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Liebessterne ueber Nizza

Liebessterne ueber Nizza

Titel: Liebessterne ueber Nizza
Autoren: Elizabeth Power
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hatte Sienna sich gefreut, dass sie diese Meinung widerlegen konnte, als Daisy genau an ihrem ersten Hochzeitstag auf die Welt kam.
    Conan hatte eine wichtige Konferenz unterbrochen und war ebenfalls zur Hochzeit gekommen. Doch als er Sienna nach der Zeremonie alles Gute wünschte, hatte die kühle Berührung seiner Lippen auf ihrer Wange sie schon damals beunruhigt.
    Allerdings war klar gewesen, dass Niall seinen Bruder aufrichtig bewunderte. Und Sienna wusste auch, warum. Conan Ryder war noch weit unter dreißig und führte bereits eine globale Telekommunikationsfirma. Der dreiundzwanzigjährige Niall versuchte ihn in Tonfall, Benehmen und eiskaltem Auftreten nachzuahmen.
    Niall hatte als Verkaufsleiter in Conans Firma gearbeitet. Zuvor hatte er sein Jurastudium abgebrochen und die Hoffnungen seiner Mutter zerschlagen, er könne in die Fußstapfen seines Vaters treten. Dennoch hatte er seinen Beruf ernst genommen und Sienna an seinem Erfolg teilhaben lassen – er hatte ihr teure Designerkleider geschenkt und das große Haus, das er in der Nähe der Villa seines Bruders gekauft hatte, mit jedem erdenklichen Luxus ausgestattet.
    Doch Niall war auch ein unverbesserlicher Draufgänger gewesen. Als Sienna geistesabwesend eine winzige Bluse von Daisy bügelte, fiel ihr der schreckliche Abend wieder ein. Nialls extremer Sinn für Humor und seine tollkühne Art waren es gewesen, die ihn in Kopenhagen, wo er mit Freunden einen Junggesellenabschied feierte, das Leben gekostet hatten …
    Schmerz und Gewissensbisse drohten Sienna zu übermannen, und sie zwang sich, tief durchzuatmen.
    Als er noch am Leben war, hatte ihn der Wunsch angetrieben, sich mit seinem älteren Bruder zu messen. Aber Niall hatte weder über dessen Zielstrebigkeit noch über dessen Rücksichtslosigkeit verfügt. Als er dann ein paar Monate vor seinem Tod in große finanzielle Schwierigkeiten geriet und seinen Bruder um Hilfe bat, wies dieser ihn zurück. Niall war am Boden zerstört. Erst dann hatte er Sienna erzählt, wie stark sie über ihre Verhältnisse gelebt und wie viele Schulden sie angehäuft hatten. Sie war zu jung und naiv gewesen, um es selbst zu erkennen.
    Dennoch hatten Conan und seine Mutter ihr die Schuld gegeben. Nur ihretwegen hätte ihr Mann sich verschuldet, ihretwegen hätte Niall mit dem Trinken angefangen, was letztendlich zu seinem Tod geführt hatte.
    „Es war nicht meine Schuld!“, hatte sie Conan an jenem Tag entgegengeschleudert, nur eine Woche nach Nialls Beerdigung. Sie hatte sich schwerste Vorwürfe gemacht, dass sie all diese Geschenke von Niall angenommen hatte, auch wenn ihr vieles zu extravagant erschienen war. „Wenn du ihm geholfen hättest, als er dich um Unterstützung bat, dann hätte er vielleicht nicht so viel getrunken, bis er nicht mehr wusste, was er tat!“ Sie war so überwältigt von ihrem Kummer gewesen, dass sie nicht mehr auf ihre Worte geachtet hatte.
    Zu gern hätte sie damals geweint, um den Schmerz zu lindern, der ihr Herz zu zerreißen drohte. Doch als sie in dem luxuriösen Salon von Conan Ryders Prachtvilla stand, um Nialls Sachen zurückzugeben, wollten die Tränen nicht fließen. In ihrem Inneren herrschte nur eine betäubende Leere, die sie seltsam teilnahmslos wirken ließ. In Conans Augen bewies das vermutlich nur, dass er recht gehabt hatte: Sie hatte sich nichts aus ihrem Ehemann gemacht, sondern ihn belogen und betrogen.
    „Mein Bruder steckte in großen Schwierigkeiten, aber du hast es nicht einmal gemerkt, weil du zu beschäftigt warst – mit Geldausgeben und deinem … Liebhaber.“
    „Und ob ich es bemerkt habe!“ Sie schrie den Satz beinahe.
    „Trotzdem hast du ihm nicht geholfen.“
    „Ich war seine Frau, nicht seine Krankenschwester!“ Ihr fiel auf, wie kalt und brutal das klingen musste.
    „Meine Mutter hat Bedenken geäußert, dass du nicht reif und verantwortungsbewusst genug bist, um dich um ein Kind zu kümmern. Offen gesagt, stimme ich ihr zu. Ich möchte, dass die Tochter meines Bruders unter unserem Dach aufwächst und nicht eines Tages den Namen eines anderen Mannes trägt.“
    „Sie wird so aufwachsen, wie ich es für richtig halte“, entgegnete Sienna, verletzt durch die Bedenken ihrer Schwiegermutter. Aber Avril Ryder hatte aus ihrer Verachtung für die Ehefrau ihres jüngeren Sohnes nie einen Hehl gemacht. Sienna hatte jedoch gar nicht die Absicht, den Nachnamen ihres Kindes jemals zu ändern, selbst wenn sie irgendwann tatsächlich wieder heiraten
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