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Liebeskuenste

Liebeskuenste

Titel: Liebeskuenste
Autoren: Cara Bach
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ausgeleuchtet, und das nächste hängt zu tief. Karen, die Mitarbeiterinnen und ich bemühen uns nach Kräften, ihren hohen Ansprüchen gerecht zu werden.
    Es ist bereits dunkel, als sich alle Bilder am richtigen Platz befinden, alle Lichter funktionieren und alles seine Ordnung hat.
    Morgen Abend um acht Uhr erwarten wir eine illustre Gästeschar. Prominente, Kritiker, Medienvertreter und Kunstschaffende werden dann unsere kleine Galerie in der Szene und hoffentlich darüber hinaus bekannt machen.
    »Heute Nacht kann ich vor Aufregung bestimmt nicht schlafen«, raune ich Karen zu, als wir uns von Xenia und ihrer Entourage verabschieden. Die Fotografin, die es gehört hat, streichelt mir dabei über die Wange und beruhigt mich:
    »Kindchen, Sie und Ihre Helfer haben alles perfekt im Griff. Machen Sie sich keine Gedanken! Es wird ein großer Erfolg werden, ich spüre es!« Dann schwebt sie davon, zierlich und anmutig wie eine Elfe.

    In dieser Nacht mache ich kein Auge zu. Wenn Xenia recht hat und die morgige Vernissage ein Erfolg wird, werden andere große Künstler in unserer Galerie ausstellen und uns ihre Kunstwerke zum Verkauf überlassen wollen. Aber wenn die Ausstellung floppt … Ich wage nicht, mir diese Katastrophe auszumalen. Ich versuche mich zu erinnern, ob Xenia schon einmal einen Misserfolg zu verzeichnen hatte, aber mir fällt keiner ein. Diese Veranstaltung muss unser Durchbruch werden. Und da ich so viel Pech in der Liebe habe, sollte morgen eigentlich alles gut werden.
    Unwillkürlich muss ich an Onkel Harry denken, den ich immer noch schmerzlich vermisse. Er würde mir anerkennend auf die Schulter klopfen und meinen Einsatz loben. In kurzer Zeit habe ich vieles erreicht, von dem ich noch vor einigen Monaten nicht einmal zu träumen wagte. Die kleine Kunststudentin hat sich zur arbeitsamen Geschäftsfrau gemausert.
    Bei all diesen Überlegungen fallen mir schließlich doch die Augen zu.

    Am nächsten Morgen wecken mich tanzende Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht.
    Energiegeladen beginne ich den Tag mit einem guten Frühstück – eine Mahlzeit, für die ich mir sonst kaum Zeit nehme, die ich dafür bei den seltenen Gelegenheiten umso mehr genieße.
    Danach durchstöbere ich meinen Kleiderschrank. Das rote Seidenkleid ist eindeutig zu sexy, die Sommerkleider zu wenig glamourös und eine Abendrobe zu aufgetakelt. Nach und nach breite ich ein Kleidungsstück nach dem anderen auf meinem Bett aus und entscheide mich zum Schluss für das blaue Kostüm, eine weiße Bluse, Perlenkette und Perlohrringe. Nichts Auffälliges, sondern nüchtern und geschäftsmäßig.
    Bevor ich unter die Dusche springe, telefoniere ich noch schnell mit Karen, Xenia und anschließend mit deren Agenten. Alle sind in Hochstimmung; alle fiebern dem abendlichen Event entgegen.
    Am Nachmittag stecke ich mir die Haare zu einem lockeren Chignon und creme mich von Kopf bis Fuß mit einer nach Bergamotte duftenden Lotion ein. Besondere Sorgfalt lege ich auf mein Make-up, das gleichzeitig dezent und strahlend wirken soll. Ich lackiere mir Zehen- und Fingernägel in einen unauffälligen Nude-Ton und schminke die Lippen farblich passend.
    Nachdem ich angekleidet bin, drehe ich mich vor dem Spiegel und betrachte mich kritisch von allen Seiten. Durch die Frisur und die strenge Kleidung wirke ich zwar ein wenig älter, aber auch reifer und erfahrener, was sich heute vielleicht als Vorteil erweist. Noch ein Hauch von Parfüm, dann bin ich bereit für das große Ereignis.

    Schon von weitem funkeln mir die Lichter der hell erleuchteten Galerie entgegen. Karen erwartet mich bereits voller Ungeduld. Ihr roter Schopf ist heute gebändigt durch ein schwarzes Stirnband, mit dem sie ihre Haarflut aus dem Gesicht gebunden hat. Für ihre Verhältnisse ist sie sehr schlicht gekleidet, ein kleines schwarzes Cocktailkleid und darüber eine farbenfrohe, offene Seidentunika mit passendem Modeschmuck. Sie sieht fantastisch aus, sehr weiblich und ein wenig mondän.
    Wie ein General dirigiert sie die Angestellten von Feinkost-Obermeir, die fahrbare Kühlschränke für die Getränke hereinschieben. Eine Kiste Wein nach der anderen wird darin verstaut. Dazwischen eilen junge Mädchen in schwarzen Kleidern mit adretten Schürzchen hin und her und lagern große Silbertabletts im Hinterzimmer und Büro ein. Jede Einzelne ist attraktiv und ein wahrer Blickfang. Keine Frage, heute Abend werden nicht nur Xenias Fotografien bewundernde Blicke ernten.
    Dann trifft die
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