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Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann

Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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neugierig.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein. Aber ich wollte eigentlich Gynäkologe werden«, antwortete er trocken.
    Ich musste mir das Lachen verkneifen.
    »Und was hat dich davon abgehalten?«, wollte ich wissen.
    »Ich könnte nie jemanden mit einer Nadel piksen. Geschweige denn einen Menschen aufschneiden«, erklärte er mir seufzend. Tja, in so einem Fall war der Berufswunsch Arzt wahrscheinlich eher der falsche.
    Michi kam wieder zurück, legte sich seitlich auf die Decke und stützte seinen Kopf mit einer Hand. Er schaute mich lächelnd an.
    »Magst du was trinken?«, fragte ich, um eine plötzliche Nervosität zu überspielen, die mich überkommen hatte.
    Er schüttelte den Kopf und streckte eine Hand nach mir aus. Vorsichtig zog er einen Strohhalm aus meinem Haar und streifte dabei mit dem Handrücken leicht meine Wange. Er sah mich zärtlich an. Mein Herz begann kräftig zu klopfen. Jetzt blieb mir nichts anderes mehr übrig, ich musste fragen:
    »Bist du Single?«, platzte es aus mir heraus.
    Er lachte leise.
    »Ja. Ich bin Single. Und du?«
    »Auch.« Mehr brachte ich nicht heraus.
    »Das ist gut«, flüsterte er. Und genau dasselbe dachte ich auch.
    Er beugte sich zu mir, legte seine Hand auf meinen Hinterkopf und begann, mich zu küssen. Seine Lippen waren weich, und er schmeckte irgendwie fruchtig, nach dem Orangensaft im Tequila Sunrise. Ich schloss meine Augen und gab mich ganz dem sinnlichen Kuss hin.
    So lange, bis ich in meinem Kopf die Stimme von Claudia hörte, die mich vor Männern wie Michi warnte. Zuerst versuchte ich, die Stimme auszublenden. Der Kuss war einfach zu schön. Aber es half nichts. Claudia ließ nicht locker und bestand darauf, dass er es gar nicht ernst mit mir meinen würde. Ich riss die Augen auf, zog mich plötzlich zurück. Der Gedanke, womöglich nur eine von sicherlich zahlreichen Eroberungen zu sein, kühlte mich ab.
    »Was ist?«, fragte er und schaute mich verwundert an.
    Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Einerseits wollte ich nicht prüde erscheinen, denn das war ich nicht. Auf der anderen Seite hatte ich keine Lust auf einen One-Night-Stand, den er womöglich im Sinn hatte. Und ihn zu fragen, ob er es ernst mit mir meinte, kam natürlich nach so einer kurzen Zeit auch nicht infrage. Doch vergraulen wollte ich ihn auch nicht. Er gefiel mir. Sehr sogar.
    Eine echte Zwickmühle, in der ich mich befand. Da rettete mich Elisabeth, beziehungsweise die Wasserblase, die plötzlich deutlich zu sehen war.
    »Schau!«, rief ich und deutete auf die Kuh.
    »Es geht tatsächlich los«, sagte er aufgeregt. Er stand rasch auf.
    Und wie aufs Stichwort begann die werdende Kuh-Mutter laut vor Schmerzen zu brüllen.
    Michi streichelte über ihren Rücken, doch das mochte sie in diesem Moment scheinbar gar nicht. Sie schob ihn wütend mit ihrer Flanke fast gegen die Wand.
    »Pass auf, Michi«, warnte ich ihn, und er ließ von der Kuh ab und beschränkte sich auf verbale Hilfestellung in einem sicheren Abstand.
    »Du machst das ganz ausgezeichnet, Elisabeth«, feuerte er sie an wie ein werdender Vater seine Frau.
    »Los! Drücken! Fest drücken!«
    Ich musste mir ein Lachen verkneifen, als ich ihn neben der Kuh stehen sah, die inzwischen wild mit den Augen rollte.
    »Weiter so, mein Mädchen! Ja, weiter so! Bald hast du es geschafft!«
    Dann ging alles so schnell, dass wir keine Zeit mehr hatten, meinen Vater zu holen. Die Wasserblase platzte, und ein paar Minuten und zwei Presswehen später schauten die Vorderfüße heraus. Gleich darauf war die Schnauze zu sehen.
    Rasch nahm ich den vorbereiteten Strick, legte ihn um die Vorderbeine des Kalbes. Auch wenn bei uns nicht allzu oft Kälbchen geboren wurden, wusste ich doch, was ich zu tun hatte.
    »Was machst du da?«, fragte Michi erschrocken.
    »Ich helfe dem Kälbchen raus«, erklärte ich.
    »Lass mich das machen!«
    Michi nahm mir den Strick aus der Hand und zog vorsichtig.
    In diesem Moment ging mir durch den Kopf, dass aus Michi vielleicht wirklich ein guter Gynäkologe geworden wäre.
    Unter lautem Gebrüll der Mutter kam endlich der Rest des Kälbchens heraus. Ich schütze mit meinen Händen den Kopf, damit es sich beim Herauspurzeln nicht verletzte.
    »Es ist da!«, rief Michi aufgeregt, und wir lächelten uns überglücklich und erleichtert an.
    »Warum habt ihr mich denn nicht geholt!« Mein Vater kam in den Stall geeilt. Sicher hatten ihn die Schmerzensschreie der Kuh aus dem Schlaf gerissen.
    »Es ging alles
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