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Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann

Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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so schnell«, erklärte ich.
    Vater kniete sich neben das Kälbchen ins Stroh und machte die Nase des Tieres frei. Dann nahm er den Strick ab und zog sich zurück.
    Elisabeth sollte sich nun selbst um das Kalb kümmern. Die Kuh muhte unablässig und leckte gleichzeitig wild mit der Zunge über ihren frisch geborenen Nachwuchs.
    Vater hatte bereits einen Namen für das weibliche Kälbchen ausgesucht. Es sollte Evita heißen.
    Michi und ich schauten uns wie stolze Eltern an. Ich hatte das Gefühl, dass die gemeinsame Geburt uns einander nähergebracht hatte, als wenn wir miteinander geschlafen hätten.
    Gerührt schauten wir zu, wie Evita sich langsam und noch sehr wackelig auf alle Viere stellte und nach einigem Suchen bei der Mutter seine erste Ration Milch trank.
    »Gut gemacht«, lobte Vater uns. Und das wollte was heißen, denn normalerweise ging er mit Lob sehr sparsam um.
    »Wir mussten kaum etwas tun«, winkte Michi ab und gähnte plötzlich müde.
    Ich sah auf meine Armbanduhr. Inzwischen war es fast fünf Uhr morgens. Himmel, wo war nur die Zeit geblieben?
    Jetzt spürte auch ich, wie erschöpft ich war von der langen und aufregenden Nacht.
    »Wenn Sie möchten, können Sie im Fremdenzimmer übernachten«, bot mein Vater Michi an.
    Ich war sicher, dass Michi ablehnen und sich ein Taxi nach Hause bestellen würde. Umso mehr überraschte es mich, dass er das Angebot dankbar annahm.
    Während Vater noch im Stall blieb, gingen Michi und ich ins Haupthaus, und ich zeigte ihm das Badezimmer.
    »Handtücher sind im Regal. Und hier das Zimmer rechts ist das Fremdenzimmer«, erklärte ich ihm die Räumlichkeiten.
    »Und wo schläfst du?«, fragte er leise.
    »In meiner Wohnung im Nebengebäude.«
    »Dann schlaf gut, Lene. Und danke für diese außergewöhnliche Nacht«.
    Wir lächelten uns an. Dann gab er mir einen Kuss auf die Wange und verschwand im Badezimmer.
    Nach einer kurzen heißen Dusche ließ ich mich erschöpft ins Bett fallen. Doch trotz meiner Müdigkeit fand ich lange keinen Schlaf. Immer wieder sah ich Michis lächelnde Augen vor mir und stellte mir vor, wie es wäre, mit ihm zusammen zu sein. Doch das würde wohl nur ein Wunschtraum bleiben. Ein Mann wie Michi stand sicher auf ganz andere Frauen. Auf Rechtsanwältinnen oder Ärztinnen. Auf jeden Fall nicht auf eine kleine Verlagsangestellte wie mich.
    Ich seufzte und drehte mich zur Seite. Und endlich fiel ich in einen tiefen und traumlosen Schlaf.
    Es war schon fast Mittag, als ich wach wurde. Flott zog ich mich an und ging ins Haupthaus. Dort saß Michi mit meinem Vater am Tisch und unterhielt sich mit ihm über Fußball. Unsere Nachbarin Julia stand am Herd. Sie hatte von der Geburt des Kälbchens gehört und zur Feier des Tages eine ihrer Spezialitäten für uns gekocht: Hackbratenzweierlei in einer Rotweinsoße mit Kartoffelbrei und Butterbohnen.
    Der Duft des Essens zog verführerisch durch meine Nase.
    »Guten Morgen, Lene«, begrüßte Michi mich strahlend. »Dein Vater und eure Nachbarin haben mich zum Essen eingeladen.
    »Ich habe schon gehört, dass ihr beiden heut Nacht erstklassige Geburtshelfer abgegeben habt«, sagte Julia lächelnd in meine Richtung.
    »War alles halb so wild«, antwortete ich bescheiden.
    Es gefiel mir, dass Michi mit uns am Tisch saß. Er langte beim Hackbraten ordentlich zu. Und von der Nachspeise konnte er gar nicht genug bekommen. Julia hatte ganz nebenbei noch ausgebackene Apfelringe mit Zimt gezaubert. Dazu gab es cremiges Vanilleeis. Michi sparte nicht mit Komplimenten für die Köchin. Bis Julia fast verlegen wurde.
    Nach dem Essen besuchten wir Elisabeth und Evita im Stall. Jetzt stand die süße Kleine schon recht sicher auf ihren Beinen.
    »Was passiert nun mit Evita?«, fragte Michi, während er das Kälbchen vorsichtig streichelte.
    »Sie wird hier am Hof bleiben und später Milch geben. Und wenn sie alt genug ist hoffentlich auch mal ein Kälbchen zur Welt bringen.«
    Michi schien mit dieser Antwort sehr zufrieden.
    »Du kannst sie jederzeit besuchen, wenn du möchtest«, bot ich an. Natürlich nicht ohne Hintergedanken. Und natürlich waren ihm meine Hintergedanken klar.
    »Werde ich machen.« Er grinste mich an.
    Dann schaute er auf seine Armbanduhr und seufzte. Es war Zeit für ihn, nach Hause zu fahren. Michi hatte bereits ein Taxi bestellt.
    War es das jetzt? Er würde gleich ins Taxi steigen, und das wars dann? Der Wagen fuhr bereits in den Hof. Ich wollte jedoch absolut nicht, dass er jetzt einfach
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