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Lieber Onkel Ömer

Titel: Lieber Onkel Ömer
Autoren: dtv
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klingt als »Plastikflasche«!
    Und wenn die Deutschen mal was machen, dann machen sie das extrem gründlich, das weißt Du ja! Sie gründeten überall in Alamanya
     sofort Tausende von Integrationskursen und hetzten die Mitarbeiter der Ausländerbehörde auf uns arme Menschen los. Sogar zu
     uns sind sie gekommen.
     
    Als der Mann bei mir klingelte, hielt ich ihn für einen lästigen Hausierer und hab ihn rausgeschmissen. Denn genau |239| in dem Moment hatte ich mal wieder einen großen Krach mit Eminanim. Sie quengelte schon den ganzen Tag rum:
    »Osman, lass uns doch endlich mal ausgehen, verdammt!«
    Ich sagte:
    »Ich hab aber überhaupt keinen Bock dazu, ich will zu Hause bleiben!«
    Sie meckerte:
    »Ich will heute endlich mal wieder andere Menschen sehen und nicht nur dein dummes Gesicht!«
    Ich tobte:
    »Ich will heute endlich mal wieder Chämpiänsliig sehen und nicht ständig dieses blöde Koch-Duell!«
    Und am Ende keifte sie total wütend:
    »Osman, jetzt habe ich die Nase endgültig voll von dir! Ich werde heute kein einziges Wort mehr reden, damit das klar ist,
     du Mistkerl!«
    Ich war natürlich nicht minder beleidigt und rief:
    »Eminanim, ich werde erst recht kein Wort mehr sagen! Basta!«
     
    Als der vermeintliche Hausierer also in unserer Tür stand, befanden wir uns in der wundervollen Ausnahmesituation, überhaupt
     nicht mehr miteinander zu reden. Da ich wegen meines Schweigegelübdes nicht mal »wir kaufen nichts« sagen durfte, machte ich
     die berühmte Handbewegung, die jeder Idiot mit Sicherheit sofort als »Hau ab!« verstanden hätte. Aber nicht so die Ausländerbehörde!
    »Guten Tag, Herr Engin, mein Name ist Deutschmoser, ich bin Beamter bei der Ausländerbehörde. Wir haben aus zuverlässiger
     Quelle einen vertraulichen Hinweis bekommen |240| , dass Sie dringend einen Integrationskurs besuchen müssen«, sagte er zu meiner großen Überraschung.
    »Was für’n Ding?«, moserte ich innerlich so laut, dass er es wohl fast hören konnte.
    »Einen Integrationskurs, In-te-gra-tions-kurs«, wiederholte er nämlich sofort.
    Ich schaute ihn ungläubig an.
    »Deutsch, Deutsch, du nix Deutsch, das seien große Problem«, erklärte er lautstark im Treppenhaus. Das Ganze war meiner Frau
     vor den Nachbarn zu peinlich, und sie schleppte den Mann schnurstracks in unser Wohnzimmer. »Frau Engin, du wenigstens Deutsch?«,
     fragte unser ungebetener Gast meine Frau.
    Eminanim lief knallrot an und schüttelte den Kopf. Sie hatte sich ja auch fest vorgenommen, schlechte Laune zu haben und nicht
     zu sprechen. Und ich hätte liebend gerne gewusst, wer uns wohl bei der Ausländerbehörde angeschwärzt hatte.
    »Nix gut Deutsch, nix gut Leben«, klärte Herr Deutschmoser meine Frau auf.
    Ich saß mit einer sehr schuldbewussten Miene wie ein Schuljunge ihm gegenüber auf dem Stuhl und schaute die ganze Zeit auf
     den Boden, um nicht loszulachen. Dadurch ermuntert, holte er noch weiter aus:
    »Nix gut Deutsch, nix gut Einkaufen bei Aldi«, belehrte er mich.
    Der Mann kannte unseren Supermarkt noch nicht. In dem Laden hatte man sogar schon die Kassiererinnen abgeschafft – und das
     neue Automaten-Deutsch beherrschte ich inzwischen absolut perfekt. Auch in dem Moment beherrschte ich mich und sagte weiterhin
     kein Wort.
    |241| »Frau Engin, nix gut Deutsch, nix gut Fernsehen«, wandte er sich wieder an meine Frau. Der Mann weiß nicht, dass wir zweiunddreißig
     türkische Sender haben.
    Eminanim blieb auch stumm wie ein Stein.
    »Herr und Frau Engin, ich sprechen, ich sagen und ihr nix kapieren. Aber ihr unbedingt müssen machen Integrationskurs. Müssen
     lernen deutsche Sprache, müssen lernen Deutschland. Müssen gehen jeden Tag Kurs! Sonst Strafe! Hier Anmeldung«, moserte Deutschmoser
     und verschwand.
     
    Lieber Onkel Ömer, um es kurz zu machen, vier Monate lang müssen wir nun regelmäßig diesen nervigen Integrationskurs besuchen!
    Am Montag waren wir zum ersten Mal dort. Eminanim ist überglücklich, dass ich nun vom deutschen Staat gezwungen werde, dreimal
     die Woche mit ihr auszugehen, und sie die interessantesten Menschen aus aller Welt kennenlernen, mit ihnen tratschen und Kochrezepte
     austauschen kann. Sie hat mithilfe der Ausländerbehörde ihr Ziel erreicht.
    Aber ich bin mittlerweile felsenfest davon überzeugt, dass es ein abgekartetes Spiel war und Eminanim mit dem Deutschmoser
     unter einer Decke steckt!
    Für die türkischen Import-Bräute und Import-Bräutigams aus den
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