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Liebeskuenste

Liebeskuenste

Titel: Liebeskuenste
Autoren: Cara Bach
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der Galerie, als Karen eintrifft. Ein Blick auf meine düstere Miene genügt, und sie weiß, dass der gestrige Abend nicht gut gelaufen ist.
    »Willst du darüber reden?«, fragt sie, während sie Kaffee und Butterbrezeln auf den Tisch stellt.
    Stockend berichte ich von dem Ball und der folgenschweren Unterhaltung.
    Karen schüttelt den Kopf: »Also wirklich, Gina. Du bist schlimmer als ein Sherman-Panzer. Der reinste Männerzerstörer!« Sie beißt herzhaft in ihre Laugenbrezel. Während sie kaut, meint sie: »So kriegen wir dich nie unter die Haube, Mädchen.«
    »Mach dich nur über mich lustig! Du ruinierst ja nicht eine Freundschaft nach der anderen.«
    »Na ja, Freundschaft kann man deine Affäre mit dem Farbkleckser ja nicht gerade nennen!« Heute Morgen ist Karen in Angriffslaune. »Hat sich der feine Herr eigentlich noch mal bei dir gemeldet?«
    »Nein!« Missmutig schlürfe ich meinen Kaffee. »Von dem höre ich bestimmt nie wieder! Alle geschäftlichen Angelegenheiten erledigt jetzt seine Agentin für ihn.«
    »So soll es sein.« Meine Freundin nickt zufrieden. »Der Mann ist die Pest! Sage ich dir nicht ständig, dass du ihn dir aus dem Kopf schlagen sollst? Ich verstehe dich nicht. Max ist ein gut aussehender Typ, gebildet, angenehm und in deinem Alter. Und was tust du? Du vergraulst ihn und hängst dein Herz an einen Kerl, der dein Vater sein könnte!«
    »Jetzt übertreib mal nicht! Er ist etwa dreizehn Jahre älter als ich!«, entgegne ich verärgert.
    »Sag ich doch. Ein alter Sack.« Karens Augen funkeln vor Abneigung.
    »Was müssen wir noch für Xenias Ausstellung organisieren?«, versuche ich dem Gespräch eine andere Wendung zu geben.
    Sofort ist Karen ablenkt: »Es müssen noch Getränke bestellt werden, und ich war mir nicht sicher, ob Xenia ein Büfett wünscht oder ob wir Bedienungen mit Tabletts herumgehen lassen. Was denkst du?«
    »Die Idee mit den Tabletts gefällt mir gut. Wie wäre es, wenn wir beide heute Nachmittag einen Abstecher zu Feinkost- Obermeir machen und uns beraten lassen?«
    »Genial! Das machen wir!« Karen ist Feuer und Flamme.

    Am späten Nachmittag schauen wir uns bei Münchens bestem Feinkosthändler um. Ein freundlicher Verkäufer begleitet uns durch die schier endlosen Regalreihen mit den edelsten Weinen und Champagnersorten. Ratlos stehen wir vor dieser Auswahl an exklusiven Getränken. Xenias Agentin hat uns ein großzügiges Budget bewilligt, um die Gäste in erlesenem Rahmen bewirten zu können. Nach beinahe zwei Stunden haben wir uns entschieden.
    Dann werden wir ins Bistro gebeten, wo man uns Kopi-Luwak-Kaffee und winzige Gebäckstücke serviert, die so zart sind, dass sie auf der Zunge zergehen. Der Verkäufer bringt uns lange Listen mit Fingerfood-, Canapé- und Amuse-Gueule-Vorschlägen. Manche Bezeichnungen sind so exotisch, dass ich nicht weiß, was dahintersteckt. Doch der Kundenberater klärt uns darüber auf, welcher Wein zu welcher Speise passt und welches Petit Four mit welchem Champagner harmoniert.
    Nachdem wir die Bestellliste abgezeichnet haben, erhält jede eine kleine Schachtel mit ausgesucht feinen Pralinen als Geschenk, und wir ziehen beglückt davon.

    Von nun an widmen wir all unsere Zeit und Energie der Vorbereitung von Xenias großer Schau.
    Eine Reinigungsfirma rückt mit drei Arbeitern an, die die Galerie auf Hochglanz bringen. Fenster, Spiegel, Fußboden, die wenigen Möbel, alles funkelt und blitzt vor Sauberkeit.
    Wir ordern Blumen, kleine Sträuße aus Wald- und Wiesenblumen, nichts Großes, Aufdringliches, das die Aufmerksamkeit der Gäste von Xenias Werken ablenken könnte.
    Dann werden die Spots angebracht und die Rahmen geliefert. Es bleibt nicht mehr viel Zeit bis zum großen Tag.
    Da ich nun von morgens bis abends beschäftigt bin, fehlt mir die Zeit, über Roman, Max oder den Streit mit meinen Eltern nachzudenken. Es ist einfach zu viel zu erledigen, zu vieles muss noch besorgt, geregelt und fertiggestellt werden, als dass ich mir den Kopf über mein zerrüttetes Liebesleben zerbrechen könnte.

    Zwei Tage vor Ausstellungseröffnung rücken Möbelpacker mit Kisten an. Darin, sorgfältig in Holzwolle, Seidenpapier und Styroporflocken verpackt, die Kunstwerke. Xenia, ihre Agentin und die Assistentinnen stehen bereit, um das Auspacken und Aufhängen der Bilder zu überwachen. Wie erwartet, ist die Künstlerin schwer zufriedenzustellen. Mal gefällt ihr die Position des einen Bildes nicht, mal ist ein anderes nicht richtig
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