Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lieber Dylan

Lieber Dylan

Titel: Lieber Dylan
Autoren: Siobhan Curham
Vom Netzwerk:
du, sie wird meine Einladung, hierherzukommen, annehmen? Am Telefon erschien sie ein bisschen zögerlich, was natürlich völlig verständlich ist. Aber wenn sie mich kennenlernen würde, könnte sie wenigstens sehen, dass ich immer nur dein Bestes wollte, und dann können wir hoffentlich alle Freunde werden? Du musst Nachsicht mit mir haben, Georgie, Geduld gehört wirklich nicht zu meinen starken Seiten. Ich möchte euch allen so gern helfen, und es frustriert mich so, hier hinter diesem Computer gefangen zu sein und nichts tun zu können, als einen Haufen Wörter hinaus ins Netz zu senden.
    Aufgeregt erwarte ich deine Antwort.
    Wie immer alles Liebe,
    Nan xx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Die neusten Schock-Nachrichten
    Datum: Samstag, 26. August, 14:22

    Hi Nan,
    du wirst die neuesten Nachrichten nicht glauben! Heute früh klingelte unser Telefon, und als Mum abhob, wurde ihr Gesicht buchstäblich so weiß wie ein Laken. Sogar ihre blauen Flecken schienen zu einem helleren Violett zu verblassen. »Er ist was?«, fragte sie und setzte sich auf einen der Küchenstühle. Er ist geflüchtet, war der erste Gedanke, der mir in den Sinn kam, also setzte ich mich ihr gegenüber und suchte in ihrem Gesicht nach Hinweisen. »Aber wie? Wo? Wann?«, fragte Mum, und ich konnte sehen, wie ihre Unterlippe anfing zu beben. Ich rannte hinüber zur Hintertür, schloss und verriegelte sie. Wie konnte er nur geflohen sein? Würden wir denn nie frei von ihm sein? Tränen traten mir in die Augen. Es war alles so unfair. »Vielen Dank, dass Sie mir Bescheid gesagt haben«, sagte Mum, nachdem sie der Person am anderen Ende eine Weile, die mir endlos vorkam, schweigend zugehört hatte. Vielen Dank! Wie konnte sie denen auch noch dafür danken, dass sie ihn schon wieder hatten laufen lassen?! Schockiert sah ich zu, wie sie versuchte, den Hörer aufzulegen. Ihre Hand zitterte so sehr, dass das gesamte Telefon auf den Boden knallte. »Was ist denn passiert?«, fragte ich mit quietschender Stimme. »Tony«, flüsterte sie, nachdem sie das Telefon aufgehoben hatte. »Er ist des versuchten Mordes angeklagt worden.«
    Oh Nan, es war ein so seltsames Gefühl, Übelkeit und Schock und Angst und dann   – und ich weiß, das hört sich vermutlich total schrecklich an   – Erleichterung. Erinnerst du dich an den Morgen, an dem unser Wasser abgeschaltet wurde und der Ton-Zerstörer von der Arbeit kam und das Fenster von seinem Taxi eingeschlagen und seine Hand ganz aufgeschürft war? Nun, allem Anschein nach hat er einen Fahrgast aus Somalia mitgenommen, und als der nicht genugGeld bei sich hatte, um den Fahrpreis zu bezahlen, ist der Ton-Zerstörer hinten in den Wagen gestiegen und hat ihn fast totgeschlagen. Die Polizei weiß, dass er es war, denn sie haben seine DNA an dem Opfer, und die Chancen, dass es nicht der Ton-Zerstörer war, stehen eine Trillion zu eins. Als sie ihn verhafteten, weil er Mum geschlagen hatte, nahmen sie eine DNA-Probe von ihm, und als sie die in ihren Computer eingaben, ergab sich eine Übereinstimmung mit dem Mann, der den Somali zusammengeschlagen hatte. Wie es aussieht, hat er den Mann halbtot liegen gelassen, und es wird befürchtet, dass er nie wieder laufen kann.
    Nachdem sie es mir erzählt hatte, ging Mum zur Hintertür, schob den Riegel zurück und öffnete sie. »Es ist vorbei«, sagte sie und wandte sich zu mir um, während die Tränen ihre Wangen hinunterliefen. »Es ist endlich vorbei.« Und dann umarmten wir einander ungefähr eine Stunde lang.
    Das ist also das Neuste, Nan. Ich melde mich wieder, wenn der Schock ein bisschen nachgelassen hat.
    Alles Liebe,
    Georgie xx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Re: Die neusten Schock-Nachrichten
    Datum: Samstag, 26. August, 17:05

    Du meine Güte   – ich wünschte, ich könnte behaupten, ich kann es nicht glauben, aber leider klingen deine neusten Nachrichten nur allzu sehr nach der Wahrheit. Schauder laufen mir den Rücken hinunter, wenn ich daran denke, dass du mit einem solchen Mann so lange im selben Haus gewohnt hast. Gott sei Dank hat er dich unddeine Mum nicht noch mehr verletzt, als er es getan hat. Wenigstens könnt ihr jetzt alle befreit von ihm leben. Ich habe mir solche Sorgen gemacht, dass er es schaffen würde, die Dinge zu verdrehen, und von dem Vorwurf, deine Mutter geschlagen zu haben, freigesprochen würde. In Fällen von Gewalt in der Familie hört man ja immer wieder, dass so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher