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Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann

Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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Wasserfallkragen und braunem Gürtel, dazu passende Wildlederstiefel. Er kam leger in Jeans und dunkelblauem Pulli.
    Es war die erste Verabredung seit dem Ende meiner Kurzbeziehung mit Daniel vor vier Monaten. Daniel war ein ziemlich netter und sehr kompetenter Schuhverkäufer. Kennengelernt hatten wir uns in dem Geschäft, in dem er angestellt war. Verzweifelt hatte ich versucht, aus den nude-farbenen Lederstiefeln zu kommen, in die ich mich vorher mühsam hineingezwängt hatte und die mir zu eng waren. Was ich aber erst bemerkt hatte, als es bereits zu spät war. Mein Kopf war vor Anstrengung schon rot wie ein Radieschen. Doch ich kam nicht aus diesen blöden Stiefeln heraus.
    Plötzlich stand er da, mit sanften grauen Augen und einem süßen Grübchen im Kinn, und bot mir seine Hilfe an. Die hellbraunen Haare waren leicht zerzaust, als er sich wie ein Ritter vor seine Königin hinkniete. Vorsichtig nahm er den Stiefel und zog ihn von meinem Fuß. Dabei lächelte er mich freundlich an. Ich lächelte erleichtert zurück. Und bald darauf waren wir zusammen.
    Daniel war so ziemlich der netteste Mann, oder vielleicht sogar der netteste Mensch, den ich überhaupt jemals kennengelernt hatte. Doch scheinbar wollte er diesen Charakterzug mit möglichst vielen anderen teilen. Vor allem mit anderen Frauen. Er fand schöne Worte der Entschuldigung für mich, als ich ihn nach drei Monaten netter Beziehung dabei erwischte, wie er seiner zwanzig Jahre älteren Kollegin freundlicherweise in ihren Slip half. Die Worte, die mir daraufhin über die Lippen kamen, waren alles andere als höflich.
    Nun betrat ich mit Michi – er hatte mich gebeten, ihn so zu nennen – das urige bayerische Wirtshaus, in das er mich einladen wollte. Es lag direkt an der Donau und bot neben einer ausgezeichneten regionalen Küche auch eine Kleinkunstbühne mit regelmäßigen Kabarettveranstaltungen und Konzerten. Heute war jedoch nicht allzu viel los. Was mir nur recht war.
    Als ich mich noch einmal für mein Versehen entschuldigte, winkte Michi ab. Es sei absolut nichts Schlimmes passiert. Im Gegenteil.
    »Diese Verwechslung hat mir eine Angestellte beschert, wie ich sie mir nicht besser hätte wünschen können«, verriet er mir, während wir uns den leckeren Schweinebraten schmecken ließen.
    »Tatsächlich?«, fragte ich verwundert. Das Tätigkeitsprofil einer Bürokraft und einer Mitarbeiterin in einem Saunaclub unterschieden sich für mich eigentlich sehr.
    Doch Michi klärte mich auf, dass es ihm vorwiegend auf die Freundlichkeit und Flexibilität seiner Bürodamen ankam. Hm, warum musste ich jetzt an Daniel denken? Vielleicht sollte ich Michi warnen vor zu viel Freundlichkeit?
    Andererseits, wenn die Sache sich nach meinem Fehler so gut aufgelöst hatte, konnte mir das nur recht sein. Trotzdem hätte ich diese hochgelobte Wundermitarbeiterin sehr gerne mal gesehen.
    Michis Handy klingelte, und er entschuldigte sich, als er aufstand, um nach draußen zu gehen. Bestimmt ein Mandant, dachte ich. Oder seine Frau? Dass er nichts über seinen Familienstand verriet, verunsicherte mich. Sein Telefonat war schnell vorüber. Als er zurückkam lächelte er mich an.
    »Es ist schön, dass du meine Einladung angenommen hast«, sagte er mit leiser Stimme.
    »Ich habe ja auch was gutzumachen«, entgegnete ich, plötzlich verlegen.
    »Bist du nur deswegen hier?« Seine eisblauen Augen blitzten bei diesen Worten. Ich schüttelte den Kopf.
    »Nicht nur.« Danach bekam ich keinen Bissen mehr hinunter.
    Nachdem ich dem Kellner versichert hatte, dass das Essen mir hervorragend geschmeckt hatte, es jedoch zu viel für mich war, übernahm Michi trotz meines Protestes die Rechnung. Danach spazierten wir zu Fuß durch die kleinen romantischen Gassen der Passauer Altstadt.
    »Warum habe ich dich eigentlich noch nie gesehen?«, fragte er plötzlich und blieb stehen.
    »Naja, Passau ist kein Fünfhundertseelendorf«, sagte ich und lachte.
    »Aber du wärst mir sicher aufgefallen.« Ich entgegnete darauf nichts und lächelte. Er war ein Charmeur. Und es gefiel mir.
    »Hast du noch Lust auf ein Glas?«, fragte er.
    »Gerne!«
    In der kleinen Cocktailbar knisterte es gewaltig zwischen uns, als wir uns mit einem Tequila Sunrise zuprosteten. Zumindest empfand ich es so. Vielleicht ging es ihm ja anders? Er machte jedenfalls keinen Versuch, mir nahezukommen oder mich gar zu küssen. Was mir einerseits gefiel, mich aber auch etwas irritierte. Denn es kam mir eigentlich nicht so
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