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Liebe ohne Schuld

Liebe ohne Schuld

Titel: Liebe ohne Schuld
Autoren: Catherine Coulter
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hat ihn begleitet. Aber weshalb? Was kann Evan Goddis von diesem Mann wollen? Geld scheint er doch wirklich nicht zu haben.«
    »Keine Ahnung«, bemerkte Arielle. »Ich habe gedacht, daß Etienne gleich nach der Beerdigung seines Vaters nach Frankreich zurückgekehrt ist.«
    »Das hat er ja vielleicht auch getan, doch jetzt ist er jedenfalls wieder da.« Gedankenvoll betrachtete Dorcas ihre Herrin. Das arme Kind hatte in den Händen dieses Monsters viel gelitten. Wann würde sie endlich wieder einmal lachen oder unter Leute gehen? Was hielt sie nur immer noch wie eine Gefangene in Rendel Hall? »Lord Rendel ist nun schon eine ganze Zeit tot, und ich hoffe nicht, daß Sie ihn ein volles Jahr betrauern wollen.«
    Arielle betrachtete ihr blaßgelbes Musselinkleid. Trauerkleidung konnte man das doch wirklich nicht nennen. Für sie war es die Farbe der Freude. Dorcas war der einzige vertraute Mensch, der ihr geblieben war. Von Nesta hatten sie immer wieder nur kurze Mitteilungen erhalten, in denen jedoch von Heimreise nicht die Rede gewesen war.
    Schließlich erhob sich Arielle und ging zu den hohen Bogenfenstern hinüber, von wo aus sie die abfallende Wiese vor dem Haus überblicken konnte. Alles, was sie sah, gehörte jetzt ihr. Sie war zwar nicht übermäßig reich, doch vermögend genug, um zu tun, was ihr gefiel. Jedenfalls behauptete das der Verwalter, Harold Jeweils, bei ihren regelmäßigen Montagsbesprechungen. Vor zwei Wochen erst hatte er sie aufgefordert, doch einmal nach London zu fahren und sich ein wenig zu amüsieren, doch sie hatte ihn nur angestarrt. Nein, sie konnte nicht wegfahren. Noch nicht. Sie hatte noch zuviel Angst und schämte sich zu sehr. Die Leute würden sie durchschauen und die Wahrheit in ihren Augen lesen. Nein, das konnte sie noch nicht ertragen. Sie konnte noch keinem Mann gegenübertreten, und der Gedanke daran, wie sie sie behandeln, sie ansehen würden, war ihr zuwider. Selbst die Gegenwart des dürren, glatzköpfigen und durchaus harmlosen Mr. Jeweils konnte sie nur mit Mühe verkraften.
    Mit etwas gezwungenem Lächeln wandte sie sich an Dorcas. »Ich werde ein wenig ausreifen. Die arme Mindle hatte seit zwei Tagen keine Bewegung mehr, und ich möchte den Sonnenschein ausnützen.«
    »Nehmen Sie aber einen Begleiter mit!« rief Dorcas ihr nach.
    »Ja, ich werde Geordie mitnehmen.« Sogar auf ihrem eigenen Besitz fürchtete sich Arielle. Die Angst vor ihrem Halbbruder kam ihr manchmal geradezu lächerlich vor, doch sie konnte sie nicht abstellen. Und jetzt war auch noch Etienne aufgetaucht. Weshalb hatten sich denn nicht alle ihre Ängste mit Paisleys Tod in Luft aufgelöst? Was konnte Evan ihr eigentlich anhaben? Oder gar Etienne? Eigentlich gar nichts, doch die Furcht blieb bestehen und lähmte sie.
    Nachdem Geordie Mindle gesattelt hatte, half er Arielle hinauf. »Ich bin gleich fertig.«
    »Lassen Sie sich Zeit«, antwortete Arielle, während sie ihrem Stallmeister nachsah. Er war Schotte und stammte aus Glasgow. Obwohl er ziemlich klein war, war er so drahtig und stark, daß er mit Leichtigkeit das Genick eines Mannes brechen konnte. Und er war ihr treu ergeben. Sie hatte fast alle ehemaligen Angestellten ihres Mannes nach dessen Tod entlassen, weil sie ihm ergeben gedient hatten und nicht ihr. Nur den Butler Philfer hatte sie behalten, allerdings nicht aus Sympathie, sondern weil er zu alt war, um noch eine Stellung zu finden, und außerdem keine Familie besaß.
    Wenn Arielle ausritt, mied sie unwillkürlich die nähere Umgebung von Leslie Farm. Ob Etienne wohl bei Evan wohnte? Und aus welchem Grund? Schaudernd erinnerte sich Arielle an die Stunden, nachdem die Beerdigung vorüber und das Testament verlesen worden war. Etienne hatte im düsteren Wohnraum auf sie gewartet und sofort hatten wieder die Bilder jener Nacht vor ihr gestanden.
    »Sie werden uns morgen verlassen, Etienne«, hatte sie gesagt, doch er hatte sie nur lange angesehen.
    »Ich möchte, daß Sie mich heute nacht noch einmal verwöhnen, Arielle. Mein Vater hat mir eine Nacht mit Ihnen versprochen, und die will ich haben! Wir können es auch jetzt gleich tun. Kommen Sie mit nach oben, in mein Zimmer!«
    Schweigend hatte sie ihn angestarrt. Niemand konnte ihr jetzt noch befehlen. Paisley war tot, und sie war frei. »Niemals, Etienne!«
    Er hatte sie ehrlich verwirrt angesehen. »Aber weshalb denn nicht? Ich bin doch nicht mein Vater! Ich habe Sehnsucht nach Ihnen und möchte Ihren Körper genießen. Es wird Ihnen
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