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Liebe, lebenslänglich

Liebe, lebenslänglich

Titel: Liebe, lebenslänglich
Autoren: Ursula von Arx
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abschließen würde wie der Vater.
    Hat er sein Kind vielleicht mit zu großen Erwartungen beladen? »Ach was, das war ja vor allem die Pötyi, die den Abschluss wollte. Bence hat das Jurastudium vom ersten Tag an gehasst. Er wollte Theaterwissenschaft studieren. Aber ich sagte zu ihm: ›Damit kannst du keine Familie ernähren.‹ Und was die Tante betrifft, sagte ich: ›Mach, was sie von dir will. Du musst parieren.‹«
    Er bedauert diesen Ratschlag bis heute nicht. Bence sei erwachsen und übernehme die Verantwortung für sein Handeln. »Bence ist kein Softie, und er war es auch der Tante gegenüber nicht. Die versuchte ja sogar, ihm seine Verlobte madig zu machen, so eine Sonderschullehrerin , sagte sie voller Verachtung. Da klopfte Bence aber auf den Tisch.«
    So spricht ein stolzer Vater über seinen Sohn. Er bestärkt seine Überzeugung, indem er jede freie Minute damit verbringt, das Tatmotiv zu zerpflücken und die Indizien zu widerlegen, die seinen Sohn hinter Gitter brachten. Lange kann er referieren, kein Detail des Urteils hält seiner Analyse stand. Wenn ein Vater um die Freiheit seines Sohnes kämpft, dann kämpft er zugleich um seine eigene Freiheit.
    Auch der Sohn gibt den Kampf nicht auf. Er kann gar nicht anders, als sich zu widersetzen und darauf zu hoffen, dass das Leben im Gefängnis ein vorübergehendes ist. Er sagt: »Wenn mein Vater sterben würde, bevor ich hier rauskomme, dann wäre das der Supergau.« Um anschließend zu betonen, Freiheit sei kein absoluter Wert, er halte an seiner Unschuld fest.
    Bence Toth erinnert sich an den Moment, als um den sechzigsten Verhandlungstag herum sein Verteidiger zu ihm kam mit der Nachricht, der Staatsanwalt lasse mitteilen, er könnte sich allenfalls mit »Totschlag im Affekt« anfreunden. Wäre er, Bence, damals auf dieses Angebot eingegangen, wäre er heute wohl schon wieder auf freiem Fuß. Stattdessen ließ er ausrichten: Der Herr Staatsanwalt könne ihn am Arsch lecken, er solle bitte ermitteln und nicht verhandeln.
    Er habe in jenem Moment auch an seinen Vater gedacht. Der würde sich ja bestimmt freuen, seinen Sohn wieder in die Arme schließen zu können. Aber zu diesem Preis? »Es gibt Dinge, die sind bedeutender als das eigene Leben«, sagt Bence Toth. »Die Wahrheit, innere Stärke, Liebe.«
    Es klingelt. Die Tür geht auf. Ein Mann in grüner Uniform streckt den Kopf in das Zimmer, in dem wir uns während drei Stunden und 45 Minuten ungestört unterhalten durften. Eine Sonderbewilligung, jetzt ist die Zeit um. Noch zwei Fragen:
    Was wünscht er sich für seinen Vater?
    »Dass er seinen Sohn zurückbekommt.«
    Und was wünscht er sich für sich?
    »Dass mein Vater seinen Sohn zurückbekommt.«
    Ein kurzer, starker Händedruck, Bence Toth wird abgeführt.
    ***
    www.LuL.to

DANK
    Ganz herzlich möchte ich mich bei den Gesprächspartnern bedanken für das Vertrauen und die Zeit, die sie mir geschenkt haben.
    Danken möchte ich auch all jenen, die mir bei der Anbahnung von Kontakten und Terminen behilflich waren: Edwin Enderlein, Johann Fink, Vanessa Käser, der Redaktion des »Nachtcafé«, Sonja Neffati, Ilse Pogatschnigg, Oberregierungsrat Roland Retzbach, Anuschka Roshani und Martin Thüring.
    Ganz herzlichen Dank dem Verlag Kein & Aber, allen voran möchte ich mich bei meiner Lektorin Sara Schindler bedanken, für die sehr kompetente und fröhliche Zusammenarbeit, bei Sophie Dezlhofer und Susanne von Ledebur fürs Mitdenken und natürlich sehr bei Peter Haag für das freundschaftliche Vertrauen.
    Ich danke außerdem Alexander, Anna, Christian, Eva, Frank, Franziska, Gilbert, Grit, Guido, Heidi, Inga, Jonas, Karin, Lilli, Lilo, Louis, Norina, Maja, Muriel, Philipp, Pia, Rachel, Regula, Silvia, Stephan fürs Mitdenken, für Zuspruch, Begeisterung und Freundschaft. Und ein großes Dankeschön an Urs und Constantin fürs Gegenlesen.

Alle Rechte vorbehalten
Copyright © 2013 by Kein & Aber AG Zürich – Berlin
Coverillustration: Stephanie Franziska Scholz, http://stephanie-f-scholz.com
Autorenfoto: Anita Affentranger
eBook ISBN 978-3-0369-9244-0

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