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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht
Autoren: Maeve Haran
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herunterzukommen. »Ich habe am Fernsehen gesehen, wie du mich gebeten hast, heimzukommen.« Ihre Stimme klang neutral mit einem kleinen Schuss Feindseligkeit. »Es war eine großartige Vorstellung.«
    Matt blickte sie hilflos an. Sein Gefühlsausbruch mochte das Publikum bewegt haben, aber nicht seine eigene Tochter.
    »Ich möchte nur eins wissen.«
    »Und das wäre?«
    »Hat es funktioniert? Sind dir damit jetzt deine Spitzeneinschaltquoten wieder sicher?«
    Ohne zu antworten machte Matt auf dem Absatz kehrt und ging, selbst Kevin ignorierend, die Straße hinunter. Janey hatte ihn tief getroffen. Wenn sie ihm so sehr misstraute, dann war wirklich nichts mehr zu retten.
    Nach einigen hundert Metern hörte er plötzlich Schritte hinter sich. Er wagte nicht, sich umzudrehen.
    »Dad, Dad!«Janeys Hand griff ihn am Ärmel. »Es ist nur so - solche Sachen kenne ich einfach nicht von dir.«
    »Vielleicht war das der entscheidende Punkt, Janey.« Immer noch unsicher, wie sie reagieren würde, blickte er sie an. »Vielleicht musste ich dich erst verlieren, um zu merken, was für ein Dummkopf ich gewesen bin.« Er wandte sich ab. »Du musst mir nicht glauben.«
    Plötzlich ließ sich Janey auf die Stufen des Hauses sinken, vor dem sie gerade standen, legte ihren Kopf in die Hände und fing an zu weinen. Jeder Schluchzer klang, als wenn er den Tiefen ihrer Seele entrissen würde.
    »Nicht doch, Janey.« Matt konnte den Anblick nicht ertragen. Er kniete sich neben sie. Passanten blieben gebannt stehen und beobachteten die Szene. Doch er bemerkte sie nicht. »Ich will doch nur, dass du glücklich bist. Bleib bei Adam, wenn dir das lieber ist.«
    »Dad?« Janey schaute ihn mit tränenüberströmtem Gesicht an. »Wenn ich nach Hause komme, kommst du dann auch wieder?«
    Matt musste lachen. »Ich weiß nicht, Darling. Das habe ich nicht allein zu entscheiden.«
    Janeys Gesicht hellte sich unter den schwarzen Spuren von verlaufener Wimperntusche, die ihr etwas Hexenhaftes verliehen, auf. »Vielleicht werde ich es zur Bedingung machen.«
    »Allmächtiger Gott.« Matt fuhr ihr durch die Haare und sagte mit liebevollem Blick: »Du hörst dich ja an wie Ritchie Page.«
    Das leichte Hupen hinter ihnen erinnerte sie daran, dass ihr Geleitschutz eingetroffen war.
    »Aber ich habe es Ihnen doch bereits gesagt, Mrs. Boyd. Ihr Mann ist diese Nacht nicht verhaftet worden.« Der diensthabende Polizist auf der Wache sprach langsam und geduldig ins Telefon. »Ich habe mit allen Verantwortlichen gesprochen. Niemand hat ihn festgenommen.«
    Ally saß auf der untersten Stufe der Treppe in der Diele und lauschte ungläubig den Worten des Wachtmeisters. Sie fühlte sich wie in einem Kafka-Roman. Man hatte Matt in einem Polizeiauto abtransportiert, und kein Mensch wusste darüber Bescheid. Dabei hatte er eines der berühmtesten Gesichter Großbritanniens.
    »Warum ist er dann von einem uniformierten Polizisten fortgebracht worden?«
    »Ich halte diese Behauptung für höchst unwahrscheinlich.«
    »Aber er ist doch gesehen worden. Von einem Journalisten, der an seiner Sendung mitarbeitet.«
    »Das mag die Sache erklären. Mit Tatsachen tun sich die doch immer schwer. Vielleicht war es ein Werbegag oder so was.«
    Janey machte es sich auf dem überraschend bequemen Rücksitz des Polizeiwagens gemütlich und dachte an all die Verdächtigen, die schwitzend hier gesessen hatten. Gott sei Dank war sie nicht auf dem Weg zu einer öden Gefängniszelle, sondern nach Hause. Adam war neben ihr eingedöst. Das lange Haar hing ihm wie ein Schleier übers Gesicht, und seine Beine hatte er auf den Sitz gelegt. Sie blickte auf ihren Vater, der vorne Platz genommen hatte. Ab und zu schaute jemand aus einem anderen Auto auf ihn, schaute noch einmal und riss vor Verwunderung den Mund auf.
    Janey schloss die Augen und begann sich vorzustellen, wie die Begrüßung zu Hause ausfallen würde. Sox würde sie fast umrennen vor Freude, ihre Mutter vielleicht auf der Eingangstreppe auf sie warten, und Jess wäre überwältigt, dass sie die Wiedervereinigung ihrer Eltern bewirkt hatte. Und alle wären sie glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. Oder doch so ziemlich.
    Als sie London im Süden durch die grünen Vororte verließen, blickte ihr Vater aus dem Fenster. Es war ein wunderbarer Abend, überall herrschte noch Leben auf der Straße, als wenn es eine Sünde wäre, sich bei einem solchen Wetter drinnen aufzuhalten. Auf den Bürgersteigen vor den Pubs drängelten
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