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Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Titel: Lieber einmal mehr als mehrmals weniger
Autoren: Dieter Moor
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der kleine Büffel Miosch sein Verdauungsschläfchen hinter sich gebracht hatte, fand er, es sei nun an der Zeit, die Welt zu entdecken. Und sehr zum Leidwesen seiner Lebensretterin Alice war er der Ansicht, dass diese kleine zweibeinige Leihmutter eben doch kein adäquater Ersatz für 600  Kilo Mutterglück sein könne, welches er im Unterstand hatte zurücklassen müssen. Kurz, er begann, sehr charmant zwar, aber doch deutlich zu randalieren. Sein Stimmchen trötete durch halb Amerika, als er sich anschickte, doch mal die Vuvuzela-Variante in Anwendung zu bringen. Mit solcherlei Aktionen veranlasste er die in der Küche versammelte Gesellschaft, sich wieder ins Wohnzimmer zu begeben und Kriegsrat zu halten. Das Ergebnis war, dass Sonja beschloss, man könne es wagen, Miosch zu seiner Mutter in den Unterstand zurückzubringen. Diese Entscheidung wurde von den anwesenden Fachleuten wohlwollend kommentiert:
    Dieter: «Wenn du das so spürst, mein Schatz, dann machen wir das so.»
    Teddy: «Der gehört zu seine Mama, der Miosch, det sieht ’n Blinder.»
    Krüpki: «Nur die Harten komm’ in Garten!»
    Alice: «Ach mennoooo.»
    Müsebeck: «Na denn …»
    Jetzt stehen Teddy, Krüpki, Müsebeck und ich auf dem Hof vor der Terrassentür und warten, bis sie aufgehen würde. Sonja und Alice füttern Miosch nochmals mit aufgewärmter Muttermilch, damit er satt im Unterstand ankommt und sich Zeit lassen kann, herauszufinden, wo sich seine natürliche Milchausgabestelle befindet und wie sie funktioniert.
    «Wann willste denn mal endlich die Terrasse angehen, Dieter?», fragt Teddy. «Det mit die Treppe ist ja wohl so nicht gedacht, auf die Dauer, wa?»
    «Ach Teddy, ich weiß es nicht. Da war immer was anderes wichtig. Unterstände, Zäune, ein neuer Heuwender … Wir kommen und kommen einfach nicht dazu, auch noch für die artgerechte Haltung der Menschen zu sorgen.»
    Müsebeck grinst unter seinem Lederhütchen wissend vor sich hin und nickt.
    «Ach, det mit die Terrassen», kräht Krüpki. «Bleib mir bloß vom Leib mit die Terrassen, wa? Mach et nicht! Wozu denn? Kannst doch einfach die Holztreppe runter, die paar Schritte tun ja nicht weh, wa, und dann legste hier ’n paar Betonplatten in den Modder, stellst ’n schönen Tisch drauf, Wachstuch drüber, Stühle ran, fertig! Wat willst de denn mehr?»
    «Na ja», sage ich, «ein Dach überm Kopf zum Beispiel, damit man auch draußen sitzen kann, wenn’s mal regnet.»
    «Ja, ja, det kenn ich, det kenn ich.» Krüpki winkt ab und versucht seinen fliegenden Silberflaum zu bändigen. «Du tönst schon genau wie meine Lotte. Wisst ihr, wie det mit meiner Lotte war, als die ’ne Terrasse wollte? Also, det glaubt mir ja keiner, so bescheuert war dette. Wir hatten doch so ’nen schönen Sitzplatz vor dem Haus, wa? Direkt von der Küche durch die Hintertür, paar Stufen, so wie jetzt hier bei dir, und zack warste auf dem Sitzplatz. Einwandfrei. Aber meine Lotte! Meine Lotte beschwerte sich wegen der Stufen, das wär doch so schön, wenn man direkt, ohne runterzumüssen aus der Küche, also in einer Ebene, versteht ihr. Na, ich bin ja so doof, ich kann ja meiner Lotte keinen Wunsch abschlagen, wenn die mal so richtig wat will, ja? Denn spurt der alte Krüpki über kurz oder lang, wa?»
    «Kenn ich», sagt Teddy. «Die Weibsbilder tun immer sagen, wo’s langgeht, Dieter, wa?», fügt er an und blickt mich vielsagend an.
    «Da kannst du schon recht haben, Teddy», gebe ich zurück. «Aber das ist ja nicht zwangsläufig schlecht.»
    «Nee danke», winkt Teddy ab. «Kenn ich, anfangs gibt’s Küsse, zum Schluss nur Nüsse. Mein Motto ist: No women, no krei!»
    Müsebeck kratzt sich kurz am Hinterkopf, drückt sein verrutschtes Hütchen wieder in Position und sagt: nichts.
    «Siehste, Dieter, det hab ich mir ja auch gesagt, bei meiner Lotte», klinkt sich Krüpki wieder ein. «Die hat ja was in der Birne, die hat ja ’n Doktor gemacht, wa, sagte ich zu mir selber, und was meine Lotte da vorschlägt: na ja, besser wär das schon, wenn sie nicht immer die Stufen rauf- und runtermüsste, wenn sie mir ’n Bier rausbringt. Also, ich Bretter besorgt, schön Stützen im Boden verankert und ein astreines Podest gebaut. Mitsamt Geländer, damit keener runterfällt, wa. Herrlich, sag ich euch. Wir haben es wirklich genossen, wir sind viel öfter draußen gesessen, jetzt, mit dem neuen Podest.
    Bis meine Lotte draufkam, dass det mit dem Regen, wa, also immer die Reintragerei bei Regen,
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