, was er nicht kannte und was ihm fremd war und doch unwiderstehlich schön. In diesem Moment wurde ihm klar, dass diese kleinen Freuden des Alltags etwas waren, das zu verstehen und zu genießen er nie Zeit gehabt hatte. Wenn Ally ihn wieder aufnähme, das schwor er sich, würde er ihr diese Dinge wie ein Geschenk entgegenbringen und mit ihr teilen.
    Aber würde sie ihn überhaupt wiederhaben wollen? Er hatte so oft versagt. Hatte ihr den Erfolg missgönnt und sie mit seiner Affäre gedemütigt. Er musste daran denken, dass Jess ihn ein egoistisches Arschloch genannt hatte. Ob das angeboren war? Ein Mann zu sein, bedeutete, dass man bestimmte Verhaltensmuster hatte. Aber ein Ehemann zu sein - war das etwas anderes? Es gab gute und schlechte Ehemänner. Ob er das Zeug zu einem guten hatte?
    Kevin bremste den Wagen ab, um eine junge Frau die Straße überqueren zu lassen. Sie war groß, dunkelhaarig und hatte einen geschmeidigen Gang. Träge lächelte sie dem Polizisten zu, ohne zu bemerken, wer neben ihm saß. Sie erinnerte Matt schwach an Belinda. Belinda! Was, um alles in der Welt, sollte er mit Belinda machen? Er wusste, dass es für sie beide Zeit wurde, sich zu trennen. Selbst wenn Ally ihn nicht mehr wollte. Denn Belinda würde niemals die Dinge mögen, die er gerade erst für sich entdeckt hatte, die einfachen kleinen Freuden von Heim und Herd.
    Als sie einige Kilometer von Fairlawns entfernt die Hauptstraße verließen, verspürte Matt die gleiche Nervosität wie vor wenigen Stunden bei Adam vor der Tür. Was wäre, wenn sie ihm, ebenso wie Janey es getan hatte, den Zutritt verweigerte? Es war ihr gutes Recht, ihn wegzuschicken.
    Mit einem katzenartigen Gespür dafür, dass sie sich ihrem Zuhause näherten, reckte sich Janey auf dem Rücksitz und setzte sich aufrecht. Matt kurbelte sein Fenster herunter. Alles war so vertraut und gleichzeitig doch so neu. Der Duft von frischgemähtem Gras und den Abendlevkojen aus Nachbars Garten, die Vogelchöre, die ihre Abendlieder zwitscherten, der leichte, würzige Geruch von Gegrilltem.
    Und dann hatten sie endlich die Auffahrt zu ihrem Haus erreicht. Matt hielt den Atem an. Für einen kurzen Moment packte ihn die alptraumhafte Vorstellung, Fairlawns einsam und dunkel vorzufinden, von Ally verlassen, unversöhnlich. Doch da lag es, und wie immer stand das alte Holzpferd mit den drei Beinen - Matt hatte das vierte nie repariert - gegen das Tor gelehnt, damit es offenblieb.
    Jess hörte in der Küche den Wagen zuerst. Ohne ein Wort zu sagen, sprang sie auf, schoss durch die Diele, während Sox sich an ihre Fersen heftete, und gemeinsam schlitterten sie über den glatten Holzboden.
    »Dad!« kreischte sie und warf sich in seine Arme, kaum dass er es geschafft hatte, auszusteigen. Sox, halb wahnsinnig vor Aufregung, sprang an Janey hoch.
    »Janey, Gott sei Dank!« Ally, die inzwischen auch nach draußen gekommen war, schubste Sox mit dem Fuß aus dem Weg und blieb überwältigt und unsicher zugleich stehen. Als sie ihre Tochter zuletzt gesehen hatte, war sie so voller Hass gewesen. Sie breitete die Arme aus, und Janey fiel hinein. An der Intensität der Umarmung spürte Ally, dass ihre Tochter ihr vergeben hatte. »Ich bin ja so froh, dass du wieder da bist.«
    Über Janeys Kopf hinweg fing sie Matts Blick auf, in dem eine solche Zärtlichkeit lag, wie schon seit Monaten nicht mehr. Dann erst registrierte sie den Polizeiwagen.
    »Matt! Um Himmels willen. Es stimmt also! Sie haben dich festgenommen.«
    Matt tauschte einen kurzen Blick mit Kevin aus und lächelte dann. »Das ist eine lange Geschichte.«
    Kevin fand, dass für ihn der Zeitpunkt gekommen war, sich diskret zurückzuziehen. Er stieg in den Wagen und winkte der Familie zum Abschied zu. Matt ging zu Ally hinüber, die immer noch besorgt aussah, legte den Arm um ihre Schultern und führte sie ins Haus. »Am besten, wir reden jetzt gleich.« Er machte die Tür vor den entrüsteten Gesichtern von Janey und Jess fest zu.
    Drinnen überfiel ihn wieder die Unsicherheit. Er fühlte sich wie ein Gast. Statt dass sie in die Küche gingen, wie er sich vorgestellt hatte, ließ er sich mit ihr auf der Treppe nieder. Er wusste nicht, wie er anfangen sollte.
    Ally ergriff als erste das Wort. »Danke, dass du Janey
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