Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
Autoren: Angelika Schwarzhuber
Vom Netzwerk:
ausnahmslos blonden Bedienungen ein Getränk in die Hand. Na gut. Wenn ich schon mal hier war … Ich bemühte mich, den stechenden Blick des Künstlers auf dem Becher zu ignorieren, und nahm einen kräftigen Schluck. Hmm. Schmeckte ungewöhnlich, aber richtig fein.
    »Was ist das denn?« Ich musste fast schreien, damit die Bedienung mich verstand. Sie zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung. Irgendwas mit Schampus und so Beeren aus Südamerika.«
    Sie gab mir ein weiteres Becherchen, bevor sie in Richtung Theke verschwand. Ich schaute mich um. Das Licht im Raum war ziemlich heruntergedimmt. Nur die Ausstellungsstücke waren mit grellen Neonscheinwerfern beleuchtet. Etwas abseits interviewte Lissy Bormann, eine unserer freien Mitarbeiterinnen, den wie immer auf jugendlich getrimmten Künstler Severin. Sein Sohn Alwin stand neben den beiden und versuchte vergeblich, sich in die Unterhaltung einzubringen. Alwin war ein halbes Jahr mein Banknachbar in der vierten Klasse gewesen und eigentlich eine gute Seele. Wenn er nur nicht immer krampfhaft versucht hätte, in die Fußstapfen seines exzentrischen Vaters zu treten. Das war unmöglich und Alwin leider – oder glücklicherweise – nur ein müder Abklatsch des Alten. Jetzt hatte er mich entdeckt und winkte mir über die anderen Gäste hinweg zu, was bei seiner Größe von fast zwei Metern kein Problem darstellte. Ich winkte freundlich zurück. Irgendwie mochten wir uns.
    Severin erklärte Lissy inzwischen seine Scheckkarten-Werke, wobei er eindrucksvoll gestikulierte. Das Plastikgeld war aufgeschlitzt und zu seltsamen Gebilden zusammengesteckt. Ich konnte nicht viel damit anfangen. Einzig die Frage, ob das einmal alle seine eigenen Kärtchen waren, fand ich spannend. Ich beneidete Lissy nicht. Kein einfacher Job, sowohl über die Werke als auch über den Künstler zu schreiben, über den ohnehin in den letzten Jahrzehnten schon alles geschrieben worden war.
    Ich beschloss spontan, mir noch ein weiteres Becherchen mit dem köstlichen Getränk vom Tablett einer Bedienung zu nehmen, da zog der vertraute Duft von Michi und Davidoff Hot Water in meine Nase.
    »Lene!?«
    Ich drehte mich um. Michi stand hinter mir.
    »Was machst du denn hier?«, fragte er verwundert. Neben ihm Sabine.
    Moment! Was machte die denn hier? Scheinbar war sie noch flexibler, als ich dachte. Auch abends. Außerordentlich flexibel und freundlich. Zu Michi. In meine Richtung wirkte ihr Lächeln etwas kühl und erinnerte mich an den kleinen Eskimo, der in den Tiefen meiner Tasche schlummerte. Dabei hatte sie ihren Job nur mir zu verdanken.
    Plötzlich war ich glücklich, Michi zu sehen. Sehr glücklich sogar. Er sah einfach umwerfend aus, und ich war froh, dass Claudia mich hergeschickt hatte. Ich würde alles wieder in Ordnung bringen, und Sabine durfte Feierabend machen.
    »Michi, bitte, können wir kurz reden? Nur wir beide?«
    »Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist.« Er lächelte zwar, aber es war die Sorte von Lächeln, die er immer dann aufsetzte, wenn er eigentlich nicht lächeln wollte.
    Er war eindeutig eingeschnappt. Und ich konnte das sogar verstehen. So, wie ich ihn heute behandelt hatte, das steckt wohl kein Mann so schnell weg. Aber aufgeben kam nicht infrage! Ich überlegte krampfhaft, wie ich ihn doch noch überreden konnte, da fiel sein Blick auf meinen Ausschnitt. Oder besser gesagt, in meinen Ausschnitt. Augenblicklich wurden seine Gesichtszüge weicher. Das war die Gelegenheit! Wenn nicht jetzt, wann dann?
    »Bitte. Nur eine Minute, Michi!« Er lächelte plötzlich. Sein echtes Lächeln. Mir fiel ein zentnerschwerer Stein vom Herzen. Und ich wusste, dass jetzt alles gut werden würde.
    »Na gut, Lene … Sabine, entschuldige uns bitte kurz.«
    »Du wolltest mir doch was zu trinken besorgen, Michael«, wandte sie schmollend ein. Sabine hatte offensichtlich etwas dagegen, dass wir eine Minute allein miteinander verbrachten.
    »Hier. Nimm das. Schmeckt ausgezeichnet!« Ich drückte ihr meinen Becher in die Hand und folgte Michael. Die bösen Blicke, die sie mir hinterhersandte, spürte ich wie Messerstiche in meinem Rücken.
    Wir gingen in ein Nebenzimmer und schreckten dort eine ältere Dame und einen jungen Mann auf, die wild miteinander geschmust hatten. Ich wusste, dass die beiden glücklich verheiratet waren, allerdings nicht miteinander. Mit glühenden Wangen und dem Versuch einer abstrusen Erklärung flohen sie aus dem Raum. Endlich waren Michi und ich alleine. Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher